Moderator Jerrod Carmichael führte durch den Abend – hier zu sehen bei einem Witz über Tom Cruise, der 2022 drei Golden Globes wegen der Kritik an mangelnder Diversität zurückgab.

Foto: AP / Rich Polk

Colin Farrell und Martin McDonagh für "The Banshees of Inisherin"

Foto: afp

Austin Butler spielte "Elvis".

Foto: EPA

Angela Bassett gewann für die beste Nebenrolle in Black "Panther: Wakanda Forever".

Foto: REUTERS

Michelle Yeoh für "Everything Everywhere All at Once"

Foto: Reuters

Jennifer Coolidge gewinnt für "The White Lotus".

Foto: EPA

Eddie Murphy erhielt den Cecil B. deMille Award für sein Lebenswerk und witzelte verteidigte Will Smith.

Foto: EPA/CAROLINE BREHMAN

"Change" ist doch möglich, zumindest an der Oberfläche. Ein Jahr nachdem die Golden Globes ohne Liveübertragung und ohne die Anwesenheit großer Studios und Filmstars über die Bühne gehen mussten, sind die Globes, oder besser: die Stars sind zurück. Mit einer Ausnahme: Der für The Whale nominierte Schauspieler Brendan Fraser ist der Show aus Protest wegen eines Falles sexueller Belästigung vonseiten des ehemaligen Präsidenten der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) ferngeblieben. Auch Cate Blanchett, die den Preis als beste Darstellerin für das Dirigentinnendrama Tár gewonnen hat, war nicht anwesend. Angeblich aufgrund von Dreharbeiten.

Die Kritik an den Golden Globes und der Organisation HFPA zielte in den letzten Jahren auf mangelnde Diversität und Bestechlichkeit, doch seit der Übernahme durch einen neuen Investor und die Implementierung von Diversitäts- und Antikorruptionsrichtlinien hat sich die Organisation der in Hollywood ansässigen Auslandspresse verändert. So sagt und hofft man zumindest. Nun waren die Stimmberechtigten offenbar diverser, was jedoch bei den Nominierungen kaum ins Gewicht fiel.

Gewinner: Spielberg und "The Banshees"

Denn nominiert waren auffallend viele altgediente Boxoffice-Meister: James Cameron für Avatar: The Way of Water, Baz Luhrmann für Elvis und Steven Spielberg für The Fabelmans. Spielberg machte das Rennen in den Kategorien bester Film und beste Regie mit der sehr persönlichen Geschichte seiner Kindheit und Jugend, die er sich, wie er in der Dankesrede sagte, erst jetzt zu erzählen traute. Sein schärfster Konkurrent war der im Vorfeld favorisierte Brite Martin McDonagh, der mit der tragikomischen Männerfreundschaftskomödie The Banshees of Inisherin in anderen Kategorien reüssierte: Er bekam die Globes für die beste Komödie, das beste Drehbuch und für den besten Hauptdarsteller Colin Farrell.

Steven Spielberg reüssierte mit seiner Kindheitsgeschichte "The Fabelmans".
Foto: REUTERS

Eröffnungsrede: "Ich bin hier, weil ich schwarz bin"

Dass er das eigentliche Diversity-Aushängeschild war, war dem afroamerikanischen Moderator Jerrod Carmichael mehr als bewusst. "I am here, because I'm black." Ich bin hier, weil ich schwarz bin, waren die ersten Worte seiner Eröffnungsrede. Darin nahm er sich Gastgeber HFPA vor: "Ich würde nicht sagen, dass sie rassistisch sind, aber sie hatten kein einziges schwarzes Mitglied, seitdem George Floyd gestorben war. Tun sie mit dieser Information, was immer sie wollen. In einer Minute macht man sich Minztee zu Hause, in der nächsten wird man gefragt, ob man das schwarze Gesicht einer angeschlagenen weißen Organisation sein möchte." Seine moralischen Bedenken teilte Carmichael mit einer Freundin, die, so der Host, stellvertretend für jede schwarze Person in den USA stehen könnte. Nachdem er ihr seine Gage von 500.000 Dollar verraten hatte, meinte die Freundin nur: "Boy, if you don't put on a nice suit and take the white peoples money …" (Junge, wenn du dir jetzt nicht einen netten Anzug anziehst und das Geld der Weißen nimmst …)

Die Kritik des Moderators richtete sich ganz gegen die Organisation der Golden Globes, für die er als erster schwarzer Moderator antrat. Die anwesenden Hollywoodstars überschüttete er dagegen mit Blumen: "Ich bin hier wegen euch. Ich sehe in diesem Raum so viele talentierte Menschen. Egal was die HFPA ist oder war, an diesem Abend werden wir feiern, und ich denke, die Industrie verdient Abende wie diesen." Einzig Tom Cruise traf eine Spitze, als sich Carmichael über Scientology lustig machte. Nach fünf Moderationen von Ricky Gervais, der berüchtigt dafür war, Stars zu grillen, muss das eine Wohltat für die Anwesenden gewesen sein.

