Feuerzeug, Kerzen, Getränke und Lebensmittel gehören in jeden Haushalt, um gegen einen Blackout gewappnet zu sein.

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Es ist wohl eine der ungemütlichsten Vorstellungen abseits von Krieg und anderen Katastrophen: stundenlang, womöglich tagelang ohne elektrische Energie auskommen zu müssen, weil das Stromnetz wegen Überlastung zusammengebrochen ist. Warnungen, dass gerade die Wintermonate ein erhöhtes Blackout-Risiko bergen, gibt es nicht erst seit dem Einmarsch von Putins Truppen in die Ukraine, seither aber besonders eindringlich.

Zumindest für diesen Winter gibt es nun aber Entwarnung, und das von kompetenter Stelle. Es ist die Regulierungsbehörde E-Control, die diese Einschätzung trifft.

"Die Versorgung mit Strom und Gas ist sichergestellt, auch wenn wir uns nach wie vor in einer angespannten Situation befinden. Wir beobachten die Märkte sehr genau und können derzeit kein signifikant erhöhtes Risiko für einen länger andauernden, großflächigen Stromausfall erkennen", sagt Alfons Haber im Gespräch mit dem STANDARD. Der gebürtige Kärntner bildet mit Wolfgang Urbantschitsch die Doppelspitze der E-Control.

Schätzt die Wahrscheinlichkeit eines großflächigen Stromausfalls in diesem Winter als gering ein: E-Control-Vorstandsdirektor Alfons Haber.
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Dabei waren die Vorzeichen alles andere als gut. Ein Großteil der französischen Atomkraftwerke (AKWs) lieferte monatelang keinen Strom, weil sie wegen dringend notwendiger Revisionsarbeiten vom Netz mussten. Das hatte zur Folge, dass das traditionelle Stromexportland Frankreich zum Importeur wurde.

Weil die Stromnetze in Europa eng miteinander verwoben sind, war Frankreichs "Schubumkehr" auch andernorts zu spüren – in Form höherer Strompreise, die Knappheit signalisieren. Mittlerweile hat sich die Situation gebessert; zwei Drittel der 56 französischen AKWs sind in Betrieb, Frankreich exportiert wieder Strom, einiges an Leistung kommt laut Haber in absehbarer Zeit noch dazu.

Milde Temperaturen helfen

Schlecht war über den Sommer auch die Wasserführung. Das hat abgesehen von der verringerten Stromproduktion in Laufkraftwerken auch zu Problemen beim Transport von Brennstoffen geführt. So konnte etwa Kohle aufgrund des Niedrigwassers am Rhein wochenlang nicht zu den Kraftwerken gebracht werden. Auch wenn die Wasserführung über die Wintermonate unter der von Normaljahren bleiben sollte – Probleme in der Stromversorgung oder gar Abschaltungen seien deshalb nicht zu erwarten.

Was aber wäre, wenn viele Leute an kalten Tagen statt mit Gas mit Strom heizen würden? Schließlich wird der Strompreis in Österreich seit Anfang Dezember bis zu einem gewissen Ausmaß gestützt, der Gaspreis aber nicht.

Run auf Heizstrahler

"In Deutschland haben sich rund 600.000 Haushalte Heizstrahler oder so etwas Ähnliches angeschafft. Wenn man das leistungsmäßig auf Österreich umlegen würde, ginge sich das mit dem Netz aus", sagt Haber. "Es würde die Situation an kalten Tagen aber verschärfen."

Wichtig wäre jedenfalls, Spitzen beim Stromverbrauch zu vermeiden, das heißt einen Modus finden, dass nicht alle zur selben Zeit Strom ziehen, sondern schön verteilt über den Tag. Auch sei zu bedenken, dass Heizstrahler nicht unbedingt den besten Wirkungsgrad haben.

Ein so starker Run auf Stromheizungen wie diesen Herbst in Deutschland und in abgeschwächter Form in Österreich sei zuletzt 2009 und 2013 in Ungarn und Rumänien zu sehen gewesen. Damals kam in beiden Ländern ausgerechnet im kältesten Monat Jänner beinahe 14 Tage lang kein Gas aus Russland an.

Gasspeicher gut gefüllt

Für Entspannung sorgt heuer die Tatsache, dass die Gasspeicher gut gefüllt sind: kurz nach Weihnachten EU-weit durchschnittlich noch zu 83 Prozent, in Österreich zu fast 86 Prozent. Wegen der vergleichsweise milden Temperaturen begann die Heizsaison später als üblich; aufgrund des Weihnachtstauwetters konnte in den vergangenen Tagen europaweit unterm Strich sogar mehr Gas eingespeichert werden, als den Speichern entnommen wurde. (Günther Strobl, 26.12.2022)