In der Ukraine mehren sich Berichte über – für die russischen Angreifer – verheerende Opferzahlen durch ukrainische Raketenschläge. Begonnen hat die Angriffsserie in der Silvesternacht im Donezker Vorort Makijiwka: Ausgerechnet in dem Moment, als Präsident Wladimir Putin in einer TV-Ansprache den Streitkräften dankte, sollen die russischen Besatzungstruppen einen ihrer bisher tödlichsten Rückschläge erlitten haben.

Die Berufsschule, die von den Besatzern als Unterkunft und Munitionsdepot genutzt wurde, ist völlig zerstört.
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Mehrere Raketen zerstörten die als Soldatenunterkunft und Munitionsdepot genutzte örtliche Berufsschule Nummer 19 völlig – bei der Explosion der Raketen und der in dem zweigeschoßigen Bau gelagerten Munition sollen nach Kiewer Angaben 400 Menschen gestorben sein, 300 weitere seien verletzt worden. Das Verteidigungsministerium in Moskau spricht – DER STANDARD berichtete – von 63 getöteten Rekruten. Keine der Zahlen ist unabhängig verifizierbar, beide Seiten haben im Laufe des Krieges eigenen Angriffen meist hohe Verluste des Gegners zugeschrieben.

Auch aus dem Süden des Landes meldete der Kiewer Generalstab einen Erfolg: Beinahe zeitgleich mit dem Raketenangriff auf Makijiwka sollen die Verteidiger auch im Gebiet Cherson zugeschlagen haben. Bei Tschulakiwka am Ostufer des Dnjepr sei ein "Treffer gegen feindliche Truppen und Militärtechnik gelungen", hieß es am Dienstag. Opferbilanz: bis zu 500 Tote und Verletzte, wie Kiew meldete. Schließlich sollen die ukrainischen Truppen auch im benachbarten Fedoriwka erfolgreich angegriffen haben.

Kritik an Militärführung

In Russland selbst wurde angesichts der schweren Verluste – bisher selten – offene Kritik laut: "Zehn Monate nach Beginn des Krieges ist es gefährlich und kriminell, den Feind als Dummkopf zu betrachten", sagte Andrej Medwedew vom Moskauer Stadtparlament.

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Aus der sogenannten "Volksrepublik Donezk" heißt es, erst die massenhafte Nutzung von Handys durch russische Soldaten habe es der Ukraine in der Silvesternacht ermöglicht, die Unterkunft in Makijiwka anzugreifen. Greyzone, ein der Söldnergruppe Wagner zugerechneter Telegram-Kanal, bezeichnete dies unverhohlen als Lüge und als Versuch der Verantwortlichen, die Schuld von sich zu weisen. Auch der Kreml-Propagandist Boris Roschin ortet die Schuld für die massiven Verluste bei der Militärführung – und nicht bei telefonierenden Rekruten: "Inkompetenz und die Unfähigkeit, die Erfahrungen des Krieges zu begreifen, sind nach wie vor ein ernstes Problem." (Florian Niederndorfer, 3.1.2023)