Die Polizei in Brasilien wird bei der Amtseinführung des neuen Präsidenten gefordert sein.

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Brasilia – Für die Amtseinführung von Brasiliens künftigem Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva sollen alle Polizeikräfte in der Hauptstadt Brasília mobilisiert werden. Am 1. Jänner würden die Ordnungskräfte im Hauptstadtdistrikt "zu 100 Prozent mobilisiert, um nicht nur die Sicherheit des Präsidenten, sondern auch der ausländischen Delegationen und der Bevölkerung zu garantieren", sagte Lulas designierter Minister für öffentliche Sicherheit, Flávio Dino, am Dienstag vor Journalisten.

Die Amtseinführung werde "sicher und friedlich" ablaufen, versicherte Dino. Zu dem Ereignis werden hunderttausende Besucher in der Hauptstadt erwartet. Die Tradition sieht vor, dass Lula und seine Minister in einem Rolls Royce mit offenem Verdeck über die zentrale Chaussee Explanada de los Ministerios in Brasilien fahren. Zuletzt wurde spekuliert, er könne stattdessen sicherheitshalber ein überdachtes Fahrzeug nehmen. Die Pläne für die Amtseinführungszeremonie seien nicht geändert worden, sagte Dino dazu.

Viele Lula-Anhänger haben in Online-Netzwerken Furcht vor Unruhen oder Anschlägen im Zuge der Amtseinführung geäußert. Geschürt wurden die Befürchtungen durch eine Entdeckung am Samstag: An einem Tanklastwagen in der Nähe des Flughafens von Brasília wurde ein Sprengsatz gefunden, der aktiviert wurde, aber nicht detonierte. Der mutmaßliche Bombenleger, ein Anhänger des scheidenden rechtsextremen Staatschefs Jair Bolsonaro, wurde festgenommen.

Örtlichen Medien zufolge sagte er gegenüber der Polizei aus, er habe Chaos verursachen und so ein Einschreiten der Armee erzwingen wollen. Damit habe er "die Einführung des Kommunismus in Brasilien verhindern" wollen, begründete der Beschuldigte den Berichten zufolge seine Tat mit Blick auf den neuen linksgerichteten Präsidenten. Bei dem Verdächtigen wurde eine große Zahl Waffen beschlagnahmt.

Bolsonaro untergetaucht

Bolsonaro hatte die Präsidentschaftswahlen Ende Oktober knapp gegen Lula verloren und sich lange nicht öffentlich zu seiner Niederlage geäußert. Viele seiner Anhänger errichteten Straßensperren, demonstrierten vor Kasernen des Landes und forderten ein Einschreiten der Armee gegen Bolsonaros Ablösung an der Spitze des Landes. Auch zwei Monate nach der Präsidentschaftswahl finden immer noch Demonstrationen vor Kasernen statt.

Bolsonaro tritt seit seiner Wahlniederlage fast gar nicht mehr in der Öffentlichkeit auf. Von seinen Anhängern verursachte Zwischenfälle hat er nicht öffentlich verurteilt. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Bolsonaro am 1. Jänner wie in Brasilien üblich die Präsidenten-Schärpe seinem Amtsnachfolger Lula überstreift. Brasilianische Medien spekulieren, Bolsonaro könnte statt am 31. Dezember bereits am Mittwoch aus dem Amt scheiden. (APA, 27.12.2022)