Bei den drei Todesopfern handelt es sich um Mitglieder eines kurdischen Gemeindezentrums

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Paris – Im Zentrum von Paris ist es am Freitagmittag zu einem Angriff mit einer Schusswaffe gekommen. Dabei wurden drei Menschen getötet und mindestens drei weitere verletzt. Die Polizei hat einen 69-jährigen Franzosen festgenommen. Der Angriff ereignete sich in der Gegend südlich des Gare du Nord in der Rue d'Enghien in einem kurdischen Gemeindezentrum und einem gegenüberliegenden Restaurant.

Video: Polizei und Feuerwehr am Tatort nach der Schießerei in Paris.
DER STANDARD

Wie die Staatsanwaltschaft Paris am Freitagmittag mitteilte, leitete sie Untersuchungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt ein. Sie bestätigte zudem, dass der Mann den Behörden bekannt war. Der Sender "BFM TV" hatte berichtet, dass der mutmaßliche Täter bereits vor einem Jahr ein Migrantencamp angegriffen habe. Zudem habe er 2016 und 2021 zwei versuchte Morde mit rassistischem Hintergrund begangen, berichtet die Zeitung "Libération" .

Einen solchen untersucht die Staatsanwaltschaft auch diesmal. Das exakte Tatmotiv sei aber noch nicht bekannt, sagte Innenminister Gérald Darmanin am Nachmittag. Man gehe davon aus, dass der Tatverdächtige allein gehandelt habe. Darmanin sagte, der mutmaßliche Attentäter sei zwar amtsbekannt, aber nicht für politischen Extremismus. Man werde der Sicherheit der kurdischen Community in Frankreich verstärkte Aufmerksamkeit widmen. "Die Kurden in Frankreich waren das Ziel eines niederträchtigen Angriffs mitten in Paris", schrieb Macron am Freitagabend auf Twitter. Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen.

Am Nachmittag kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und Polizei.
Foto: EPA / Teresa Suarez

Am Nachmittag kam es Zeitungsberichten zufolge zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Pariser Polizei, die Tränengas eingesetzt habe, nachdem sie mit Gegenständen beworfen worden sei. Auch in Wien kamen Kurdinnen und Kurden nach dem Anschlag zusammen, wie ein auf Twitter gepostetes Video zeigt.

Tote waren Mitglieder des kurdischen Gemeindezentrums

Bei den drei Todesopfern handelt es sich um drei Mitglieder des kurdischen Gemeindezentrums, wie ein Anwalt der Institution mitteilte. Als "zutiefst schockierend" bezeichnete der Rat der kurdischen Gesellschaft in Österreich (Feykom) den Angriff. Schließlich habe er an einem Ort stattgefunden, an dem sich nach Europa geflüchtete Kurden "in Sicherheit wähnten".

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Mehrere Schüsse

"Es gab sieben oder acht Schüsse", berichtete eine Ladenbesitzerin aus einem benachbarten Gebäude der Nachrichtenagentur AFP. "Es herrschte totale Panik, wir haben uns im Haus eingeschlossen." Die Rue d'Enghien ist eine kleine Straße mit vielen Restaurants nicht weit von den großen Boulevards mit ihren bekannten Kaufhäusern. Feuerwehr und Rettungskräfte waren im Einsatz.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo dankte auf Twitter den Einsatzkräften. Ihre Gedanken seien bei den Opfern und deren Familien: "Wir sind an ihrer Seite." Den Täter bezeichnete sie als "rechtsextremen Aktivisten". Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron sprach am Abend von einer "abscheulichen Attacke" im Herzen von Paris.

(red, APA, Reuters, 23.12.2022)