Harry (rechts) habe seinen Bruder William (links) nach dem Vorfall aufgefordert zu gehen. Prinz William habe sich entschuldigt.

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Mount Kisco / London / Madrid– Der britische Prinz Harry wirft seinem Bruder William laut einem Zeitungsbericht in seiner kommende Woche erscheinenden Autobiografie vor, ihn bei einem Streit körperlich angegriffen zu haben. Wie der "Guardian" berichtet, schildert Harry darin, wie sein älterer Bruder ihn in der Küche seiner Wohnung in London zu Boden gestoßen habe.

In dem Streit habe William Harrys Frau Meghan als "schwierig", "unhöflich" und "ruppig" beschimpft, zitiert die Zeitung aus dem Buch, das am kommenden Dienstag erscheint. "Er packte mich am Kragen, wobei meine Halskette zerriss, und stieß mich zu Boden. Ich landete auf dem Hundenapf, der unter meinem Rücken zerbrach, sodass mich die Scherben schnitten", heißt es demnach in dem Buch mit dem deutschen Titel "Reserve".

Harry habe seinen Bruder daraufhin aufgefordert zu gehen. William habe sich entschuldigt. Im Gehen habe er sich umgedreht und gesagt: "Das brauchst du Meg nicht zu erzählen." Auf Harrys Frage, ob er damit den Angriff meine, habe William erwidert: "Ich habe dich nicht angegriffen, Harold."

25 Menschen getötet

Der jüngere Prinz hat einem Bericht zufolge nach eigenen Schilderungen als Soldat in Afghanistan 25 Menschen getötet. "Eines der wichtigsten Dinge, die ich in der Armee gelernt habe, ist, dass ich für meine eigenen Handlungen verantwortlich bin. Also meine Zahl: 25", schreibt Harry dem Sender Sky News zufolge in seinen Memoiren in Bezug auf die Zahl der von ihm getöteten Menschen bei seinen Einsätzen in Afghanistan.

Kontakt ins Jenseits

Harry schreibt, dass er um Kontakt zu seiner Mutter aufzunehmen die Dienste eines Mediums in Anspruch genommen habe. Die Frau habe ihm gesagt , dass ihm Diana ausrichten lasse, dass er das Leben lebe, das sie für ihn gewollt habe.

Im Alter von 17 habe er bei einem Jagdausflug Kokain probiert, und es habe "nicht viel Spaß gemacht".

Gemeinsam gegen Camilla

Prinz Harry habe weiteren Berichten zufolge vor Jahrzehnten gemeinsam mit Prinz William seinen Vater Charles inständig gebeten, dessen Partnerin Camilla nicht zu ehelichen. William und er hätten ihren Vater "angefleht", nicht zum zweiten Mal zu heiraten, schreibt Harry in seinen Memoiren, wie die "Sun" und die "Daily Mail" am Donnerstag berichteten. Harry habe Camilla als "böse Stiefmutter" gefürchtet.

Erscheinen soll das Buch erst am 10. Jänner, allerdings war es übereinstimmenden Medienberichten zufolge in einigen spanischen Buchhandlungen fälschlicherweise bereits am Donnerstag kurzzeitig erhältlich. Mehrere britische Medien – darunter "Sun" und "Daily Mail" – beschafften sich ein Exemplar. Zuvor hatte bereits der "Guardian" ein Buch in die Hände bekommen und darüber berichtet.

Über sein erstes offizielles Treffen mit Camilla berichtet Harry demnach, dass er sich darauf vorbereitet habe wie auf eine Spritze. "Schließe die Augen, dann merkst du es nicht einmal", schreibt der 38-Jährige. Camilla sei jedoch "gelangweilt" gewesen und habe das Treffen als Formalität angesehen, da Harry ihr als Nicht-Thronfolger nicht im Wege gestanden sei.

Camilla als "Queen Consort"

Der heutige König Charles III. (74) heiratete Camilla im Jahr 2005. Über die Jahre hinweg wurde diese immer beliebter bei der britischen Bevölkerung. Die im September gestorbene Queen Elizabeth II. veranlasste persönlich, dass Camilla (75) nach ihrem Tod den Titel "Queen Consort" trägt.

Einzelheiten aus dem Buch waren schon vorher bekannt geworden. Der US-Sender ABC, dem Harry eines von mehreren Interviews vor der Veröffentlichung gegeben hatte, berichtete am Donnerstag, Harry bezeichne William (40) darin als "geliebten Bruder" und "Erzfeind". In einem im Voraus verbreiteten Ausschnitt des Interviews erklärte Harry dazu: "Es gab merkwürdigerweise immer diesen Wettbewerb zwischen uns."

Vorwürfe gegen Königsfamilie auch in Netflix-Dokuserie

Harry und Meghan hatten sich im März 2020 offiziell von ihren royalen Pflichten zurückgezogen. Sie leben mit ihren beiden Kindern, dem dreieinhalbjährigen Archie und der eineinhalbjährigen Lilibet, in Meghans Heimat Kalifornien. Bereits in einer im Dezember ausgestrahlten Netflix-Dokuserie hatte das Paar Vorwürfe gegen die Königsfamilie erhoben. (APA, 5.1.2023)