Ein Großteil des Polizeialltags spielt sich in den Inspektionen ab.

Foto: Heribert Corn

Mit "Ich kann's werden" wirbt die Polizei derzeit um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch viel zu wenige wollen es derzeit überhaupt werden. Das Personalloch, das sich unter anderem durch die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation ergibt, kann nicht aufgefüllt werden. Das gesunkene Interesse am Polizeiberuf ist aber zu einem guten Teil hausgemacht.

Viel zu lange haben die "alten Hasen" nicht auf gesellschaftliche Veränderungen reagiert. Die jüngere Generation legt großen Wert auf eine Work-Life-Balance. 80 angeordnete Überstunden pro Monat, wie sie etwa in Wien zum Polizeialltag gehören, sind genau das Gegenteil davon.

Dazu kommt, dass Bewerberinnen und Bewerber bei Recruiting-Kampagnen mit idealisierten Berufsbildern angelockt werden. Die meisten werden es aber eben nicht zum Sondereinsatzkommando Cobra schaffen oder bei der beliebten Wasserpolizei unterkommen. Dabei ist der ganz normale Streifendienst spannend genug. Ein Großteil des Polizeialltags in einer Inspektion hat freilich mehr mit bürokratischem Schreibkram zu tun, als mit aufregenden Einsätzen.

Ärgerlich sind außerdem die langen Wartezeiten vor Beginn einer möglichen Polizeikarriere, zwischen Bewerbung, Eignungstest und Aufnahme können Monate vergehen. Während dieser Zeit finden etliche Interessierte woanders einen Job.

Innerhalb der Polizei hat man diese Probleme zwar schon erkannt, die Frage ist aber, wann sie endlich reagiert. (Michael Simoner, 3.1.2023)