81 Prozent der Elf- bis 17-Jährigen in Österreich nutzen Instagram.

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Ein Team von Neurowissenschafterinnen der Universität North Carolina hat zu Jahresbeginn eine Studie zur Social-Media-Nutzung von Jugendlichen veröffentlicht. Dabei setzten sich die Forscherinnen und Forscher mit der Frage auseinander, inwiefern die Häufigkeit der Nutzung von Facebook, Instagram und Snapchat sich auf die Entwicklung des jugendlichen Gehirns auswirkt.

Für die Studie wurden 169 Schülerinnen und Schüler aus North Carolina beobachtet. Auf Basis ihres angegebenen Nutzungsverhaltens ("habitual checking behavior") wurden die Jugendlichen zunächst in Gruppen eingeteilt. Wer angab, die Plattformen weniger als einmal pro Tag aufzurufen, wurde als nicht gewohnheitsmäßiger User eingestuft. Zwischen einem und 14 Aufrufen pro Tag galten die Jugendlichen als moderate User, bei mehr als 14 Aufrufen als gewohnheitsmäßige.

Anschließend wurden die Jugendlichen drei Jahre lang jährlich einer funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRI) unterzogen. Während dieser fMRI-Scans spielten die Probandinnen ein Computerspiel, bei dem sie sogenanntes soziales Feedback in Form von Gesichtsausdrücken anderer Jugendlicher erhielten. Diese waren entweder belohnend, bestrafend oder neutral.

In den entsprechenden Hirnregionen konnten dabei Unterschiede hinsichtlich der Aktivität festgestellt werden. Jugendliche, die angaben, Facebook, Instagram und Snapchat oft zu nutzen, zeigten laut den Forschenden eine steigende Sensibilität gegenüber dem sozialen Feedback. Die nicht gewohnheitsmäßigen Probandinnen und Probanden wiesen über die Jahre eine sinkende Empfänglichkeit für das Feedback auf.

Untersuchte Plattformen auch in Österreich beliebt

Auch in Österreich gehören zwei der drei Plattformen, deren Nutzung im Fokus der Untersuchung stand, zu den beliebtesten sozialen Netzwerken: Instagram wird von knapp 81 Prozent der Elf- bis 17-Jährigen genutzt, Snapchat von rund 70 Prozent.

Einzig Facebook ist hierzulande nicht mehr ganz so beliebt bei Jugendlichen: Nur 29 Prozent geben an, das Netzwerk zu nutzen. Weltweit sieht der Trend unter Jugendlichen ähnlich aus. Die globale Facebook-Nutzung von Jugendlichen ist seit 2014 um fast 40 Prozent eingebrochen – ob das also als Referenzwert für heutige Social-Media-Nutzung von Jugendlichen herangezogen werden kann, ist jedoch fraglich. Tiktok und Youtube wären an dieser Stelle vielleicht eher geeignet.

"Unsere Studie zeigt, dass Jugendliche, die ständig soziale Medien nutzen, mit der Zeit empfindlicher auf (erwartetes) soziales Feedback reagieren. Jugendliche, die das nicht so häufig tun, reagieren mit der Zeit weniger empfindlich auf soziales Feedback", erklärt Maria Maza, Mitverfasserin der Studie, auf Twitter.

In Österreich geben 90 Prozent der Jugendlichen an, ihr Smartphone täglich oder fast täglich zu nutzen. Social-Media-Apps spielen dabei eine immer größere Rolle. Statt aktiv Inhalte zu teilen, nutzen die österreichischen Teens soziale Netzwerke jedoch passiv, beispielsweise um mit Freundinnen in Kontakt zu bleiben. Auch bei dieser Art der Kommunikation dreht sich viel um soziales Feedback.

Kein kausaler Zusammenhang

Laut der US-Studie sind also Jugendliche, die Social Media öfter nutzen, sensibler in Bezug auf die digitalen Reaktionen ihrer Mitmenschen. Dennoch betonen die Forschenden, dass dieser Zusammenhang nicht zwingend kausal sei. Die erhöhte Sensibilität der Jugendlichen könnte schlicht mit dem Aufwachsen in einer digitalisierten Gesellschaft und der Anpassung an den dort üblichen zwischenmenschlichen Umgang zusammenhängen. Soziale Bedürfnisse unterscheiden sich je nach Person und sind auch online eine Art zwischenmenschliche Aushandlungssache.

Wenngleich sich also eine Korrelation zwischen den Veränderungen im Hirn und der Social-Media-Nutzung der Jugendlichen feststellen lässt, bleibt der genaue Richtungszusammenhang unklar. Die Tendenzen könnten durchaus auch mit den Charaktereigenschaften der Jugendlichen zusammenhängen, die sich dann wiederum in der erhöhten oder reduzierten Nutzung sozialer Netzwerke äußern. Das Forschungsteam weist daher explizit darauf hin, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um Zusammenhänge zwischen der Nutzung von Instagram und Co mit der psychischen und neuronalen Entwicklung von Jugendlichen zu erläutern. (Johanna Pauls, 5.1.2023)