Zwei Tage nachdem der frühere Kickboxer und als Frauenhasser bekannte Andrew Tate nach plumpen Beleidigungsversuchen gegenüber Klimaaktivistin Greta Thunberg wieder einmal aus falschen Gründen weltweite Aufmerksamkeit erhalten hatte, wurde er in Rumänien aufgrund noch deutlich schwerwiegenderer Vorwürfe festgenommen. Die rumänische Behörde zur Bekämpfung von organisierter Kriminalität (DIICOT) nannte Tate zwar nicht beim Namen, sprach lediglich von zwei britischen Staatsbürgern, Bilder und Videos zeigten jedoch seine Verhaftung. Sein Anwalt bestätigte sie.

Die Verhaftung Andrew Tates.
Foto: Inquam Photos/Octav Ganea via REUTERS

Ihm und drei weiteren Mitstreitern, darunter Tates Bruder und zwei rumänische Staatsbürger, wird vorgeworfen, eine kriminelle Bande gebildet zu haben mit dem Ziel, "Frauen zu rekrutieren, unterzubringen und auszubeuten". Die Frauen sollen in Rumänien, den USA und Großbritannien dazu gezwungen worden sein, "pornografische Inhalte für die Verwendung auf einschlägigen kostenpflichtigen Websites zu produzieren", auch unter Androhung von Gewalt. Man habe sechs Frauen ausfindig machen können, die von den Verdächtigen ausgebeutet worden seien. Ihnen sei mit der sogenannten Loverboy-Methode ein Versprechen auf Liebe und Heirat gemacht worden. Die Frauen sollen danach eingeschüchtert, permanent überwacht, mit Schulden erpresst und zum Sex gezwungen worden sein. Eines der Opfer sei zudem zweimal von einem der Festgenommenen vergewaltigt worden. Auf einem Video von der Razzia waren Waffen, Uhren, viel Bargeld und einige Messer zu sehen.

Die britische Boulevardzeitung "Daily Mirror" zitierte einen Sprecher von Tate mit den Worten, man könne zwar im Moment keine Einzelheiten zu entsprechenden Berichten über die Festnahme nennen. "Andrew und Tristan Tate haben jedoch den größten Respekt vor den rumänischen Behörden und werden helfen, wo sie können."

Pizza-Diskussion

Die Umstände der letztlich erfolgreichen Fahndung sorgten zunächst in sozialen Medien für Spekulationen über die erfolgreichen Hinweise. Den Ermittlern im östlichen EU-Land, die Tate Videos zufolge in einer luxuriösen Villa festgenommen haben, dürfte die erhöhte Social-Media-Präsenz des mutmaßlichen Menschenhändlers, Vergewaltigers und Bandenkriminellen nämlich bei der Festnahme geholfen haben zu verifizieren, dass sich Tate tatsächlich im Gebäude befunden hat. Offiziell bestätigt ist dies aber noch nicht.

Behauptungen, wonach die Behörden erst durch die Pizzaschachtel einer rumänischen Kette auf seinen Aufenthaltsort gekommen wären, haben die Behörden mittlerweile dementiert. "Das sind amüsante Spekulationen", sagte eine DIICOT-Sprecherin auf dpa-Anfrage zu entsprechenden Medienberichten. Es stimme aber nicht, dass der Karton für die Festnahme eine Rolle gespielt habe.

Die Umstände sind nach wie vor ungeklärt. Die Pointe wollte sich Greta Thunberg dennoch nicht nehmen lassen.

Im vieldiskutierten Video ließ sich Tate in rotem Boxermantel und mit einer Zigarre in der Hand jedenfalls wieder einmal über Thunberg aus, nachdem diese ihm vorher etwas verschachtelt Protzerei vorgeworfen hatte, mit der er offenbar etwas zu kompensieren habe. Abermals zuvor hatte sich Tate komplett unprovoziert an die Klimaaktivistin gewandt, um ihr via Twitter auszurichten, dass seine Boliden sehr viel Sprit brauchen, CO2 ausstoßen und er darauf offenbar mächtig stolz sei.

Tate war einst wegen frauenfeindlicher Kommentare und hasserfüllter Sprache von vielen sozialen Medien verbannt worden. So konnte er jahrelang auch nicht auf Twitter präsent sein. Aufgehoben wurde die Sperre vom neuen Twitter-Chef Elon Musk, der solcherlei Aussagen gerne unter dem Deckmantel "absoluter Meinungsfreiheit" zulässt. Ironischerweise könnte nun ausgerechnet Tates neuerliche Präsenz in den sozialen Medien zu seiner Verhaftung beigetragen haben. Die Ermittlungen gegen das Netzwerk liefen offenbar bereits seit April.

Schon 2016 wurde Tate von der britischen TV-Show "Big Brother" verbannt, nachdem ein Video aufgetaucht war, in dem er eine Frau attackierte. Ebenfalls behauptete er einst, dass Frauen mitverantwortlich seien, wenn sie sexuell belästigt werden. Vor fünf Jahren soll er nach Rumänien gezogen sein, sein Bruder lebte ebenfalls dort. Tate und Co sollen vorerst für 24 Stunden festgehalten werden. Sie dürften am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden, der dann über eine Verhaftung entscheiden könnte. (faso, 30.12.2022)