Mitglieder der Letzten Generation klebten sich auf der Straße fest.

Foto: APA / Georg Hochmuth

Wien – Die Klimablockaden in Wien sind auch Mittwochfrüh weitergegangen. Aktivisten und Aktivistinnen der Letzten Generation haben gegen 8 Uhr unter anderem den äußeren Gürtel beim Westbahnhof "gesperrt". Laut den Demonstranten wurden der Verkehr auf drei Straßen gestoppt und auch der innere Gürtel auf dem Europaplatz blockiert. Am Gürtel baute sich schnell ein Stau auf. Gegen 9.30 Uhr hatte die Polizei die Blockade aufgelöst, es gab zwölf Festnahmen.

VIDEO: In der Aktionswoche der Letzten Generation werden täglich Straßen blockiert. Rund 40 Wissenschafterinnen und Wissenschafter zeigten sich am Dienstag solidarisch und forderten von der Politik effektive Maßnahmen gegen die Klimakrise.
DER STANDARD

Mitglieder in Polizeigewahrsam

Die Blockade hatte unter Verkehrsteilnehmern Unmut ausgelöst. Zumindest ein Passant griff die Aktivisten an, wie auf einem via Twitter verbreiteten Video zu sehen war. Die Polizei war nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt des Übergriffs noch nicht am Ort des Geschehens.

Polizeisprecher Daniel Fürst sagte der APA, der Vorfall sei bekannt, die Polizei erstatte vorerst gegen unbekannte Täter Anzeige wegen Körperverletzung und bemühe sich um die Ausforschung des Aggressors. Die zwölf Aktivisten werden Fürst zufolge nach ihrer formellen Einvernahme wieder entlassen. Sie müssen – wie in den vergangenen Tagen – mit Verwaltungsanzeigen rechnen.

Dieses von der Letzten Generation geteilte Video soll die Blockade am Gürtel zeigen.

Nachdem sich am Dienstag einige Aktivisten sehr lange in Polizeigewahrsam befunden hatten, war zunächst unklar gewesen, in welchem Umfang die Aktion am Mittwoch stattfand. "Handschellen und Gefängnis werden uns sicher nicht aufhalten. Es geht um unsere Zukunft, es geht darum, dass Menschen in ein paar Jahrzehnten überhaupt noch ein gutes Leben auf dieser Erde haben können. Dafür kämpfen wir, davon lassen wir uns von niemandem abhalten", gab sich der 29-jährige Elektrotechniker Jacob kämpferisch.

Der Regierung warfen die Aktivisten Gesprächsverweigerung vor. "Trotz desaströser Treibhausgasbilanz und des sich abzeichnenden Verfehlens sämtlicher Klimaziele soll über die einfachsten, billigsten Maßnahmen wie Tempo 100 auf der Autobahn nicht einmal diskutiert werden", hieß es in einer Aussendung der Letzten Generation.

"Enormer Stau"

Die Blockade begann gegen 8 Uhr. Gegen 8.30 Uhr war die Polizei, die nach eigenen Angaben "mit verstärkter Kräftezahl im Einsatz" war, dabei, die Hände der Aktivisten von der Fahrbahn zu lösen, auf der sich diese festgeklebt hatten.

Laut ÖAMTC baute sich innerhalb kurzer Zeit in beiden Richtungen ein enormer Stau auf: Auf dem inneren Gürtel reichte er bis zum Margaretengürtel zurück, begann sich aber bereits aufzulösen, da die Autofahrer offenbar auf andere Routen auswichen. Auf dem äußeren Gürtel standen die Fahrzeuge bis zur Höhe Thaliastraße/Lerchenfelder Straße in Ottakring zurück. Auch die umliegenden Gassen des Gürtels waren verstopft.

"Hetze gegen Klimabewegung"

Die Bewegung Lobau bleibt übte indes in einer Aussendung Kritik an Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Deren Sicherheitsgipfel zu Verkehrsblockaden am Vortag sei ein "Klima-Kriminalisierungsgipfel" gewesen. Die Umweltschützer forderten "ein Ende der gefährlichen Hetze gegen die Klimabewegung, die zu Übergriffen wie den heutigen führt". Bereits am Montag war bei einer Demonstration von Lobau bleibt eine Person mit dem Inhalt einer Bleichemittelflasche übergossen und verletzt worden.

Auch der Nationalratsabgeordnete Lukas Hammer, Klimaschutzsprecher der Grünen, übte Kritik: "Einige Menschen fühlen sich offenbar durch Äußerungen von Politiker:innen bestärkt, die öffentlich ein härteres Vorgehen gegen Aktivist:innen einfordern oder friedliche Aktivist:innen gar als 'Terroristen' diffamieren", twitterte er. "Es braucht dringend eine Abrüstung der Worte, damit die zunehmende Gewalt gegen Klimaaktivist:innen nicht noch weiter befeuert wird." Es sei keine Klimakrise einzelner Parteien oder einiger Aktivistinnen und Aktivisten. "Sie trifft uns alle mit gleicher Härte. Wir alle stehen vor der größten Krise unserer Geschichte, die unsere Lebensgrundlagen bedroht", schrieb Hammer. (red, APA, 11.1.2023)