Die heurigen OLED-Modelle von Samsung und LG versprechen deutlich heller zu sein als im Vorjahr.

Foto: LG Electronics

Die größte Tech-Messe der Welt gibt auch heuer wieder einen Ausblick auf die neuesten Entwicklungen im Bereich der Fernseher und Monitore. Die südkoreanischen Hersteller LG und Samsung fallen dabei als Taktgeber der Branche besonders mit der verbesserten Helligkeit ihrer OLED-Line-ups auf.

Bis zu 70 Prozent mehr Helligkeit verspricht LG bei den neuen OLED-Topmodellen, bei Samsungs QD-OLED-Technologie könnten es ersten Angaben zufolge sogar noch mehr sein. DER STANDARD hat sich angesehen, welche Highlights die beiden Platzhirsche im Programm haben und worauf man achten sollte.

LG: Microlens-Array und verbesserte Algorithmen

Hersteller LG Electronics kann bereits auf zehn Jahre Erfahrung mit der selbstleuchtenden Pixel-Technologie OLED zurückblicken und wird auf der CES auch nicht müde, die unzähligen Messeauszeichnungen in diesem Zusammenhang zu betonen. Neben exotischen Formfaktoren wie biegsamen oder aufrollbaren Displays bilden heuer wieder die etablierten Serien C, G und Z die gehobene Klasse des Herstellers ab. LG setzt die Nummerierung seiner Modelle konsequent fort und bietet für 2023 mit C3, G3 und Z3 direkte Nachfolger der Vorjahresmodelle an. Die verfügbaren Bildschirmdiagonalen von bis zu 97 Zoll bleiben unverändert.

Herzstück aller drei Modelle ist der neueste Prozessor der Alpha-Serie. Der "Alpha9 Gen6 4K AI" enthält nicht nur viele Buzzwords, um die Fortschrittlichkeit des Fernsehers zu suggerieren, sondern soll die KI-gestützte Bildbearbeitung seines Vorgängers vor allem im Bereich des Dynamic Tone Mapping verbessern. Dabei wird die Helligkeit der gezeigten Inhalte über Algorithmen laufend so angepasst, dass Details und Tiefe der Bilder nicht verlorengehen. Ein überarbeitetes Upscaling soll zudem Inhalten in geringerer Auflösung zu mehr Klarheit verhelfen.

Das größte Highlight verspricht allerdings der sogenannte Brightness-Booster-Max zu sein. Möglich machen soll dies eine sogenannte Microlens-Array-Technologie: Sie fügt der Struktur des Panels eine Schicht winziger Linsen hinzu, um die Lichtleistung bündeln zu können und sicherzustellen, dass mehr Licht direkt auf den Betrachter fokussiert werden kann. Die zusätzliche Helligkeit soll aufgrund dieser Funktionsweise zudem ohne Erhöhung des Stromverbrauchs erreicht werden können.

Dank dieser speziellen Hardwarekomponente, die noch nicht offiziell bestätigt ist, und eines neuen Algorithmus soll die Helligkeit des G3-Modells "um bis zu 70 Prozent" erhöht werden können, beim C3-Modell soll die Darstellung dadurch immerhin noch um bis zu 30 Prozent heller ausfallen. Das gilt allerdings nur für die Bildschirmdiagonalen 55, 65 und 77 Zoll, darüber und darunter soll die Steigerung geringer ausfallen.

Die absolute Steigerung in Prozent mag beeindruckend klingen, ist aber ohne Kontext ziemlich wertlos. Wie flatpanelshd.com berichtet, sollen besagte G3-Modelle eine Spitzenhelligkeit im Bereich von rund 1.800 Nits erreichen, im (meist nicht empfehlenswerten) Bildmodus "Lebhaft" sollen es sogar 2.100 Nits sein. Stimmen diese Zahlen, wäre das im Vergleich zum Vorjahresmodell tatsächlich ein größeres Upgrade. Offensichtlich beziehen sich diese Werte aber auch nur auf drei Größen der G3-Reihe, bei anderen Modellen fällt die Verbesserung überhaupt deutlich geringer aus oder ist weitgehend zu vernachlässigen.

