Für manche ist Politik vor allem Showbusiness. Sie provozieren einen Skandal, ernten Empörung und wärmen sich im Rampenlicht. Israels rechtsextremer neuer Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir ist so ein Typ. Das wäre wenig erfreulich, aber nicht weiter dramatisch, würde seine Show nur seinem Ego nützen und – abgesehen von einem Haufen verprassten Steuergelds – keinen Schaden anrichten. Das Gegenteil ist der Fall.

Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir provozierte mit seinem Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem.
Foto: AFP PHOTO /Minhelet Har-Habait (TEMPLE MOUNT ADMINISTRATON

Als der mehrfach verurteilte verbale Brandstifter am Dienstag auf den Tempelberg marschierte, tat er das, um Macht zu demonstrieren. Er lasse sich von Terrorgruppen wie der Hamas nicht davon abhalten, erklärte er. Ganz so, als wäre das alles nur seine Privatangelegenheit. Als wären nicht Millionen von Menschen von den Folgen seines Zündelns betroffen.

Als Ben-Gvir seinen kurzen Auftritt auf dem Tempelberg hatte, beschützten ihn dutzende Polizisten. Jene Busfahrer, Lokalbesucher und sonstige Zivilisten, die sich in Zeiten erhöhter Terrorgefahr dem alltäglichen Risiko aussetzen, genießen diesen Schutz nicht. Die Familien, die an der Grenze zum Gazastreifen wohnen und nun zittern müssen, dass die Hamas ihren Drohungen Raketen folgen lässt, genießen diesen Schutz nicht. Die künftigen Generationen Israels, die auf den von Ben-Gvir hinterlassenen Trümmern leben müssen, genießen allesamt keinen Schutz. Für 15 Minuten Ruhm vor Kameras nimmt der rechtsextreme Showman das aber offenbar gern in Kauf. (Maria Sterkl, 3.1.2023)