Bei der Frage zu Problemen bei der Aufnahme von intimen Beziehungen spielte das Geschlecht der Befragten kaum eine Rolle.

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Wien – Die Österreicherinnen und Österreicher halten sich offenbar für romantisch. Sei meinen, neue Partner beziehungsweise Partnerinnen relativ leicht zu finden und die Beziehung dann auch aufrecht zu erhalten. Nach den Chinesen landen sie in einer Umfrage in 14 Staaten bezüglich ihrer Beziehungsfähigkeit an zweiter Stelle. Dies hat eine internationale Studie mit österreichischer Beteiligung ergeben, die jetzt in "Evolutionary Psychology" erschienen ist.

Menelaos Apostolou (Abteilung für Sozialwissenschaften der Universität von Nikosiam Zypern) und die Co-Autoren, darunter Tanja Dujlovic (Österreichische Akademie für Psychologie, Wien), haben insgesamt mehr als 7.100 Personen befragt. Sie stammten aus Österreich (373), Brasilien, China, Griechenland, Ungarn, Italien, Japan, Peru, Polen, Russland, Spanien, Türkei, Großbritannien und Ukraine. Die Frauen waren im Mittel 31,4 Jahre alt, die Männer 35,9 Jahre.

Start der Beziehung als häufiges Problem

"Einen Partner oder eine Partnerin für eine intime Beziehung zu finden, ist herausfordernd und mit Schwierigkeiten verbunden. Trotzdem gibt es zu dieser Beziehungsfähigkeit bisher nur beschränkte Forschung. Wir wissen also über dieses häufige Phänomen nur wenig. Schwierigkeiten beim Aufbau von intimen Beziehungen sind wiederum mit einer größeren Wahrscheinlichkeit für ein ungewünschtes Single-Dasein verbunden (...)", schrieben die Autoren. Rund ein Drittel der Teilnehmer befanden intime Beziehungen für schwierig, fast die Hälfte bezeichnete die Aufnahme solcher Beziehungen als mit Komplikationen verbunden. 38 Prozent gaben Probleme an, solche Partnerschaften dann auch aufrecht zu erhalten.

Es gibt offenbar deutliche Unterschiede nach der Herkunft der Befragten. "Rund 19 Prozent der chinesischen Teilnehmer gaben an, sie hätten Probleme bei der Aufnahme einer intimen Beziehung, genauso aber mehr als 60 Prozent der japanischen Teilnehmer", heißt es in der Studie. Demnach lag dieser Prozentsatz in den meisten Fällen bei über 40 Prozent. Der Start einer engen Beziehung scheint in den meisten ein Problem zu sein, was das Sample betrifft. Schließlich wurde berechnet, dass mehr als 57 Prozent der Teilnehmenden Schwierigkeiten bei der Anbahnung und/oder beim Aufrechterhalten einer Partnerschaft hätten, so die Autoren. Das Geschlecht der Befragten spielte kaum eine Rolle, Ältere gaben weniger oft Schwierigkeiten an. Insgesamt bezeichneten sich 38,1 Prozent der Teilnehmer als Single, 12,9 Prozent unfreiwillig, 15,2 Prozent gewünscht (Rest: zwischen Partnerschaften).

Wenigste unfreiwillige Singles in Polen

Von den 373 österreichischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gaben 7,8 Prozent an, sich zwischen zwei Partnerschaften zu befinden, nur 2,9 Prozent erklärten, freiwillig ein Single-Dasein zu führen, 9,7 Prozent "unfreiwillig". 49,3 Prozent erklärten, eine Beziehung zu haben, 27,6 Prozent waren verheiratet (2,7 Prozent andere Angaben). Die höchste Rate an nicht gewünschtem Leben als Single wurde in Brasilien (21,8 Prozent) registriert, gefolgt von Ungarn (20,8 Prozent), die niedrigste in Polen (4,9 Prozent).

Die Österreicherinnen und Österreicher sind scheinbar überdurchschnittlich "romantisch". Während über alle Befragten hinweg 36,2 Prozent heftig verneinten, mit romantischen Beziehungen ein Problem zu haben, waren das unter den österreichischen Teilnehmern gar 53,1 Prozent – der höchste Wert in dieser Kategorie. 38,4 Prozent des gesamten Samples erklärten romantische Partnerschaften für persönlich schwierig, in Österreich waren es nur 23 Prozent – ebenfalls einer der Spitzenwerte.

Chinesen seien größte Romantiker

"Manche Menschen sind gut in romantischen Beziehungen. Sie finden leicht Partner und haben keine Schwierigkeit, romantische Beziehungen aufrecht zu erhalten. Diese Beschreibung charakterisiert mich", hieß eine der Feststellungen in dem Fragebogen. Dem widersprachen heftig 45,6 Prozent aller Teilnehmer in den 14 Staaten, 28,8 Prozent stimmten stark zu. In Österreich widersprachen stark dieser Charakteristik 34,7 Prozent (hohe Zustimmung: 39 Prozent). Die chinesischen Teilnehmer fühlten sich mit 71,7 Prozent hoher Zustimmung bei der Charakteristik als Romantiker offenbar am wohlsten (nur 11,9 Prozent mit starker Ablehnung).

Was die offenbare Fähigkeit zu romantischen Beziehungen angeht, schneiden die Österreicher jedenfalls gut ab, wie man aus den Angaben der Teilnehmer und Teilnehmerinnen ableiten könnte: Platz 2 nach China und vor den Griechen (3), Ungarn (4), Polen (5), Peruanern (6), am Ende der Skala dann die Italiener (10), Russen (11), Türken (12), Brasilianer (13) und schließlich Japanerinnen und Japaner (14). (APA, red, 9.1.2023)