Oppositionspolitiker wollen wegen ausbleibender Unterstützung nun rechtlich gegen die Regierung von Premier Viktor Orbán vorgehen.

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Budapest – Oppositionelle Bezirksvorsteher von Budapest werfen dem rechtsnationalen ungarischen Premier Viktor Orbán "politische Rache" vor. Seine Regierung würde vor allem jene Gemeinden in der Energiekrise unterstützen, die von Politikern der Regierungspartei Fidesz geführt werden. Wegen der ausbleibenden Unterstützung ihrer Stadtbezirke streben die Bezirksvorsteher der Demokratischen Koalition (DK) einen Prozess vor der Kurie (früher Oberstes Gericht) gegen die Orbán-Regierung an.

Ein Drittel der Budapester betroffen

Laut DK hätten die betroffenen fünf Stadtbezirke von den für die Hauptstadt veranschlagten acht Milliarden Forint Kompensationskosten keinen Forint erhalten. Betroffen sei ein Drittel der Budapester, denen damit eine Unterstützung verwehrt bliebe, betonte der hauptstädtische DK-Fraktionschef Sándor Szaniszló. Zugleich dementierte er jene Behauptungen, diese Stadtbezirke hätten sich mit einer falschen Taktik um die Unterstützung gebracht, und versicherte die Erfüllung aller Anforderungen.

Kanzleiminister Gergely Gulyás hatte im Vorfeld erklärt, die betroffenen Stadtbezirke hätten sich nicht mit dem Regierungsbeauftragten Zsolt Láng abgestimmt.

Opposition sieht grobes Missverhältnis

Als Beispiele der Diskriminierung führte der DK-Fraktionschef an, dass der kleinste von Fidesz geführte fünfte Budapester Stadtbezirk 580 Millionen Forint erhalte, der größere sechste Stadtbezirk hingegen nur 77 Millionen. Diesem steht ein Bezirksvorsteher der Oppositionspartei Momentum vor.

Es gebe bisher keine Einheitsfront, keinen Aufstand der oppositionellen Lokalpolitiker, da sich diese angesichts der massiven Krise auch über kleine Unterstützungen freuen würden, so Szaniszló. Dennoch wäre es logisch, dass die oppositionellen Bezirksvorsteher auch nach Akzeptanz der kleinen Summen vor Gericht gehen und die ihnen zustehende Unterstützung einfordern.

Orbán-Gegner geht leer aus

Der DK-Bezirksvorsteher des dritten Budapester Stadtbezirkes, László Kiss, kritisierte andere oppositionelle Stadtbezirke, die Unterstützung erhielten. Deren Bezirkschefs würden die "Krümel werfende Hand der Regierung küssen".

In dem Kampf gegen die Teuerung und die hohen Energiepreise erhielt die Fidesz-geführte Stadt Debrecen mit 3,2 Milliarden Forint die höchste Unterstützung. Die Stadt Hódmezövásárhely wiederum bekam keine Gelder. Der Bürgermeister der Stadt Péter Márki-Zay war bei den Parlamentswahlen 2022 als Spitzenkandidat der oppositionellen Allianz chancenlos gegen Viktor Orbán angetreten. (APA, 3.1.2023)