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Bezahlter Urlaub war im 19. Jahrhundert noch keine Selbstverständlichkeit. Erst Streiks und Verhandlungen änderten das.
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Die Geschichte des bezahlten Urlaubs ist eng verknüpft mit den Kämpfen und Verhandlungen der Arbeiterbewegungen in Österreich. Der Fall der Monarchie und das Erstarken der Gewerkschaften führten zur Emanzipation der arbeitenden Klasse.

Angestellten und Arbeiterinnen und Arbeitern wurden jeweils unterschiedliche Urlaubsansprüche zuteil. Angestellte, also jene, die für ihre Ausbildung eine längere Anlernphase benötigten und meist keine schweren körperlichen Arbeiten verrichteten, genossen meist mehr Privilegien. Erst 2021 mit der Angleichung der Kündigungsfristen sind nun endgültig alle rechtlichen Unterscheidungen aufgehoben worden.

Die Macht der Monarchie schwindet

Mitte des 19. Jahrhunderts: Höhepunkt der industriellen Revolution, immer mehr Menschen zogen in die Städte. Der erste Teil der Ringstraße wurde eröffnet – man protzte. Gleichzeitig äußerte die arbeitende Bevölkerungsschicht ihren Unmut. Der Traum vom bezahlten Urlaub liegt noch in weiter Ferne. Die Macht der K&K Monarchie bröckelte.

1848 kam es zu einer politischen Revolution, 1867 trat dann das Staatsgrundgesetz in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt durften Männer Gewerkschaften gründen. Kooperieren war Vereinen unterschiedlicher politischer Couleur allerdings erst drei Jahre später erlaubt. Wann genau die erste Forderung nach bezahltem Urlaub erhoben wurde, ist laut der Historikerin Marliese Mendel schwer zu ermitteln.

Die Aufstände Anfang des 20. Jahrhunderts

Die ersten politischen Erfolge waren dadurch begründet, dass 1907 Männer wählen und politische Ämter besetzen durften. "Viele die vorher in Gewerkschaften organisiert waren, meldeten sich für diese Ämter und somit wuchs der Einfluss der Gewerkschaftler", sagt Mendel. Die erste große Veränderung gelang im Jahr 1910 mit dem Handlungsgehilfengesetz für Angestellte.

Der angestellte Buchhalter Karl Pick ist dabei besonders zu nennen. Er engagierte sich in diversen gewerkschaftlichen Vereinen und war 1921 bis 1926 Vizepräsident der Wiener Arbeiterkammer. Er spielte eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen des Handlungsgehilfengesetzes, bei denen ein bezahlter Erholungsurlaub von zehn Tagen bis zwei Wochen für Angestellte durchgesetzt wurde. Das galt allerdings nicht für Arbeiter.

Der Acht-Stunden-Tag ist da

Einzelne Branchen hatten jedoch schon ein paar Jahre zuvor ein Urlaubsrecht erkämpft. So zum Beispiel Personen in Betrieben der Metall- und Maschinen- oder Textilindustrie. 1918 endete die Monarchie und ein Jahr später konnten somit große soziale Forderungen durchgesetzt werden: Der Acht-Stunden-Tag und zwei Wochen bezahlter Urlaub.

"In den ersten Monaten nach dem Inkrafttreten des Arbeiterurlaubsgesetztes wagten es jedoch viele ArbeiterInnen noch nicht, ihr neues Recht in Anspruch zu nehmen", schreibt die Historikerin Brigitte Pellar.

Faschismus: Alles auf Null

Dann kam die Zeit des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus. Gewerkschaften wurden verboten, der Acht-Stunden-Tag aufgehoben, der Urlaubsanspruch wurde gestrichen. Jugendliche bekamen frei, allerdings nur wenn sie nationalsozialistischen Propagandaveranstaltungen beiwohnten. "Faschisten beschlagnahmten und/oder verbrannten alle Dokumente von Gewerkschaften. Dadurch fehlt uns viel Wissen über die Arbeitskämpfe der Zeit vor 1934", erzählt Mendel.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sogleich das Arbeiter-Urlaubsgesetzt wieder eingeführt und dank eines zwischen ÖGB und Wirtschaftskammer verhandelten Generalkolletivvertrags 1964 auf drei Wochen erhöht.

Stück für Stück mehr arbeitsfreie Zeit

Unter der Alleinregierung der SPÖ ab dem Jahr 1970 unter Bundeskanzler Bruno Kreisky wurde der Urlaubsanspruch auf vier Wochen erweitert. Die bis heute gültige Urlaubszeit von fünf Wochen gibt es seit dem Jahr 1986. In den letzten Jahrzehnten wurden in Kollektivverträgen immer mehr Möglichkeiten festgeschrieben, um mehr freie Zeit zu erhalten. Zum Beispiel können Überstunden als Zeitausgleich genommen werden.

Damit Sie 2023 ihre Urlaubstage optimal ausnutzen können, hier eine Jahresübersicht mit den Feier- und Fenstertagen. (Natascha Ickert, 10.01.2023)

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