Trauerfeier für einen bei Bachmut gefallenen Ukrainer.

Foto: Reuters / Valentyn Ogirenko

Worte wie "Verhandlungen" oder "Friedensplan" – in den vergangenen Tagen fallen sie auffällig oft, wenn es um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geht. Doch nach wie vor beruhen die Bedingungen für Gespräche zwischen den Konfliktparteien auf kaum erfüllbaren Maximalforderungen beider Seiten.

Das jüngste Beispiel dafür lieferte am Mittwoch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow: "Es kann keinen Friedensplan für die Ukraine geben, der nicht die heutigen Realitäten auf dem russischen Territorium berücksichtigt", sagte Peskow laut Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

Es sollte eine Reaktion sein auf die Friedensformel, die der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits im November beim G20-Gipfel auf Bali vorgetragen hatte. Zu dieser gehören etwa Forderungen nach einem kompletten Abzug der russischen Truppen vom ukrainischen Territorium oder ein Tribunal gegen russische Kriegsverbrecher.

In Moskau, wo diese Punkte als unerfüllbar gelten, kontert man mit Formulierungen wie eben jener Peskows über die "heutigen Realitäten auf dem russischen Territorium". Gemeint waren die sogenannten Annexionen der ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja, die wiederum Kiew keinesfalls anerkennen will.

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Wie eine Untermauerung der russischen Ansprüche wirkte da der erneute Beschuss der südukrainischen Stadt Cherson, den der ukrainische Generalstab in den Morgenstunden des Mittwochs meldete. Wenig später herrschte wieder landesweiter Luftalarm, auch die Hauptstadt Kiew war betroffen. Insgesamt sind die Schäden bereits unglaublich hoch.

Auch deshalb gab der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj den Wiederaufbau der Ukraine als größtes Wirtschaftsprojekt Europas und künftiges Ziel aus. Bei einer Rede im Parlament in Kiew forderte Selenskyj die Abgeordneten zur Ausarbeitung von Gesetzen auf, die Unternehmer und Investoren anlocken. Nach Angaben der Präsidialverwaltung hielt Selenskyj zum Thema Wiederaufbau des Landes auch eine Videokonferenz mit dem Chef der Investmentgesellschaft Blackrock, Larry Fink, ab. Es müsse auch gelingen, die ins Ausland geflohenen Ukrainer wieder ins Land zurückzuholen, sagte Selenskyj der Rada.

Die Ukraine sei im Zuge des Krieges zu einer Anführerin der freien Welt geworden. Sie habe dem Westen geholfen, wieder zu sich zu finden. "Der Westen hat aufgehört, vor Russland Angst zu haben", sagte Selenskyj.

An der Front im Osten tobten die schweren Kämpfe dennoch weiter, insbesondere um die Stadt Bachmut. Der Frontverlauf habe sich zuletzt aber kaum verändert, sagte ein ukrainischer Militäranalyst, auch wenn sich der russische Druck zuletzt erhöhte, weil Russland weitere Panzer und Soldaten in die Kampfgebiete verlegt habe.

Letztere können nun nach Angaben des Leiters der russischen Anwaltsvereinigung ihr Sperma kostenlos einfrieren lassen. Zuletzt hatte die Nachfrage laut Medienberichten zugenommen: Männer, die im Krieg fallen könnten, würden so ihren Nachwuchs sichern wollen.

Lawrow will Waffenlieferungen an die Ukraine unterbrechen

Indes gab der russische Außenminister Sergej Lawrow bekannt, dass er eine baldige Unterbrechung der Nachschubwege für Waffen und Munition für die ukrainische Armee aus dem Ausland erwarte. "Wir beobachten, dass die Ukraine immer mehr und immer bessere westliche Waffen erhält", sagte Lawrow am Mittwoch während eines Interviews im russischen Fernsehen. Daher gebe es unter Militärexperten Forderungen, diese Lieferwege zu unterbrechen. Dabei werde an "Eisenbahnstrecken, Brücken und Tunnel" gedacht, erklärte Lawrow. Indizien gab es dafür bislang nicht.

"Ich gehe davon aus, dass sie professionelle Entscheidungen darüber treffen, wie man diese Lieferungen erschwert oder im Idealfall ganz stoppt." Zum Teil werde ja schon mit Angriffen gegen die ukrainische Infrastruktur daran gearbeitet. Mit einer Unterbrechung des Energienetzes werde die Lieferung neuer Waffen bereits erschwert. "Und ich bin überzeugt, dass es noch andere Pläne gibt, die in dieser Hinsicht angewandt werden."(Gerald Schubert, APA, red, 28.12.2022)