Zum Jahreswechsel 2019/20 – also noch vor der Corona-Pandemie – hat es in Wien heftig geknallt. Auch da gab es aber eigentlich keine Ausnahme vom Pyrotechnikverbot.

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Es ist ein Verbot, das tausendfach missachtet wird: Denn in der Silvesternacht wird es auch in vielen Städten wie Wien oder Salzburg wieder heftig knallen. Dabei gilt im Ortsgebiet österreichweit eigentlich ein Verbot jeglicher Pyrotechnik, die über Wunderkerzen hinausgeht. Das betrifft alles ab der Kategorie F2 – also selbst Babyraketen und Schweizer Kracher (siehe Grafik).

Ausnahmen vom Verbot der Knallerei können nur vom jeweiligen Bürgermeister temporär ausgesprochen werden. In Wien etwa wird seit einigen Jahren darauf verzichtet. Auch die großen öffentlichen Feuerwerke am Rathausplatz oder im Prater finden nicht mehr statt. Es wird dennoch wieder knallen – teils auch mit Pyrotechnik, für die ein eigener Ausweis nötig wäre.

Grafik: Oana Rotariu / DER STANDARD

Zahlreiche Sicherstellungen von illegaler Pyrotechnik

Dass viele diese Ausweise nicht besitzen, zeigen zahlreiche Sicherstellungen illegaler Pyrotechnik. Erst am Dienstag wurden von der Polizei beim Bahnhof Floridsdorf 630 Feuerwerkskörper und Böller sowie zehn Waffen wie Messer, Schlagringe und Elektroschockgeräte beschlagnahmt. Die Personen waren aus der Slowakei eingereist. Ein Mann wurde von den Beamten vorläufig festgenommen. Es gab 34 Anzeigen. Am Mittwoch, also nur einen Tag später, lautete die Bilanz nach Einsätzen in Floridsdorf: 768 Stück illegale Pyrotechnik sowie ein Butterflymesser sichergestellt. Es gab neun Anzeigen.

Bis vor wenigen Jahren wurden Ausnahmeregelungen für die Böllerei zu Silvester noch verbreitet erlassen. Aus Umweltschutz-, Tierschutz- und Lärmgründen sehen aber immer mehr Städte davon ab. Die Bestimmungen, wo geschossen werden darf und wo es ein städtisches Feuerwerk gibt, gleichen österreichweit freilich auch heuer wieder einem Fleckerlteppich.

Städtisches Feuerwerk in Salzburg, kein privates Böllern erlaubt

In der Stadt Salzburg sind Böller und Kleinfeuerwerke zum Jahreswechsel auch heuer nicht erlaubt. Für alle Feuerwerkfans gibt es jedoch ein städtisches Feuerwerk über der Festung. Der Christkindlmarkt wird zum Silvestermarkt umfunktioniert, die Stände bleiben bis zum 1. Jänner offen. Ab Mittag starten die Silvesterfeierlichkeiten der Stadt, am Abend auch mit DJs und Livebands.

In Salzburg gibt es wieder ein städtisches Feuerwerk.
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Auch in Linz gibt es keine Bewilligung, im Ortsgebiet private Feuerwerke der Kategorie F2 abzufeuern. Lediglich Artikel der unbedenklichen Klasse F1, die bereits ab zwölf Jahren erlaubt sind, wie Knallerbsen, Tischfeuerwerke, kleine Vulkane und Kreisel, dürfen verwendet werden. Bei der Einhaltung dieser Regeln ist allerdings noch massiv Luft nach oben, wie jedes Jahr in der Silvesternacht offensichtlich wird. Wer von der Polizei beim nicht erlaubten Geböllere erwischt wird, muss Strafe zahlen: Der Strafrahmen reicht bis zu 3.600 Euro. Aber auch Organmandate sind möglich.

Laut dem Sprengstoffexperten der Landespolizeidirektion Oberösterreich gebe es heuer keine Gemeinde, die Feuerwerke freigebe. Die oberösterreichische Landeshauptstadt hat ihre Silvester-Feier abgesagt.

Lichtshow in Graz, St. Pölten und Innsbruck

In Graz wird sehr wohl gefeiert. Dort setzt die Stadt seit 2018 und auch heuer wieder auf eine Lichtshow am Hauptplatz anstatt des Feuerwerks am Schloßberg. Eine 16 mal 20 Meter große Wasserleinwand wird für das Silvesterspektakel aufgebaut. Rotationsdüsen katapultieren dann Fontänen aus einem Becken rund 40 Meter in die Höhe. Abgestimmt ist das Ganze mit Licht- und Soundeffekten. Private Feuerwerke sind in Graz untersagt.

