Diese zweite Staffel hat nicht enttäuscht: "The White Lotus" hatte mehr Sex, mehr Intrige und ein "finale grande".


Foto: HBO

Das Serienjahr 2022 war durchwachsen. Angekündigte Sensationen fanden nicht statt, die großen Highlights blieben durchwegs ihren Erwartungen zurück. DER STANDARD fragte die Serienexpertinnen und Schauer in der Redaktion. Entsprechend vielfältig fällt die Bestenliste aus.

Die besten Serien 2022:

Amira Ben Saoud, Kultur: Geld regiert die Welt. Industry gibt Einblick in das Leben und Leiden junger skrupelloser Investmentbanker in London. Bester Cast und großartigste Dialoge 2022.

Ana Wetherall-Grujic, Newsteam: Abbott Elementary macht nostalgisch. Die Serie erinnert an Schule und Lehrer. Vor allem aber daran, dass eine gute Serie nicht immer ein düsteres Epos sein muss.

Max Leschanz, Video: Cyberpunk: Edgerunners ist nicht nur eine unglaublich gelungene Video spieladaption, sondern Paradebeispiel, dass gute Dialogbuchschreiber Gold wert sind.

Karin Bauer, Karriere: Es war ein gutes Jahr! Ozark gehört zu den Tops, Blacklist noch immer, auch wenn ein wenig abgewetzt, Lupin und – Achtung, shocking – S.W.A.T. hat mich relaxt.

Kevin Recher, Lifestyle: Die zweite Staffel White Lotus hatte mehr Sex, mehr Beziehungsdramen, mehr Jennifer Coolidge. Selten schaute ich eine Serie so angespannt wie Game of Thrones.

Michael Steingruber, Lifestyle: Das Highlight des Serienjahres war Stranger Things 4. Spannende Handlung, spektakuläre Szenen und musikalische Revivals von Kate Bush und Metallica.

Doris Priesching, Etat: Sechs Stunden mit John, Paul, George und Ringo: Peter Jacksons Get Back ist nicht nur eine grandiose Werkschau, sondern ein Exempel, wie man sich zusammenrauft. 2021 kam das raus, wirkte auf mich das ganze Jahr nach.

Enttäuschungen gab es einige, ein Schiff kam und ging zum Beispiel hoffnungslos unter, doch nicht nur das, so manche schwer gehypte Serie konnte die Erwartungen nicht erfüllen.

Die schlechtesten Serien 2022:

Amira Ben Saoud: Auf einem Schiff gen New York anno 1899 passieren so viele mysteriöse Dinge wie in allen Staffeln Akte X zusammen. Auflösung Fehlanzeige. Verwirrend und fad.

Ana Wetherall-Grujic: Eine weltrettende Superheldenfamilie kann gar nicht fad sein. Mit zu vielen neuen Charakteren und Twists zeigt die dritte Staffel The Umbrella Academy: Es geht doch.

Max Leschanz: The Book of Boba Fett liefert außer Nostalgie und Fanservice hauptsächlich lahme Actionszenen, einen uninteressanten Plot und fragwürdige Regieentscheidungen.

Karin Bauer: Labortiere im Dauerversuch der Wahrnehmungsschleife auf finsterer, hoher See: 1899 ist quälend zäh. Mithalten kann da nur noch Haus des Geldes Korea.

Kevin Recher: Die Gay-Dating-Show Prince Charming nahm sich vor, mit Szeneklischees aufzuräumen. Nur dann castet man in Staffel vier einen Prinzen, der nur auf Sex aus ist. Fail.

Michael Steingruber: Je höher die Erwartung, desto größer oft die Enttäuschung. Die Megaproduktionen House of the Dragon und Rings of Power waren leider nicht wirklich mega.

Doris Priesching: Jede einzelne Folge der neuen Staffel von The Crown. So öd, tranig und unsympathisch sah man die Royals noch nie. Nur Harry & Meghan waren noch schlimmer.

Darauf freuen wir uns:

Amira Ben Saoud: Arbeit und Privatleben trennen? Geht in der Sci-Fi-Serie Severance per chirurgischen Eingriff. Nur geht es nicht lange gut. 2023 gibt’s die zweite Staffel. Spannung!

Ana Wetherall-Grujic: Das Buch Daisy Jones & The Six hat mir zum ersten Mal im Leben Lust auf Musikfestivals gemacht. Mal sehen, ob mich 2023 die Miniserie zum Ticketkauf bringt.

Max Leschanz: 2023 erscheint zehn Jahre nach Beginn endlich die finale Staffel Attack on Titan. Nach einer Dekade konkurrenzlosen Storytellings erwarte ich viel.

Karin Bauer: Was? Königin des Südens geht weiter? Schönste aller Drogenkriminellen. Und bald das Sequel Berlin zu Haus des Geldes – er kann ruhig mehrmals Te amo singen.

Kevin Recher: Wie überleben dutzende Schülerinnen 19 Monate allein in der Wildnis? Kannibalismus ist eine Antwort. Weitere gibt es ab März in der zweiten Staffel Yellowjackets.

Michael Steingruber: Von den mörderischen Spielen in Squid Game waren alle schockiert. Hoffentlich wird auch Staffel zwei der koreanischen Serie ein bissig-böser Gesellschaftskommentar.

Doris Priesching: Jede Wette: Nach dem 15. Jänner werden alle nur noch von The Last of Us reden, der HBO-Serie nach dem Gaming-Thriller. Furchterregender war Dystopie noch nie.

Serien wird es auch 2023 wieder geben wie Sand am Meer. Wenn man uns fragen würde, wir wüssten schon worüber. Hier die Wunschliste für neue Serienentwicklungen und Aufgaben, denen ganz allgemein noch nachzukommen ist.

Das wollen wir sehen:

Amira Ben Saoud: Serien über Scams und Con-Artists boomen gerade. Wie wäre es also mit einer Serie über Kunstfälschungen und -fälscher? Mein Titelvorschlag: Framed.

Ana Grujic-Wetherall: Zwischen düsteren Epen und Trash-TV klafft eine Lücke. Früher füllten sie Nachmittagsserien à la Gilmore Girls. Mehr Mut zu leichter, aber nie seichter Unterhaltung!

Max Leschanz: Tatsächlich habe ich 2023 viel nachzuholen. Einige Star Wars-Produktionen sowie The Witcher oder Ringe der Macht sind noch auf meiner Liste.

Karin Bauer: Ich schaue mir alle, alle Telenovelas an (Spanisch üben!). Was ist eigentlich noch nicht verfilmt? Wie wär’s mit Haruki Murakami: Hard Boiled Wonderland?

Kevin Recher: Klingt nach no na net, aber wie wäre es mit neuen Ideen? Also keine Revivals und Origin-Storys. Ich seh schon ein Harry Potter-Spin-off namens McGonagall kommen.

Michael Steingruber: Plots und Cast werden immer diverser. Gut so! Doch oft fühlt sich das forciert an. Diversity sollte nicht als Label missbraucht werden, sondern Geisteshaltung sein.

Doris Priesching: Eine American Crime Story über Marc Chapman, den Mörder von John Lennon. Albert Schuch spielt Chapman, Matthew McConaughey ist Lennon. Das Netz würde beben. (28.12.2022)

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