Der Schriftstellerverband PEN America spricht von "einem der ungeheuerlichsten Verstöße gegen die akademische Freiheit in jüngster Zeit": Wie die "New York Times" berichtete, hat die amerikanische Universitätslehrende Erika López Prater ihren Job verloren, weil sie in einem Kurs zu globaler Kunstgeschichte an der privaten Hamline University im US-Bundesstaat Minnesota ein Gemälde des Propheten Mohammed aus dem Jahr 1306 zeigte.

Es handelt sich um eine Darstellung des Islam-Begründers, in der diesem vom Erzengel Gabriel erstmalig die Offenbarung des Korans übermittelt wird. Das Motiv stammt aus einer persischen Buchmalerei und wird in Kunstgeschichtekursen häufig gezeigt.

Die persische Buchmalerei aus dem 14. Jahrhundert zeigt den Erzengel Gabriel, wie er dem Propheten Mohammed den Koran offenbart.
Foto: Rashid al-Din Ṭabib/Wikimedia Commons

Über das im Islam heute herrschende Bilderverbot wusste die Kunsthistorikerin freilich Bescheid und bereitete ihre Studierenden im Vorfeld darauf vor, dass im Kurs Bilder mehrerer religiöser Figuren gezeigt würden, darunter auch Buddha und eben Mohammed. Weder im Vorfeld noch unmittelbar im Unterricht gab es Widerspruch vonseiten der Studierenden. Bevor sie das Bild zeigte, hatte die Lehrende Studierenden, die sich verletzt fühlen könnten, noch die Möglichkeit gegeben, den Raum zu verlassen. Alle sind geblieben.

Beschwerde im Nachhinein

Erst im Nachhinein beschwerte sich bei der Hochschulleitung eine muslimische Studentin. Andere muslimische Studierende, die nicht an dem Kurs teilgenommen hatten, unterstützten sie dabei. Der Unterricht sei ein Angriff auf ihre Religion, hieß es. Nachdem die Uni-Leitung López Prater zunächst noch Unterstützung zugesagt hatte, teilte man ihr, nachdem eine Petition gegen sie initiiert worden war, mit, dass man ihre Dienste im nächsten Semester nicht mehr in Anspruch nehmen werde. Berichtet wird, dass Privatunis wie Hamline mit nur 1.800 Studierenden auch unter ökonomischem Druck stünden, weswegen man es sich nicht leisten könne, Studierende aufgrund von kritischen Vorfällen zu verlieren.

Der Fall sorgt in den USA für viel Diskussion, zumal es sich nicht – wie in früheren Konfliktsituationen mit dem islamischen Bilderverbot – um eine Karikatur des Propheten handelt, sondern um eine respektvolle, kunsthistorisch bedeutende Darstellung. "Es gibt viele muslimische Gelehrte, Experten und Kunsthistoriker, die nicht glauben, dass das islamfeindlich war", sagte auch ein Religionsprofessor der Hamline University. (red, 10.1.2023)