Die Polizei warnt: "Vergewissern Sie sich vor Antritt der Fahrt, dass ihr Pkw fahrtüchtig ist. Wenn Sie vermuten, dass an ihrem Pkw widerrechtlich hantiert wurde, verständigen Sie umgehend die Polizei."

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Wien – Klimaaktivisten haben laut Polizei in den Wiener Bezirken Leopoldstadt und Alsergrund bei mehr als 50 SUVs die Luft aus mindestens einem Reifen gelassen. Zur Warnung für die Besitzer hinterließen sie Zettel an den Windschutzscheiben, die sie als Mitglieder der Gruppierung "Tyre Extinguishers" ("Reifen-Auslasser") auswiesen. Zwei Verdächtige, eine 24-Jährige und ein 25-Jähriger, wurden nach einem Hinweis eines Passanten ertappt und angezeigt.

Die Aktion der Gruppierung, die schon zuvor in Wien aufgetreten war, etwa vor Weihnachten in Döbling, fand laut Polizei in der Nacht auf Freitag, ab etwa 3 Uhr bis Freitagmittag statt. Zugange waren die Aktivisten an mehreren Orten in den beiden Bezirken, etwa rund um den Julius-Tandler-Platz und in der Tempelgasse.

Polizei warnt

Einsatzkräfte der Polizeiinspektionen Julius-Tandler-Platz und Otto-Wagner-Platz wurden durch einen Hinweis eines Augenzeugen auf die 24-Jährige und den 25-Jährigen aufmerksam. "Die beiden zeigten sich sofort geständig. Sie wurden auf freiem Fuß angezeigt", sagte Polizeisprecher Markus Dittrich am Samstag. Die Klimaschützer hätten angegeben, nicht gewusst zu haben, dass das Auslassen der Luft aus Reifen an fremden Fahrzeugen als Sachbeschädigung gelten könnte.

Bei der vorangegangenen Aktion in Döbling soll ein betroffener SUV-Fahrer weder den "Patschen" noch den Warnhinweis bemerkt haben und losgefahren sein, worauf der Wagen auf den Gehsteig schlitterte und einen Passanten touchiert haben soll, der allerdings unverletzt blieb. Die Polizei rät: "Vergewissern Sie sich vor Antritt der Fahrt, dass ihr Pkw fahrtüchtig ist. Wenn Sie vermuten, dass an ihrem Pkw widerrechtlich hantiert wurde, verständigen Sie umgehend die Polizei."

Mikl-Leitner fordert höhrere Strafen

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner fordert unterdessen härtere Strafen bei Klima-Blockaden und für Reifenstecher. Die ÖVP-Politikerin sprach sich dafür aus, aus einer Verwaltungsübertretung ein strafrechtliches Delikt nach deutschem Vorbild zu machen. "Wer seine Freiheit dazu missbraucht, das Leben seiner Mitmenschen zu gefährden, dem muss der Entzug seiner Freiheit drohen", teilte Mikl-Leitner der APA mit. Zuvor hatte bereits die FPÖ für Strafverschärfungen plädiert.

Angesichts der Ankündigung von Störaktionen in Wien durch Klimaaktivisten meinte Mikl-Leitner: "Klimaschutz ist uns allen ein wichtiges Anliegen. Das rechtfertigt aber nicht, Rettungskräfte zu behindern und damit Menschenleben zu gefährden." Es brauche eine "deutliche Strafverschärfung". Nach Ansicht Mikl-Leitners sollte man die deutsche Regelung zum Vorbild nehmen – und die Gefährdung von Menschenleben unter Strafrecht stellen: "Im schlimmsten Fall mit Androhung einer Freiheitsstrafe." Derzeit würden nur Geldstrafen drohen. "Ganz offensichtlich erzeugt das keine abschreckende Wirkung. Es entsteht der Eindruck, es handle sich um ein Kavaliersdelikt. Dieser Eindruck ist inakzeptabel, denn das Gegenteil ist der Fall und muss daher auch entsprechend geahndet werden", betonte die Landeshauptfrau. (APA, 7.1.2023)