Maximilian Krauss und Harald Vilimsky flankieren NYYRC-Chef Gavin Wax.

Foto: NYYRC

Zwei Blocks nördlich des Rockefeller Centers, zwei Blocks südlich des Museum of Modern Arts gelgen und eine Dachterrasse mit Blick auf die St. Patrick’s Cathedral: Der 3 West Club liegt wahrlich im Herzen von New York. Wenig überraschend hält Manhattans Elite in dem altehrwürdigen Hotel gern Veranstaltungen ab, so auch am 9. Dezember 2022. Die Stargäste fielen allerdings aus dem Rahmen – sie hießen Harald Vilimsky, Maximilian Krauss und Gerald Grosz.

Die drei rechtsgerichteten Politiker waren aus Österreich in die USA gereist, um an der Jahresgala des New York Young Republican Club (NYYRC) teilzunehmen. Einen Tag vor der großen Veranstaltung fand im 3 West Club eine eigene Pre-Gala Reception für eine Reihe europäischer Gäste statt. 15 Dollar kostete das Vergnügen, mit den drei Österreichern, den AfD-Politikern Maximilian Krah und Nikolaus Fest oder einem niederländischen EU-Abgeordneten plaudern zu können.

Bewaffnete Revolte

Für die jungen Republikaner dürfte es ein gelungenes Aufwärmen für ihre große Jahresgala gewesen sein, bei der sich dann die wirklich prominenten Namen des Trump-Universums in New York eingefunden haben: etwa die aufstrebende Abgeordnete Marjorie Taylor Greene, die einst mit ihrer These aufgefallen war, jüdische Laser aus dem Weltall würden Waldbrände auslösen.

Am 10. Dezember durften ihr Vilimsky, Krauss und Grosz beim Verbreiten anderer Theorien lauschen. So behauptete Taylor Greene, dass der Sturm auf das US-Kapitol vom 6. Jänner 2021 natürlich erfolgreich gewesen wäre, hätten sie und der im Publikum sitzende Trump-Stratege Steve Bannon den Aufstand geplant – "und bewaffnet" wäre er in dem Fall auch gewesen.

Dieses Motiv zog sich durch den Abend: NYYRC-Chef Gavin Wax erklärte, er wolle den "totalen Krieg" gegen politisch Linke, und posierte mit bekannten US-Rechtsextremen; dazu gesellte sich das Who’s who des Trump-Universums, etwa Sohnemann Don Jr., der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani oder Stratege Steve Bannon. Einzig der Ex-Präsident selbst blieb in Mar-a-Lago.

Gerald Grosz posiert auf der Gala mit Trump Sohn Don Jr.
Foto: NYYRC

Vorbild Rudi Giuliani

"Es ist beeindruckend, wie Giuliani mit seiner Nulltoleranzstrategie die ausufernde Kriminalität erfolgreich bekämpft hat", schwärmt Maximilian Krauss, Klubobmann der Wiener FPÖ, im Gespräch mit dem STANDARD. Genauso wie Wien hätten auch US-Metropolen "ein massives Kriminalität- und Sicherheitsproblem aufgrund ungezügelter Massenmigrationspolitik linker Parteien". In diesem Bereich würde die FPÖ "einen ähnlichen Kurs wie viele Republikaner" verfolgen. Davon, dass zu den Spitzengästen der Gala auch QAnon- und Pizzagate-Anhänger zählten, will Harald Vilimsky, FPÖ-Delegationsleiter im EU-Parlament, nichts wissen: "Da weiß der STANDARD mehr als ich", sagt er.

Wie gelangte die FPÖ in diese illustre Runde? Besonders Vilimsky ist im vergangenen Jahrzehnt zu einer Art "Außenminister" der Rechtspartei geworden. Sein Ziel war es schon seit Mitte der 2000er-Jahre, die FPÖ zu einer Vorreiterin in einem Netzwerk gleichgesinnter Parteien zu machen.

In den USA ging da anfangs so gut wie gar nichts: Für die US-Demokraten war die FPÖ aufgrund ihrer Geschichte, Inhalte und ständiger Affären tabu, für die allermeisten Republikaner auch. Ein Bild, das sich im Großteil des globalen Westens bot, mit wenigen Ausnahmen. Auch deshalb orientierten sich die Freiheitlichen zusehends gen Osten.

Ost statt West

Der damalige Parteichef Heinz-Christian Strache und seine rechte Hand Johann Gudenus pflegten immer bessere Beziehungen nach Russland, das Ganze führte 2017 dann in eine Finca auf Ibiza.

Doch in jenem folgenreichen Jahr änderte sich auch in den USA Entscheidendes: Am 20. Jänner 2017 wurde das für viele Unvorstellbare wahr – und Donald Trump Präsident. Schon zuvor hatte die FPÖ zarte Bande zum Rechts-außen-Flügel der Republikaner geknüpft, etwa rund um die berüchtigte Conservative Political Action Conference (CPAC). Nach Trumps Aufstieg ging es dann flott. Dessen Wahlsieg im November 2016 hatte eine Delegation der FPÖ (unter anderem mit dem damaligen Generalsekretär Vilimsky, der Salzburger Landesparteiobfrau Marlene Svazek und dem FPÖ-Steiermark-Chef Mario Kunasek) im Trump Tower verfolgt. Ein Treffen mit dem künftigen US-Präsidenten scheiterte damals angeblich am Secret Service, der dafür kein grünes Licht gab.

