In der Halloween-Nacht rückte ein Großaufgebot von rund 170 Polizistinnen und Polizisten in Linz aus, darunter auch Cobra-Einsatzkräfte sowie Beamte aus angrenzenden Bezirken.

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Am Dienstagvormittag präsentierte die oberösterreichische Polizei gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Linz weitere Details rund um die Krawalle zu Halloween in der Linzer Innenstadt. Demnach konnte, so Landespolizeidirektor Andreas Pilsl, nach 129 Einvernahmen "ein harter Kern von 20 Personen herausgefiltert werden". Darunter gebe es drei Rädelsführer: "ein 21-jähriger Syrer mit Asylstatus, ein 17-jähriger Nordmazedonier und ein 19-jähriger Spanier".

Derzeit seien zwei Personen in U-Haft, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Linz, Ulrike Breiteneder. "Konkret der 21-Jährige und der 19-Jährige. Beiden wird schwere Körperverletzung und gemeinschaftliche Gefährdung vorgeworfen." Ein 17-Jähriger, der für das Tiktok-Video "Morgen wird Linz zu Athena" – den eigentlichen Aufruf zur Teilnahme an den Randalen – verantwortlich gewesen sein soll, wurde auf freiem Fuß angezeigt. "Derzeit kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass noch weitere Festnahmen folgen könnten. Die Ermittlungen laufen."

Keine Verbindung vor Krawallen

Spannend ist, dass sich im Zuge der Ermittlungen herausgestellt hat, dass es zwischen den 20 Personen vor den Krawallen keine Verbindung gab. "Es war flashmobartig organisiert. Der Antrieb war der Event. Es gibt keine Hinweise auf religiöse oder politische Motive", erläuterte Stadtpolizeikommandant Karl Pogutter. "Man muss sich vorstellen, dass der Syrer geglaubt hat, dass das auch der Polizei Spaß macht", setzte Landespolizeidirektor Pilsl nach.

Bei den Hausdurchsuchungen sei man, so Breieneder, aber durchaus fündig geworden. So wurden bei dem 19-jährigen Spanier 162 Sprengkörper der verbotenen Kategorie 4 sichergestellt.

Für die Silvesternacht sei die Polizei ausreichend vorbereitet, beteuerten Pilsl und Pogutter. "Die gesamte Bereitschaftseinheit wird im Dienst sein", sagte Pilsl, "wir setzen auf übergreifende Kräfte." Derzeit seien schon 1.246 Kontrollen an der Nordgrenze durchgeführt worden, um zu verhindern, dass Sprengkörper eingeführt werden. Das werde bis Silvester noch verstärkt. Bisher seien 165 Kilogramm Pyrotechnik mit 38 Kilogramm reinem Sprengstoff sichergestellt worden.

"Keine Toleranz"

Unter den 129 Personen, deren Identität nach der Halloween-Nacht festgestellt wurde, seien sechs Personen unter 14 Jahren und wenige Frauen gewesen, so Pogutter. "Wer sich nicht an Grundregeln unseres Zusammenlebens hält, muss mit allen rechtlichen Konsequenzen rechnen. Für derartige Handlungen gibt es keine Toleranz", so Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), der das besonnene Handeln der Polizei hervorhob.

Eine ähnliche Reaktion gab es von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) in einer Aussendung: Mit den Ermittlungen sei klar aufgezeigt worden, dass "wir uns das friedliche Miteinander von gewaltbereiten Chaoten nicht zerstören lassen".

Höchst angespannte Stimmung

Bislang war in Zusammenhang mit den Krawallen von neun vorübergehend Festgenommenen und 119 weiteren Verdächtigen die Rede gewesen. Gesamt randalierten in der heurigen Halloween-Nacht etwa 200 überwiegend Jugendliche massiv. Unter anderem wurde mit pyrotechnischen Gegenständen auf Passanten sowie die Oberleitungen der Straßenbahn geschossen, sodass der Strom abgeschaltet wurde.

Die ersten Notrufe gingen damals gegen 21 Uhr ein: Eine große Personengruppe, die sich auf dem Taubenmarkt in der Fußgängerzone getroffen habe, werfe unkontrolliert Böller auf Passanten. In weiterer Folge rückte ein Großaufgebot von rund 170 Polizistinnen und Polizisten aus, darunter auch Cobra-Einsatzkräfte sowie Beamte aus angrenzenden Bezirken.

Mit zwei Sperrketten versuchten die Einsatzkräfte, die Randalierer abzudrängen, dabei wurden auch die Beamten mit Böllern, Steinen und Glasflaschen beworfen. Erst gegen drei Uhr war der Großeinsatz der Polizei beendet. Zwei Einsatzkräfte der Polizei wurden leicht verletzt. (Markus Rohrhofer, 27.12.2022)