Schauspielpreise an Michelle Yeoh, Austin Butler, Cate Blanchett und Angela Bassett

Einer der am häufigsten nominierten Filme war Daniel Kwans und Daniel Scheinerts Everything Everywhere All at Once, der allerdings nur zwei Darstellerpreise bekam: einen für Michelle Yeoh als beste Komödiendarstellerin und einen für Ke Huy Quan als besten Nebendarsteller. Als beste Nebendarstellerin wurde Angela Bassett für Black Panther: Wakanda Forever ausgezeichnet. Basset erinnerte in der berührendsten Rede des Abends an den verstorbenen Co-Star Chadwick Boseman.

Beim Schauspiel in der Kategorie Drama setzte sich Cate Blanchett gegen Michelle Williams (The Fabelmans) und Ana de Armas Marylin-Monroe-Darstellung im umstrittenen Biopic Blonde durch. Die Trophäe für den besten Schauspieler ging an Austin Butler für seine unglaubliche Transformation in Elvis. Für den 31-Jährigen, der bis heute nicht Elvis' Tonfall abgelegt hat, bedeutete Baz Luhrmans Film den großen Durchbruch. Seine Konkurrenz: Brendan Fraser (The Whale), Bill Nighy (Living) und Hugh Jackman (The Son).

Keine Preise für Europa und Netflix

Leer gingen die europäischen Kandidaten aus. Europäischer-Filmpreis-Gewinner Triangle of Sadness des Schweden Ruben Östlund war in der Kategorie beste Komödie nominiert, der deutsche Film Im Westen nichts Neues mit dem Burgschauspieler Felix Kammerer in der Kategorie bester nichtenglischsprachiger Film. Diese Trophäe konnte Argentinien mit dem Historiendrama Argentina, 1985 für sich gewinnen. Auch Indien durfte für sein überbordendes Historienspektakel RRR von S. S. Rajamouli einen Preis mit nach Hause nehmen: den für den besten Song mit Naatu Naatu.

Lahari Music | T-Series

Die sonst so starken Streamerstudios Netflix und Amazon reüssierten in keiner der Filmkategorien. Netflix war für Glass Onion: A Knives Out Mystery nominiert, doch am Ende waren alteingesessene Studios wie Universal (The Fabelmans) und Searchlight/Disney (The Banshees of Inisherin) die großen Gewinner.

Serienpreise

Die Comedyserie Abbott Elementary über eine Volksschule in Philadelphia war der große Sieger in den TV-Kategorien der Golden Globes. Die Serie holte drei Preise, darunter die Auszeichnung als beste Comedy, für die beste Comedy-Hauptdarstellerin Quinta Brunson und für Tyler James Williams als bester Nebendarsteller. Brunson ist auch Erfinderin und Produzentin der Serie. Bester Comedy-Hauptdarsteller wurde Jeremy Allen White als junger Koch in The Bear.

House of the Dragon, das Prequel zu Game of Thrones" ist wurde als beste Dramaserie gekürt. Die Eat-the-Rich-Serie The White Lotus ist beste Miniserie, Jennifer Coolidge verdient beste Nebendarstellerin. Beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie ist Zendaya für ihre Performance in Euphoria, bester Hauptdarsteller Kevin Costner für Yellowstone.

Kein dritter Weltkrieg: Videobotschaft von Selenskyj

Schließlich hatte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Auftritt. In einer Videobotschaft bedankte sich der ehemalige Schauspieler für die Unterstützung seines Landes im Krieg gegen Russland: "Es wird keinen dritten Weltkrieg geben, das ist keine Trilogie", meinte Selenskyj. Die Ukraine werde die russische Aggression stoppen, und er hoffe, dass alle mit ihm den Tag des Sieges feiern werden. (Valerie Dirk, APA, 11.1.2023)