Wenig später reiste die FPÖ nach Moskau, um sich offiziell mit der von Wladimir Putin gegründeten Partei Einiges Russland zu verbünden – vor Ort waren Strache, Gudenus, Vilimsky und der nunmehrige Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer. Die Freiheitlichen würden auch einen "Schulterschluss" zwischen den USA und Russland erreichen wollen, kündigte Strache damals an. Heute sehen die Blauen das Abkommen als "wertloses Stück Papier", das kürzlich übrigens automatisch bis ins Jahr 2026 verlängert wurde.

Wenn Vilimsky heute auf die Russland-Nähe seiner Partei angesprochen wird, verweist er darauf, ebenso Beziehungen in die USA zu pflegen – und führt beispielhaft neben seinen Kontakten auf Ebene des Kongresses auch gern seine Einladungen ins Weiße Haus an. Oder er erinnert daran, dass er im Jahr 2019 mit dem US-Verteidigungsminister im Pentagon an einem Tisch gesessen sei. Das war, als er wenige Wochen vor Veröffentlichung des Ibiza-Videos den damaligen Verteidigungsminister Kunasek in die USA begleitet hatte.

Warum Vilimsky so umtriebig in den USA ist, erklärt er im Gespräch mit dem STANDARD auch damit, dass er Mitglied der EU-USA-Delegation des EU-Parlaments sei und es "das Normalste der Welt" sei, "wenn ein für Außenpolitik zuständiger Mandatar auch ein internationales Kontaktnetz pflegt". Einen "Schwenk" der FPÖ weg von Russland hin zu den USA sieht er nicht, "aber sagen wir mal, es hat sich als Schwerpunkt so entwickelt", schließlich seien die USA "ein bestimmender Teil der Geopolitik".

Let’s Stay Together

Und dafür schließt man auch Partnerschaften: Im Mai 2022 wurde publik, dass der Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) und der NYYRC zusammenarbeiten. Man wolle gemeinsam die westliche Kultur davor "schützen, sich anderen Werten zu unterwerfen"; illegale Migration beenden sowie künftige Lockdowns und eine "Impfpflicht" verhindern. Dabei handle es sich um "eine Grundsatzerklärung, wofür wir stehen", erklärt Krauss, der auch RFJ-Bundesobmann ist. Er erhofft sich davon, "sich mit politisch ähnlich Gesinnten international austauschen und vernetzen zu können".

Vilimsky und Krauss nahmen bereits zum zweiten Mal an der Gala des New York Young Republican Club teil. Der Kontakt zum NYYRC habe sich im Zuge seiner Reisen in die USA, die er seit zehn Jahren regelmäßig unternehmen würde, "irgendwann mal ergeben"; der Status "Special Guest" auf der Gala sei "eine freundliche Geste der Einladenden gegenüber internationalen Gästen", sagt Vilimsky. Krauss hat auf der Gala auch eine Einladung an Mitglieder des NYYRC zum Wiener Akademikerball, der heuer am 24. Februar nach zwei Jahren Corona-Pause wieder stattfindet, ausgesprochen – ob die Einladung wahrgenommen wird, ist noch ungewiss.

Vilimsky wird auch als Mitglied des Clubs geführt, der zwar nicht direkt in den Strukturen der Republikanischen Partei verankert ist, aber eine wichtige Rolle bei Kampagnen, Wahlwerbung und beim Netzwerken spielt. Neben einem "Gedankenaustausch" gehe es Vilimsky, der seit Dezember 2021 Mitglied ist, dabei auch darum, "gemeinsam die eine oder andere politische Veranstaltung zu machen und sein Netzwerk zu erweitern".

"Zunehmend faschistisch"

Als ein "globales Netzwerk mit verbündeten radikalen Rechten" bezeichnet das Michael Edison Hayden im Gespräch mit dem STANDARD. Hayden arbeitet für das Southern Poverty Law Center, das sich seit Jahrzehnten mit Rechtsextremismus in den USA auseinandersetzt. Es sei traurige Realität, dass einige der einflussreichsten Personen bei den Republikanern "zunehmend faschistisch in ihren Ambitionen" geworden seien, sagt Hayden. Diese Gruppe versuche, das Wahlrecht und andere Bürgerrechte einzuschränken.

"Einige Akteure in dieser hart rechten, antidemokratischen Szene haben kein Problem damit, offen mit Rassisten und Antisemiten zu arbeiten", erklärt Hayden in Hinblick auf Taylor Greene oder den Rechtsextremen Jack Posobiec, der bei der NYYRC-Gala ebenfalls eine Rede gehalten hat.

"Die politische Auseinandersetzung in den USA wird um einiges brutaler geführt und hat etwas Martialisches, ohne dass ich das bewerten will", sagt Gerald Grosz. Der frühere FPÖ- und BZÖ-Politiker und heutige Consulter und Autor, der im Herbst bei der Präsidentschaftswahl auf 5,6 Prozent kam, war schon mehrmals bei der NYYRC-Gala.

Er habe "einige sehr gute Bekanntschaften" in New York, etwa den NYYRC-Chef Wax, den er durch dessen Arbeit bei der rechten Social-Media-Plattform Gettr kennt. Wie die Gala gewesen sei? "Großartig", sagt Grosz. (Sandra Schieder, Fabian Schmid, 6.1.2023)