Eine Festung, im Bild die von Kufstein, ist vielleicht für Touristinnen oder Tagesausflügler interessant. Aber dauerhaft wohnen will darin wohl kaum jemand. Nicht nur wegen der Heizkosten.

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WOHER KOMMT DIE "FESTUNG"?

Etymologisch ist die Festung ein ziemlich spannendes Gebäude. Auch wenn man sich ein Leben in einer solchen nicht so spannend vorstellen mag. Außer man wäre zum Beispiel gerne ein eingesperrtes Burgfräulein. Die Festung selbst kommt vom Wort fest. Woraus sich aber das aus dem 8. Jahrhundert stammende "fest", das nichts mit einer Party zu tun hat, entwickelte, dazu gibt es mehrere Theorien. Im Mittelhochdeutschen hieß es vest oder veste. Manche sehen eine Verwandtschaft mit den Worten Fuß und Fundament (wie im Slawischen), heißt es im Kluge, dem etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache. Andere sehen sich an die Fessel oder an das Verb hindern erinnert, da käme die griechische, lateinische oder germanische Verwandtschaft ins Spiel.

Kein Ort der Geborgenheit

So viel zu "fest". Die Festung selbst hieß noch im Althochdeutschen festinunga. Ein Ort, der Geborgenheit und Heimatgefühle auslöst, wird aber weder mit der Fessel noch mit dem Vorgang des Hinderns zwingend assoziiert.

Dennoch liest man dieser Tage auf großflächigen Plakaten im Land "Festung Österreich". Daneben sieht man wahlweise die Gesichter von FPÖ-Politikern vom Bundesparteichef Herbert Kickl abwärts. Dass eine Partei, die das Freiheitliche im Namen trägt, ein mit der Fessel verwandtes Gebäude, in das man schwer hinein-, aber auch schwer hinauskann, als Sinnbild für ihr Heimatland wählt, mag verwundern. Schon klar, die Angst vor Migrantinnen und Migranten darf nicht vergessen werden. Aber wie kommt man auf die Idee?

Keine neue Idee

Nun, so neu ist sie ja nicht. Schon vor den Identitären, die von der "Festung Europa" schwadronierten, und nach den napoleonischen Kriegen, als man in Deutschland die "Festung Europa" beschwor, nutzte Hitlers oberster Propagandanazi Joseph Goebbels den Begriff der "Festung Europa" für alle vom NS-Regime besetzten Teile Europas. Da könnte man auf die Festung vor dem Österreich doch gern für immer verzichten. (Colette M. Schmidt, 10.1.2023)