Idyllisch und krisenfest für ausländisches Kapital aus regierungsnahen Quellen: Heiligenblut am Fuße des Großglockners.

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Die Ansicht des Ortes Heiligenblut am Fuße des Großglockners in Kärnten zählt wohl zu den schönsten Postkartenmotiven in Österreich. Idyllisch erhebt sich der Kirchturm vor dem Hintergrund von Berggipfeln und bewaldeter Hänge. Aber in Heiligenblut kann man nicht nur die Landschaft bewundern und wintersicher Ski fahren, auch ausländisches Kapital lässt sich hier krisensicher parken. Konkret jenes regierungsnaher Kreise aus Ungarn. "Es gibt schon länger Gerüchte, dass einige Hotels von Ungarn gekauft worden sind", erzählt ein Einheimischer. "Aber welche Ungarn genau das sind, weiß man nicht."

Wer in Firmenverzeichnissen und ungarischen Medien recherchiert, stößt auf niemand Geringeren als Lőrinc Mészáros, einen Bau- und Medienunternehmer, den reichsten Mann Ungarns. Spitzname: "Orbáns Installateur". Über zwischengeschaltete Firmen gelangten in den vergangenen Jahren gleich zwei große und gut gelegene Hotels in Heiligenblut in den Besitz von Mészáros: das Landhotel Post, direkt gegenüber der Talstation des Skigebiets Heiligenblut-Großglockner, und das Sporthotel Heiligenblut" nur einige Gehminuten weiter.

"Gott, Glück und Viktor Orbán"

Mészáros gilt, wenn so man will, als der geschäftliche Arm des umstrittenen rechtsautoritären Orbán-Regimes. Mit seinen Unternehmen legte er im Laufe eines Jahrzehnts einen sagenhaften Aufstieg hin. Zuvor arbeitete er als Installateur – daher der Spitzname. Mit Premier Orbán ist Mészáros seit Jugendtagen befreundet. Die beiden Männer stammen aus demselben Ort, Felcsút in Zentralungarn, als dessen Bürgermeister auf dem Ticket der Orbán-Partei Fidesz Mészáros jahrelang fungierte. Im Jahr 2014 erklärte der Milliardär relativ unumwunden, er verdanke seine Erfolge "Gott, Glück und Viktor Orbán". Im Jahr 2016 half er Orbán, die wichtigste kritische Tageszeitung, "Népszabadság", aufzukaufen und einzustellen. Im Jahr 2019 wiesen ungarische Investigativjournalisten nach, wie ungarisches Steuergeld an Mészáros' Unternehmen fließt – und danach weiter in die Taschen von Orbáns Familienmitgliedern.

Enge Vertraute von Viktor Orbán erwarben in den vergangenen Jahren mindestens vier Hotels in Kärnten und der Steiermark.
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Doch zurück nach Heiligenblut. Laut österreichischem Firmenbuch gehören die beiden Häuser der Heiligenblut Hotel GmbH, die sich im Besitz der ungarischen Hotelkette Hunguest befindet. Besitzer der Hunguest ist wiederum eine börsennotierte Budapester Holding namens Opus Global. Sie wird von ungarischen Medien mit Mészáros in Zusammenhang gebracht. Opus Global selbst gibt auf ihrer Website an, zu 24 Prozent Mészáros zu gehören. Allerdings befinden sich weitere 21 Prozent im Besitz eines Investmentfonds – der wiederum Mészáros gehört. Darüber hinaus gehören sieben Prozent einer Firma Talentis aus einem Budapester Vorort – deren Besitzer laut ungarischen Medien ebenfalls Mészáros ist. Mészáros dürfte die Opus Globus also jedenfalls kontrollieren, und damit die Hotels in Heiligenblut.

Vom linken Milliardär zum rechten Milliardär

Laut österreichischem Firmenbuch wurde das Sporthotel Heiligenblut bereits im Jahr 2004 an die Ungarn verkauft; das Landhotel Post indes wechselte im Jahr 2018 seinen Eigentümer. Interessant an letzterem Haus ist, dass es zuvor ebenfalls einem superreichen Ungarn gehörte, einem Mann namens Tamás Leisztinger. Wie Mészáros hat Leisztinger ebenfalls eine Art Spitznamen: der "linke Milliardär". Leisztinger steht der MSZP nahe, den ungarischen Sozialdemokraten, die im Jahr 2010 von Orbán entthront wurden. Wie es dazu kam, dass das Skihotel in Heiligenblut von der ungarischen Linken an die ungarische Rechte kam, lässt sich nicht nachvollziehen.

Regierungsnahe Kreise aus Ungarn sind jedenfalls nicht nur in Heiligenblut zugange, sondern auch im benachbarten Bundesland Steiermark. Genauer im Skigebiet Kreischberg bei St. Georgen nahe Murau, wo sie ebenfalls in Hotels einstiegen. Wie DER STANDARD im Jahr 2017 berichtete, erwarben dort Investoren aus dem Nachbarland zwei Hotels, das Relax-Hotel Kreischberg und das Hotel Alpenblick.

Beide Häuser gehören heute dem Budapester Immobilienkonzern BDPST, wie unter anderem auf der Website der BDPST ersichtlich ist. Die BDPST nennt zahlreiche Hotels ihr Eigen, unter anderem eines der traditionsreichsten in der ungarischen Hauptstadt, das Hotel Gellért am gleichnamigen Platz. Doch wer steckt hinter dem Konzern? Eigentümer ist laut der Nachrichtenagentur Reuters István Tiborcz –Ehemann von Viktor Orbáns ältester Tochter Ráhel und somit dessen Schwiegersohn. (Joseph Gepp, 28.12.2022)