Die Zinsen in der Eurozone werden laut Goldman Sachs noch auf 3,25 Prozent steigen, eine Rezession sehen die Ökonomen hingegen nicht.

Foto: Reuters/KAI PFAFFENBACH

Hohe Inflation, teure Energie und viel geopolitische Unsicherheit. Das ist der Cocktail, der es Analysten derzeit schwermacht, solide Prognosen für die Zukunft abzugeben. Schlittert Europa in eine Rezession? Entspannt sich die Situation um die Lieferketten weiter, wenn China Corona nun durchrauschen lässt, oder kommt es dadurch zu neuen Problemen, die wiederum zur Bremse für die Industrie werden?

Die Ökonomen von Goldman Sachs jagen das Gespenst der Rezession jedenfalls davon. In einer aktuellen Analyse prognostizieren die Experten keine Rezession in der Eurozone mehr, nachdem sich die Wirtschaft Ende 2022 als widerstandsfähiger als angenommen erwiesen hat. Positiv kommt hinzu, dass die Erdgaspreise stark gefallen sind. Dass China die Covid-19-Beschränkungen früher als erwartet aufgegeben hat, wird von den Goldman-Experten ebenfalls als unterstützender Faktor gewertet.

Inflation "wird rascher sinken als erwartet"

Das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone soll in diesem Jahr nun um 0,6 Prozent steigen, verglichen mit einer früheren Prognose eines Rückgangs um 0,1 Prozent. Während das Wachstum im Winter aufgrund der Energiekrise noch schwach sein wird, dürfte es im ersten Quartal 2023 laut dem Goldman-Sachs-Ökonomen Jari Stehn zu einer Expansion von 0,1 Prozent kommen.

Die Inflation, die im vergangenen Jahr für einen massiven Preisauftrieb gesorgt hat, werde heuer rascher sinken als erwartet. Ende 2023 wird die Inflation bei rund 3,25 Prozent stehen. "Wir gehen auch davon aus, dass sich die Kerninflation aufgrund sinkender Warenpreise verlangsamen wird, sehen aber aufgrund steigender Arbeitskosten einen anhaltenden Aufwärtsdruck auf die Dienstleistungsinflation", teilt Goldman Sachs mit.

Produktion robust

Angesichts erhöhter Resilienz und einer hartnäckigen Kerninflation erwarten die Goldman-Ökonomen, dass die Europäische Zentralbank in den kommenden Monaten die Geldpolitik deutlich stärker straffen wird. Im Februar und März sollte die EZB laut den Goldman-Experten den Leitzins um jeweils einen halben Basispunkt erhöhen. Eine Anhebung um 0,25 Basispunkte im Mai sollte dann der letzte Zinsschritt sein, um den Zinssatz auf 3,25 Prozent zu erhöhen.

Positive Signale gab es am Dienstag auch aus Österreich. Die Produktion hat im November des Vorjahres deutlich zugelegt: Im Jahresvergleich zu November 2021 stieg die arbeitstägig bereinigte Produktion um 3,9 Prozent. Während die Produktion in der Industrie um 4,5 Prozent zulegte, stieg sie im Bauwesen um nur 2,3 Prozent, geht aus einer Mitteilung der Statistik Austria hervor. Unter den industriellen Hauptgruppen gab es das größte Produktionswachstum bei Gebrauchsgütern. Hier stieg die Produktion um 16,9 Prozent. (Bettina Pfluger, 10.1.2023)