Samsung setzt auf neues Panel-Material

Eine hohe Steigerung der Helligkeit verspricht auch Konkurrent Samsung. Die neue Generation seiner QD-OLED-Technologie, die letztes Jahr Premiere feierte und vom STANDARD ausführlich getestet werden konnte, geht bei der Verbesserung aber nicht den gleichen Weg wie LG. Zwar nutzen die neuen Panels auch KI-gestützte Bildberechnung unter der Bezeichnung "Intellisense AI", um die Bildqualität in Echtzeit optimieren zu können. Allerdings soll der Helligkeitszuwachs vor allem durch ein verbessertes Material im Panel erzielt werden. Samsung nennt es "Hyper-Efficient-EL" und behauptet, dass es die Helligkeit jeder Farbe in RGB verbessern könne. In Kombination mit den verbesserten Algorithmen der KI sollen dadurch auch Spitzenhelligkeiten von bis zu 2.000 Nits erreicht werden können. Das ist fast der doppelte Wert des Vorjahresmodells.

Neu ist auch, dass die Bildschirmgrößen von 55 und 65 Zoll aus dem Vorjahr nun um ein 77-Zoll großes Modell ergänzt werden. Auch, aber nicht nur für Gamer interessant sein dürfte zudem der Umstand, dass alle drei Größen eine verbesserte Bildwiederholfrequenz von bis zu 144 Hz unterstützen. Zudem verfügt die neue Generation über eine AMD-Free-Sync-Premium-Pro-Zertifizierung. Dieser Standard verspricht, eine besonders präzise Wiedergabe von HDR-Spielen zu gewährleisten, von der sowohl Besitzer einer Xbox Series S oder X als auch Besitzer einer Playstation 5 profitieren dürften.

Nicht zuletzt soll die Verbesserung der QD-OLED-Technologie auch dazu beitragen, dass die Fernseher im Betrieb 25 Prozent energieeffizienter sind als die Vorjahresmodelle. Generell betont Samsung einmal mehr, die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering halten zu wollen, das soll sich bei den 2023-Modellen zusätzlich in einer Solar-Fernbedienung aus recycelten Materialien und in einem eigenen KI-Energiesparmodus widerspiegeln.

Mehr Helligkeit? Gut, aber nicht alles

Dass beide Platzhirsche der Branche deutliche Verbesserungen der Helligkeit ihrer neuen OLED-Fernseher ankündigen, mag zunächst durchaus erfreulich sein. Damit sagt man der größten Achillesferse dieser Bildschirmtechnologie weiterhin den Kampf an. Aber der Wettlauf um die meisten Nits, der grundsätzlich nicht falsch ist, ist dennoch ein wenig zu relativieren.

Bei den Angaben der Hersteller handelt es sich um die Spitzenhelligkeit und nicht die Helligkeit der gesamten Bildschirmfläche. Wie viel Prozent der Bildschirmfläche diese Spitzenwerte erreichen, wird nicht genannt – hier muss man sich gedulden, bis externe unabhängige Tests vorliegen. Bis dahin sind "Bis zu"-Prozentangaben mit großer Vorsicht zu genießen.

Zu berücksichtigen ist auch ist die Tatsache, dass Wahrnehmung der Helligkeit nicht linear mit der Steigerung der Leuchtdichte (Nits) verläuft. Unterschiede im niedrigen Bereich sind viel leichter auszumachen als im hohen: Zwar lassen sich 2.000 Nits Helligkeit von 1.500 Nits unterscheiden, der Unterschied ist aber gefühlt wesentlich geringer als bei einem niedrigen dreistelligen Bereich oder darunter. Auch das Umgebungslicht spielt eine wesentliche Rolle bei der Wahrnehmung: So kann eine hohe Nit-Zahl bei hellem Tageslicht wesentlich dunkler wirken als eine geringere in einer abgedunkelten Heimkino-Umgebung.

Nicht zuletzt gibt es eine Reihe anderer Faktoren, die die Bildqualität, aber auch die generelle Qualität des Fernsehens maßgeblich beeinflussen. Gerade in Bezug auf das User-Interface und darin auftretende Werbung konnten beide Hersteller in der Vergangenheit beispielsweise nicht überzeugen. Immerhin wurde für 2023 auch hier Optimierung versprochen. Eine Reduktion auf die Helligkeit allein wäre jedenfalls viel zu kurz gegriffen. (bbr, 4.1.2023)