Die Notenbanken werden für 2022 schlechte Ergebnisse einfahren. Die Schweizerische Nationalbank weist 132 Milliarden Franken Verlust aus.

Foto: APA / Antony Anex

Sage und schreibe 132 Milliarden Franken an Verlusten hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) 2022 angehäuft. Umgerechnet wären das rund 134 Milliarden Euro. Fallende Aktien- und Anleihekurse und die Aufwertung des Franken haben der SNB den größten Fehlbetrag in ihrer 115-jährigen Geschichte eingebrockt. Treffen wird der immense Verlust vor allem Bund und Kantone, die von der Zentralbank keinen Beitrag zu ihren Budgets bekommen werden. "Dieser Bilanzverlust verunmöglicht gemäß Bestimmungen des Nationalbankgesetzes sowie Gewinnausschüttungsvereinbarung zwischen Eidgenössischen Finanzdepartement und SNB eine Ausschüttung für 2022", erklärte die SNB am Montag.

Nach der Verrechnung mit Rückstellungen und Ausschüttungsreserven resultiert ein Bilanzverlust von rund 39 Milliarden Franken. Die SNB gehört rund zur Hälfte Kantonen, Kantonalbanken und anderen öffentlich-rechtlichen Körperschaften, den Rest der Aktien halten Private. Diese Namensaktien werden an der Schweizer Börse gehandelt.

Fremdwährungsproblem

2021 hat die SNB noch einen Gewinn von 26,3 Milliarden Franken eingefahren. Der bisher höchste Verlust – 23 Milliarden Franken – ist 2015 angefallen. Verantwortlich für die knallroten Zahlen waren die riesigen Fremdwährungsbestände der Notenbank: 131 Milliarden Franken betrug der Verlust auf Fremdwährungspositionen. Das Ergebnis der SNB wird dominiert von den Wertschwankungen ihrer rund 800 Milliarden Franken schweren Devisenreserven, zu denen auch Aktien und Anleihen aus dem Ausland zählen.

Die SNB hat jahrelang Fremdwährungen gekauft, um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragten Franken zu unterbinden. Ihren definitiven Jahresabschluss will sie am 6. März veröffentlichen.

Auch die Ergebnisse anderer Notenbanken werden angesichts der Geldpolitik und Zinsentwicklungen schlecht ausfallen – die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) wird da keine Ausnahme bilden.

Hohe Verluste für OeNB

Wie exklusiv berichtet, wird die Notenbank für 2022 um die 700 bis 800 Millionen Euro an Rücklagen auflösen, um eine schwarze Null auszuweisen. In den Jahren 2023 und 2024 dürfte es dann noch düsterer bzw. röter werden: Gemäß den jüngsten Berechnungen der OeNB wird es für 2023 trotz weiterer Rücklagenauflösungen von mehreren hundert Millionen Euro einen happigen Verlust setzen, möglich, dass er die Eine-Milliarde-Euro-Grenze erreicht. Auch für 2024 rechnet man im Haus am Otto-Wagner-Platz mit sehr hohen Verlusten.

Der Bund wird also auf längere Frist kein Geld sehen. In der OeNB gibt man noch keine Zahlen bekannt, bestätigt aber, dass negative Ergebnisse bevorstehen. (gra, Reuters, 9.1.2023)