Viele Menschen benutzen Emojis mittlerweile auch im Arbeitskontext. Doch gerade, wenn unterschiedliche Generationen zusammenarbeiten, ist Vorsicht geboten. Missverständnisse sind dabei beinahe vorprogrammiert.
Keith Broni, Chefredakteur der Online-Emoji-Enzyklopädie Emojipedia.org, sagte der "Washington Post", die Generation Z neige dazu, Emojis mit viel mehr Nuancen und Kreativität zu verwenden als frühere Generationen, weil sie damit aufgewachsen seien. Das bedeutet, dass Emojis viel seltener eine wörtliche Bedeutung annehmen als bei älteren Kollegen. Welche Symbole sind nun ironisch gemeint oder werden nicht mehr verwendet – und warum sollte man keinen Punkt am Ende des Satzes setzen? Hier eine kleine Übersicht.
"Daumen hoch" bekommt einen Daumen nach unten
Eine schlechte Nachricht für alle Boomer: Die Generation Z hat den Daumen nach oben aus ihrem Emoji-Bildschatz verbannt. Der Daumen ist out. Manche Diskutanten auf der Plattform Reddit sagen sogar, dass sie das Daumen-hoch-Emoji als passiv-aggressives Symbol deuten. Um Missverständnisse zu vermeiden, bevorzugen die Jungen eine ausgeschriebene Antwort. Feedback ist dieser Generation besonders wichtig, deshalb ist ihnen ein simples "Daumen hoch" einfach zu wenig.
Achtung bei diesem positiven Emoji
Selbst bei einem fröhlichen Smiley sollte man nun Acht geben? Ja. Auch hier kann man ins Fettnäpfchen treten: Laut der "Washington Post" sagen einige Zoomer (wie die Generation Z auch genannt wird), dass dieser Smiley als passiv-aggressiv rüberkommen kann. Wer auf der sicheren Seite sein möchte, formuliert seine Freude also besser in Worten.
Weinen vor Freude und Totlachen
Weinen kann man aufgrund eines negativen Gefühls, aber auch vor Freude. Zoomer interpretieren diesen Smiley eher als Weinen vor Lachen oder weil sie übermäßig gerührt sind.
Ähnlich verhält es sich mit dem Totenkopf-Emoji. Sprich: Ich sterbe vor Lachen; zum Totlachen. Zu beobachten ist also eine Umdeutung von negativen zu positiven Symbolen und andersrum.
Fingernägel lackieren: Go Queen
Die LGBTQIA+-Bewegung gewann in den letzten Jahren an Sichtbarkeit, besonders im digitalen Raum. Einige Worte dieser Community sind mittlerweile in den regulären Sprachgebrauch einer breiteren Masse junger Menschen übergegangen. Ein Beispiel dafür ist das Wort "slay". Wörtlich übersetzt heißt es eigentlich "erschlagen". Das Wort wurde über Jahrzehnte hinweg schon sehr unterschiedlich interpretiert. Momentan wird es von der Generation Z positiv verwendet: Das hast du toll gemacht, das hast du gerockt.
Das Emoji der Fingernägel, die gerade lackiert werden, geht in eine ähnliche Richtung. Es wird als motivierende Nachricht verstanden: Weiter so, du machst das toll.
Das Wort "Queen" kommt ebenfalls aus der queeren Community und wird auch als positive Zuschreibung verwendet. Eine Queen kann alles schaffen, ist selbstbewusst und setzt sich durch. Wer seine Kolleginnen und Kollegen also anfeuern möchte, sagt: "Yas (Yes) queen!"
Feuer als Betonung
Wenn man etwas besonders toll findet oder extra sagen möchte, wie gut man etwas findet, kann man entweder das Feuer-Emoji schicken oder ein Emoji seiner Wahl und hinterher das Feuer – als doppelte Betonung. Wenn Sie das nächste Mal also den Instinkt haben, ein "Daumen hoch" zu schicken, versuchen Sie es stattdessen vielleicht mit einem Feuer.
Die Krux mit den Satzzeichen
Bei schneller Online-Kommunikation geraten Satzzeichen oder Groß- und Kleinschreibung gerne in den Hintergrund. Besonders der Punkt am Schluss wird gerne weggelassen. Die Nutzenden haben sich scheinbar so an diese Art der Kommunikation gewöhnt, dass ein gesetzter Punkt am Ende eines Satzes eine Ausnahme darstellt und deshalb anders gelesen wird.
Das bestätigten Forscher in einer Studie der britischen Binghampton-Universität im Jahr 2016. Sie fanden heraus, dass es unter Jungen als unhöflich und grob gilt, einen Satz in einer Textnachricht mit einem Punkt zu beenden. Das gaben 126 Studierende an, die gebeten wurden, Textnachrichten zu interpretieren.
Eine digitale Nachricht mit "..." zu beenden ist ebenfalls kritisch. Junge könnten bei einem Satz, der drei Punkte als Schluss hat, denken: Oh nein, was habe ich falsch gemacht, warum ist er oder sie sauer?
Diskutieren Sie mit
Wie Satzzeichen oder Emojis interpretiert werden, ist selbstverständlich auch immer subjektiv einzuschätzen. Welche Missverständnisse hatten Sie schon mit Kolleginnen oder Freunden? Welche Emojis sollten unbedingt in diese kleine Aufzählung mit aufgenommen werden?
Wir laden Sie herzlich ein, sich darüber in unserem Forum auszutauschen. (Natascha Ickert, 4.1.2023)