Gesichtserkennung kommt immer häufiger zum Einsatz – trotz all der bekannten Probleme mit solchen Lösungen.

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Unschuldig verhaftet werden: Für die meisten ist diese Aussicht schon so ein kompletter Albtraum. Was einem 28-Jährigen US-Amerikaner vor kurzem widerfahren ist, hat aber einen besonders bitteren Beigeschmack. Und zwar den von fehlerhafter Technologie – und Behörden, die sich blind auf diese verlassen.

Vorwurf

Fast eine ganze Woche musste Randal Reid Ende November unschuldig hinter Gittern verbringen. Der Vorwurf: Er soll im Juni 2022 Luxushandtaschen im Wert von mehr als 10.000 Euro gestohlen haben. Dass einige der Details nicht so recht zusammenpassten, schien die handelnden Beamten mehrere Tage lang nicht zu stören, immerhin hatte man ja einen Haftbefehl. Das Problem dabei: Dieser wurde offenbar auf Basis von Gesichtserkennungssoftware ausgestellt, wie Arstechnica berichtet.

Der Anwalt von Reid erhebt dabei nun schwere Vorwürfe an die Polizei. Weder Gewicht noch Größe von Reid hätten mit der Täterbeschreibung zusammengepasst, so sei Reid etwa gut 20 Kilogramm leichter. Nicht einmal die Mühe einer Hausdurchsuchung in seiner Wohnung habe man sich gemacht, um weitere Spuren zu sichern.

Klar sichtbare Unterschiede

Freigelassen wurde Reid schlussendlich erst dank eines deutlich sichtbaren Muttermals in seinem Gesicht, das nicht in Einklang mit den Schilderungen zum realen Täter zu bringen war. In der Zwischenzeit hatte sich aber schon eine zweite Polizeibehörde eingeschaltet, die ihm aufgrund der falschen Gesichtserkennung auch gleich noch einen zweiten Handtaschenraub zur Last legen wollte.

Eine Rolle in dem gesamten Vorfall dürfte wohl auch spielen, dass Reid dunkelhäutig ist. Ist doch wohl dokumentiert, dass solche Gesichtserkennungssoftware bei nicht-weißen Personen oftmals eine wesentlich höhere Fehlerrate aufweist. Dass deren Ergebnisse dann nicht noch einmal überprüft überprüft werden, ist ein Vorwurf, den sich die handelnden Behörden gefallen lassen müssen.

Grundsatzdiskussion

Der Vorfall wird insofern sicher erneute Diskussionen über die generelle Verwendung von Gesichtserkennung zur Strafverfolgung aufwerfen. Bei vielen US-Behörden ist das aber mittlerweile Gang und Gäbe. So soll im konkreten Fall unter anderem die – auch sonst reichlich umstrittene – Software von Clearview AI zum Einsatz gekommen sein. (red, 6.1.2023)