Das Feuerwerk auf der Seegrube bei Innsbruck.
Foto: imago images/Michael Kristen

In Innsbruck ist Licht ebenfalls im Silvestereinsatz. Mittels 3D-Fassadenmapping erstrahlen die Hofburg, das Rathaus, der Dom und die Häuserzeile in Mariahilf. Private Feuerwerke sind in Tirol ebenso im Ortsgebiet untersagt. Die Mobile Überwachungsgruppe (MÜG) überwacht und kontrolliert mit der Polizei sowohl den Verkauf als auch die Verbote. Wer trotzdem ein Feuerwerk sehen will, schaut auf den Berg: Auf der Seegrube wird um Mitternacht eines gezündet. Am Verschwinden sind jedoch die meisten Feuerwerke, die früher die Tourismusverbände organisiert haben. Viele setzen nun auf Alternativen oder verzichten komplett darauf.

Auch in St. Pölten kommen Beamer und Projektionen für sogenannte Mapping-Loops am Herrenplatz und am Dom zum Einsatz. Statt des Feuerwerks gibt es drei Feuershows. Das neu installierte Glockenspiel im Rathausturm spielt pünktlich um Mitternacht den Donauwalzer und lädt zum gemeinsamen Walzerschritt im Stadtzentrum ein.

Ausnahmen in Kärnten und Vorarlberg

Während im Stadtgebiet von Villach, St. Veit, Feldkirchen und Hermagor auf ein Feuerwerk verzichtet wird, wird es in Klagenfurt, Völkermarkt und Spittal an der Drau zu Silvester zwischen 23.30 und 0.30 Uhr möglich sein, das neue Jahr mit Raketen und Krachern einzuleiten. In Wolfsberg darf von 23.30 bis ein Uhr geschossen werden. In allen Villacher Gemeinden bis auf Velden wird heuer ebenfalls auf ein Feuerwerk verzichtet.

Auch Vorarlberg ist zweigeteilt: In Bregenz, Feldkirch, Götzis und Egg bleiben Feuerwerke auch zu Silvester verboten. In Lustenau und Hard sind sie zwischen 23 und ein Uhr erlaubt.

Das Schenken von Glücksbringern ist immer erlaubt, hier gibt es keine Verbote. Und völlig gefahrlos ist es auch.
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Große Splitter nicht selbst aus dem Auge ziehen

Ausgelassene Feiern und unachtsame Böllerei können für Betroffene auch im Spital enden. Die typischen Folgen einer Silvesternacht seien Handverletzungen, Verbrennungen, Splitter im Auge und Knalltraumata, heißt es vom Salzkammergut-Klinikum Bad Ischl. "Wer Erste Hilfe leistet, sollte aber zuerst auf den Eigenschutz achten", rät die Leiterin der Unfallchirurgie, Johanna Berger. Die Verletzten sollten aus der Gefahrenzone gebracht, die Wunde sauber abgedeckt und schwere Verletzungen anschließend im Spital behandelt werden.

Tipps gibt auch das Rote Kreuz. Brandverletzungen sollten für zehn Minuten mit handwarmem Wasser gekühlt werden, sagt Rotkreuz-Chefarzt Wolfgang Schreiber. "Danach die Verbrennung mit einer sterilen Wundauflage abdecken und diese mit Mullbinden locker fixieren." Bei Augenverletzungen sollten größere Fremdkörper nicht selbst entfernt werden, sondern es sollte der Notruf gewählt werden. Ein Fall für die Rettung ist auch ein abgetrennter Finger. Bis die kommt, sollte die Wunde versorgt und die Blutung gestoppt werden. Der abgetrennte Finger gehört in keimfreies Verbandsmaterial und dann in ein Plastiksackerl. Bewusstlose Betrunkene sollen in die stabile Seitenlage gebracht und die Atemwege frei gemacht werden. Dann soll der Notruf gewählt werden.

Polizei rüstet sich für herausfordernde Nacht

Die Polizei rüstet sich jedenfalls für eine herausfordernde Nacht: Nach zwei Silvester-Ausgaben mit Covid-Maßnahmen können die Feierwütigen wieder ohne Beschränkungen feiern. Dazu wird eine milde Silvesternacht erwartet. Bundesweit werden 1.000 Polizistinnen und Polizisten zusätzlich eingesetzt, Party-Hotspots werden verstärkt überwacht. (Stefanie Ruep, David Krutzler, 31.12.2022)