Die Emissionen des Straßenverkehrs sind weiterhin hoch.

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Im vergangenen Jahr wurden in Österreich laut Fachverband der Mineralölindustrie um rund 250 Millionen Liter Sprit weniger getankt als im Jahr 2021. Damit sind die CO2-Emissionen des Verkehrs um rund 600.000 Tonnen zurückgegangen, wie eine aktuelle Analyse des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) zeigt. Mit rund 21 Millionen Tonnen hat der Verkehr aber dennoch um über 50 Prozent mehr CO2 verursacht als im Jahr 1990.

"Die CO2-Emissionen des Verkehrs gehen zurück, aber in einem zu geringen Ausmaß. Um rechtzeitig das Klimaziel erreichen zu können, braucht es deutlich größere Schritte", so VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.

Doppelt so viele Emissionen wie im globalen Durchschnitt

Während andere Sektoren bereits vor der Covid-19-Pandemie einen Rückgang der Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 erreicht hatten – zum Beispiel der Gebäudesektor um ein Drittel –, gab es im Verkehr eine massive Zunahme.

"Der Aufholbedarf beim Klimaschutz ist im Verkehrssektor besonders groß, und die Zeit drängt", so Mosshammer. Die Emissionen müssen rasch reduziert werden, sonst erreicht das Weltklima Kipppunkte, die nicht mehr umkehrbar sind. Pro Kopf werden in Österreich mit 8,6 Tonnen pro Jahr fast doppelt so viele Treibhausgase verursacht wie im globalen Durchschnitt.

CO2-Sparen mit Tempo 100

Dabei gibt es im Verkehr ein großes Einsparpotenzial: 830.000 Tonnen CO2 pro Jahr können laut Umweltbundesamt allein durch Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen und Tempo 100 statt 130 auf Autobahnen vermieden werden. "Niedrigere Tempolimits sind die 'low hanging fruits' im Klimaschutz", so Mosshammer. "Sie sind mit geringerem Aufwand rasch umsetzbar und bringen großen Nutzen."

Außerdem betont der VCÖ einmal mehr, wie wichtig die Verlagerung auf den öffentlichen Verkehr sei. Wer etwa auf der Strecke von Amstetten nach St. Pölten mit der Bahn statt mit dem Auto pendelt, vermeidet pro Jahr rund 4.600 Kilogramm CO2. Mehr Verbindungen, insbesondere dort, wo es derzeit nur ein mangelhaftes Angebot gibt, seien für das Erreichen der Klimaziele unverzichtbar, so die Organisation.

Angebotsknappheit, Steuersenkung, CO2-Bepreisung

In das Minus von 250 Millionen Liter Sprit in Österreich könnten zudem auch andere Faktoren miteingeflossen sein. Etwa stoße die weltweit hohe Nachfrage nach Kraftstoffen auf eine Angebotsknappheit, bedingt durch Logistikprobleme und geopolitische Unsicherheiten, erklärt die Geschäftsführerin des Fachverbands der Mineralölindustrie, Hedwig Doloszeski.

"Preisstabilisierende Maßnahmen in unseren Nachbarländern wie die Preisdeckel in Slowenien und Ungarn oder die Steuersenkung auf Kraftstoffe in Deutschland im Sommer, aber auch die Einführung der CO2-Bepreisung hierzulande im Oktober haben den Verbrauch beeinflusst." (APA, 4.1.2023)