Mit dem Ableben des emeritierten Papstes Benedikt XVI. bietet sich eine einmalige Chance.

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Wenn nach den großen Begräbnisfeierlichkeiten in den kommenden Tagen der letzte trauernde Katholik aus Rom abgezogen ist, wird sich eine entscheidende Frage auftun: Was bleibt vom Gelehrtenpapst auf der Cathedra Petri? Inhaltlich hat der nun verstorbene Benedikt XVI. geliefert, was man von dem zu Lebzeiten wenig schmeichelhaft "Panzerkardinal" genannten Theologen erwartete. Mit aller Kraft stemmte sich Joseph Ratzinger in seiner Amtszeit gegen eine Modernisierung der Kirche. Weltkirchlich wurde das Klima für den deutschen Papst damit rau, der Gegenwind aus vielen katholischen Reformecken massiv.

Entzaubertes Papstamt

Wenn während einer achtjährigen Amtszeit der Rücktritt der prägendste Moment ist, dann spricht das nicht für ein gelungenes Pontifikat. Aber mit seinem überraschenden Pensionsantritt 2013 hat Benedikt XVI. die katholische Kirche verändert. Das Papstamt ist auf ewig entzaubert, das Amtsverständnis neu definiert. Die Unfehlbarkeit Geschichte.

Jobprofil überdenken

Auch wenn die Evolution im Vergleich zu einer Kirchenreform rasant wirkt: Mit dem Ableben des emeritierten Papstes bietet sich die einmalige Chance, das Jobprofil für den Stuhl Petri zu überdenken. Papst sein ist eben nicht nur eine Mission – sondern auch eine Funktion. Dafür braucht es klare Regeln. Von der Wahl bis zur Pension. Voraussetzung ist eine Umverteilung der Macht im Vatikan. Daher: Öffnet die Türen der Sixtinischen Kapelle – weißer Rauch für mehr Mitsprache! (Markus Rohrhofer, 1.1.2023)