Rund 20.000 Tonnen Take-away-Verpackungen landen in Österreich jährlich im Müll.

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Sushi in der Plastikbox, Pizza im Karton, Curry im Pappbecher – und alles zusammen nochmal in einem Papiersack verstaut. Wer Essen bestellt, bestellt meist auch viel Müll. Das Umweltministerium geht davon aus, dass jedes Jahr rund 20.000 Tonnen Einweggeschirr und To-go-Verpackungen im Müll landen. Immerhin ist immer weniger davon, zuletzt ein Drittel, aus Kunststoff, denn die EU hat viele Arten von Einwegplastik, etwa in Form von Besteck, bereits verboten.

Trotzdem ist der Einwegmüll in der Gastronomie ein Problem. Auch Papier, Pappe und Karton benötigen in der Herstellung große Mengen Energie. Recyceln lassen sich die in der Regel mit Kunststoff beschichteten Verpackungen nur schwierig. Auch fettige Pizzakartons sind ein Fall für den Restmüll – und damit für die Müllverbrennungsanlage.

Gesetze gegen die Müllflut

Immer mehr Staaten versuchen deshalb, mit Gesetzen den Boom von Lieferessen in grüne Bahnen zu leiten. Portugal hat mit Juli eine Abgabe auf Einwegverpackungen aus Kunststoff eingeführt, ab Jänner gilt diese auch für solche aus Aluminium. In Frankreich darf Essen zum Verzehr vor Ort ab Jänner nicht mehr in Einwegverpackungen serviert werden – was vor allem Fastfood-Ketten trifft.

Restaurants, Caterer und Kantinen in Deutschland müssen mit 2023 wiederum Mehrwegbehälter für Essen und ausgeschenkte Getränke bereithalten. Ein Aufpreis ist nicht erlaubt, Pfand schon. Ausnahmen gibt es für kleinere Geschäfte und Lokale in denen weniger als fünf Personen arbeiten und die eine Ladenfläche von weniger als 80 Quadratmetern haben, etwa Imbissstände. Keine Ausnahme gibt es für Ketten – sie müssen Mehrweggeschirr anbieten, da im Unternehmen insgesamt mehr als fünf Beschäftigte arbeiten.

In Frankreich dürfen Fast-Food-Ketten für den Verzehr vor Ort kein Einweggeschirr mehr ausgeben. McDonalds experimentierte bereits mit abwaschbaren Behältern.
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Die neue Regelung in Deutschland freut Unternehmen wie Vytal. Das Kölner Start-up ist nur eine von vielen Firmen, die Mehrwegverpackungen für die Gastronomie anbieten. Nach der Registrierung in einer App können sich Kundinnen und Kunden Pizza, Curry und Burger bei teilnehmenden Restaurants auch in einem wiederverwendbaren Vytal-Behälter abholen oder liefern lassen. Innerhalb von zwei Wochen muss dieser bei einem Partnerbetrieb retourniert werden, wo das Gefäß gewaschen und wieder ausgegeben wird.

Großer Umschlag

400.000 Behälter sollen laut Vytal bereits im Umlauf sein, von denen jeder im Schnitt bereits 17- bis 18-mal verwendet wurde. Hunderte Male könne ein Behälter grundsätzlich benutzt werden, sagt Peter Simon von Vytal. Klimafreundlicher als das Einwegprodukt sei die Mehrwegalternative bereits nach der zehnten Verwendung.

"Umdrehungen" nennt Simon diese Zyklen – und damit das System effektiv ist, muss es sich schnell drehen. Die 14-tägige Rückgabefrist sei absichtlich knapp bemessen, damit die Behälter nicht wie Plastikgeschirr in Küchenladen verstauben. Nur wenn sie im System sind, können sie Einweggebinde ersetzen. "Das Ziel ist, dass alle Behälter schnell zurückkommen", sagt Simon. Deshalb gibt es auch nach der Frist noch einen Teil der Gebühr zurück.

4500 Partnerbetriebe hat Vytal bereits, davon 300 in Österreich, die meisten in Wien. Als Nächstes soll Graz folgen.

Viele Systeme, ähnliches Konzept

Beim österreichischen Unternehmen Skoonu ist das System ähnlich: Hier haben Kundinnen und Kunden 21 Tage Zeit für die Rückgabe, gewaschen wird zentral. Mycoffeecup spezialisiert sich wiederum auf Kaffeetassen und betreibt in Wien mehrere Rückgabeautomaten.

Insgesamt produziert Österreich jedes Jahr rund eine Million Tonnen Plastikmüll. Aufs Ganze umgerechnet ist der Anteil von Take-away-Verpackungen am Müllaufkommen gering. Doch er ließe sich leicht vermeiden. Derzeit prüfe man, ob auch in Österreich ein verpflichtendes Mehrwegangebot im Take-away-Bereich kommen solle, heißt es auf STANDARD-Anfrage aus dem Klimaschutzministerium. Dabei beobachte man auch, wie wirksam die Regelung in Deutschland ist. (Philip Pramer, 26.12.2022)