China erlebt derzeit den weltweit höchsten Anstieg an Corona-Infektionen.

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Peking – Vor dem Hintergrund der massiven Corona-Welle in China hat sich die chinesische Regierung gegen strikte Einreisebestimmungen anderer Länder für chinesische Reisende ausgesprochen. "Die Maßnahmen sollten normale Reisen nicht beeinträchtigen", sagte Außenministeriumssprecherin Mao Ning am Dienstag. Chinesische Behörden hätten "zeitgerecht, offen und transparent" Informationen über die jüngste Ausbreitung des Virus in China mit dem Ausland geteilt.

Die Sprecherin reagierte auf die Testpflicht für Reisende aus China, die einige Länder aus Angst vor neuen Virusvarianten eingeführt haben. Experten sähen dafür keine Notwendigkeit, weil Varianten überall in der Welt entstehen könnten, sagte Mao. Die Reaktionen sollten "wissenschaftsbasiert und angemessen" sein. "Niemand sollte die Gelegenheit ergreifen, um politische Manipulationen oder diskriminierende Reaktionen vorzunehmen." Seit 2020 hatte China selbst scharfe Einreisebeschränkungen verhängt, kaum Visa vergeben und bis Dezember noch eine Quarantäne verlangt.

Peking: Genom-Daten übermittelt

China habe auch Genom-Daten der jüngsten Fälle an die in München ansässige weltweite Wissenschaftsinitiative Gisaid übermittelt, die freien Zugang zur Information zu Influenza- und Covid-19-Viren fördert. "Vor ein paar Tagen" habe es auch ein virtuelles Treffen chinesischer Behörden mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegeben, in dem sich beide Seiten über die gegenwärtige Lage, die klinischen Behandlungen, Impfungen und andere technische Fragen ausgetauscht hätten, sagte Mao Ning.

In Österreich soll ab kommender Woche das Abwasser von allen Flügen aus China auf neue Virusvarianten untersucht werden, kündigte das Gesundheitsministerium am Dienstag an.

Ende der Null-Covid-Politik

Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne hatte China am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner Null-Covid-Politik verkündet. Das bevölkerungsreichste Land erlebt gerade eine riesige Corona-Welle, der besonders Menschen im hohen Alter oder mit Vorerkrankungen zum Opfer fallen. Krankenhäuser sind überlastet, Krematorien können die Leichen nicht schnell genug einäschern. Nach Schätzungen könnten schon Zehntausende ums Leben gekommen sein. China veröffentlicht inzwischen keine Zahlen mehr zur Infektionslage.

Allein in den ersten drei Dezemberwochen haben sich nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen schon 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. In der Millionenmetropole Schanghai infizierten sich in den vergangenen Tagen nach offiziellen Angaben möglicherweise sogar mehr als zwei Drittel der Bewohner mit Corona. Der Ausbruch könne "70 Prozent der Bevölkerung" betroffen haben, sagte der stellvertretende Leiter des wichtigen Ruijin-Krankenhauses, Chen Erzhen, laut einem Blog der "Chinesischen Volkszeitung".

Pakistan besorgt über neue Variante

In anderen chinesischen Millionenstädten wie Peking, Tianjin, Chongqing und Guangzhou ist der Höhepunkt der Infektionswelle nach Angaben der Gesundheitsbehörden bereits überschritten.

Pakistans Gesundheitsbehörden sorgen sich unterdessen wegen Berichten über erste Infektionsmeldungen im Land über die seit kurzem bekannte Corona-Variante XBB.1.5. Dies bestätigte das Nationale Institut für Gesundheit am Dienstag. Behörden wurden angewiesen, an Flughäfen und Grenzübergängen Kontrollen zu verschärfen. Das Institut vermutet, dass die Variante über China nach Pakistan kam. Beide Länder pflegen intensive Wirtschaftsbeziehungen miteinander.

EU-Staaten ringen um gemeinsamen Kurs

Mehrere Staaten, darunter die USA, Frankreich, Spanien und Großbritannien, haben bereits eine Corona-Testpflicht für Reisende aus China angeordnet. Die EU-Staaten wollen am Mittwoch über eine gemeinsame Strategie beraten.

China könnte "auf der Grundlage des Prinzips der Gegenseitigkeit Gegenmaßnahmen ergreifen", erklärte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums am Dienstag mit Blick auf bereits beschlossene Einschränkungen.

Am Dienstag verkündete die für Gesundheit zuständige EU-Kommissarin, Stella Kyriakides, laut einem Sprecher, dass die EU China kostenlose Impfstoffe zur Eindämmung der Corona-Welle anbieten will. Zur Menge der angebotenen Vakzine oder den Herstellern gibt es noch keine Angaben. Peking habe bislang noch nicht auf das Angebot reagiert.

Hallstatt wird teil von Abwassermonitoring

Österreich will laut Gesundheitsministerium ab nächster Woche Proben direkt aus den Abwassertanks der aus China kommenden Flugzeuge nehmen. Damit könnten neue Virusvarianten besonders genau entdeckt werden, hieß es in einer Stellungnahme des Gesundheitsministeriums. Zudem soll die Kläranlage von Hallstatt ins Abwassermonitoring des Bundes einbezogen werden.

Die Kläranlagen von Wien und Salzburg seien bereits Teil des Monitoringprogramms des Bundes. Damit würden alle von chinesischen Touristinnen und Touristen häufig besuchten Orte regelmäßig untersucht, so das Gesundheitsministerium. Damit könnten neue Virusvarianten entdeckt werden, auch wenn Besucher aus China auf anderen Wegen eingereist seien. "Im Gegensatz zu China, welches bislang durch eine Null-Covid-Strategie geprägt war, verzeichnen wir in Österreich eine breite Immunität gegen die auch in China dominierende Omikron-Variante", so das Gesundheitsministerium.

Verpflichtende Corona-Tests für Einreisende aus China seien weiterhin nicht geplant. Dazu orientiere sich Österreich an einer abgestimmten europäischen Vorgehensweise, hieß es am Dienstag. Sequenziert werden die Abwasserproben der aus China eintreffenden Flugzeuge von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. (APA, red, 3.1.2023)