Rosi Mittermaier 1976 in Innsbruck.

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Die zweifache Olympiasiegerin in Slalom-Aktion.

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Stars unter sich: Mittermaier 1977 mit Ehemann Christian Neureuther, Pele und Franz Beckenbauer.

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Garmisch-Partenkirchen – 27.000 Briefe hatte Rosi Mittermaier in einem Monat bekommen. "In meinem Elternhaus war ein ganzes Zimmer voll mit Post", erzählte die deutsche Ski-Ikone anlässlich ihres 70. Geburtstags vor zwei Jahren. Der Briefträger sei ganz narrisch geworden, weil er die Zuschriften auf die Winklmoosalm in die Chiemgauer Alpen bringen musste.

Ja, in den Siebzigerjahren waren Skistars noch Stars. Und Rosi Mittermaier war einer der größten unter ihnen. Als 25-Jährige gewann sie 1976 in Innsbruck olympisches Gold in der Abfahrt und im Slalom, im Riesentorlauf verpasste sie knapp den Sieg. Die Erfolge von Innsbruck zählten damals gleichzeitig als WM-Medaillen. Zudem holte die gelernte Hotelfachfrau in diesem Winter den Sieg im Gesamtweltcup – und trat mit Saisonende auch wegen des immensen Trubels um ihre Person zurück.

"Gold-Rosi" wurde Mittermaier genannt, sie debütierte 1967 im Weltcup und gewann insgesamt zehn Weltcuprennen, acht davon im Slalom, keines in der Abfahrt. Umso überraschender kam der olympische Triumph auf der "Hoadl" in der Axamer Lizum vor der österreichischen Favoritin Brigitte Totschnig. Umso größer fiel der Jubel im bayerischen Reit im Winkl aus.

Star über den Sport hinaus

Nach der Karriere verschwand Mittermaier keinesfalls von der Bildfläche. Als Werbeträgerin war die deutsche Sportlerin des Jahres 1976 gefragter und beliebter denn je. Sie entwarf eine Wintersportkollektion, saß in der Jury der deutschen Fernsehshow Dalli Dalli und war als Sachbuchautorin sowie als Kommentatorin für den TV-Sender Eurosport aktiv. Alles immer mit der Leichtigkeit, die Mittermaier schon als Rennläuferin ausstrahlte.

Am Donnerstag gab die Familie den Tod der einstigen Ausnahmesportlerin bekannt. Mittermaier sei am Vortag nach schwerer Krankheit im Kreise der Familie in Garmisch-Partenkirchen verstorben. Sie hinterlässt ihren Mann Christian Neureuther (73), ebenfalls früherer Skirennläufer, ihre Kinder Ameli (41) und Felix Neureuther (38) sowie die Enkelkinder.

"Wir haben einen fantastischen Menschen verloren. Rosi hatte ein Herz so groß wie ein Bus, sie war immer für jeden da – das war einzigartig", sagt Markus Wasmeier, Doppelolympiasieger von 1994 und Freund der Familie, "so einen Menschen findet man nicht wieder." Rosi Mittermaier wurde 72 Jahre alt. (Philip Bauer, 5.1.2023)