Essen am Arbeitsplatz tun viele – aber gute Idee ist es keine. Klare Essenspausen sorgen auch für bessere Leistung.

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Ein Kebap, Pasta to go, unterwegs vom Asiaten was holen – oder man snackt überhaupt nur Junkfood oder Kekse nebenher, die man mit Softdrinks oder viel Kaffee runterspült. Dem Essen in der Arbeit wird oft wenig Aufmerksamkeit geschenkt, es muss nur zwei wesentliche Kriterien erfüllen: Schnell verfügbar muss es sein, und satt muss es machen. Dazu kommt, dass dieses dann oft nicht sehr nährstoffreiche Essen nebenher am Schreibtisch konsumiert wird – mit der Folge, dass man sich danach träge fühlt, überessen oder sogar Bauchweh bekommt.

Dass man zu Fettigem und Süßem greift, ist sogar nachvollziehbar. Denn wenn der Stress groß ist, beruhigt dieses Comfort-Food. Doch insgesamt sorgt diese Art von Essen für wesentlich mehr Probleme wie Unwohlsein, Völlegefühl oder auch Bauchschmerzen. Langfristig können dadurch Übergewicht und zahlreiche Folgeerkrankungen entstehen.

Gleichzeitig existieren rund um gesundes Essen im Job unzählige Mythen und Meinungen, wie man es richtig macht – Ratschläge, die in der Praxis mehr oder weniger gut umsetzbar sind. Von Meal-Prep, also systematischer Essenvorbereitung, über Smoothies bis hin zu Shakes, die eine komplette Mahlzeit ersetzen, ist da alles dabei. "Doch nahezu alles, was da angepriesen wird, basiert auf Spekulationen und Hypothesen. Wissenschaftliche Beweise in diesem Fachbereich fehlen nahezu komplett", weiß Ernährungswissenschafter Uwe Knop, spezialisiert auf die Auswertung von Ernährungsstudien.

Kein "One fits all"

Es gibt also die eine, beste Art, im Office zu essen, nicht. Das liegt daran, dass jeder Mensch ein Unikat ist. Stoffwechsel, Verdauungsprozess, Nährstoffbedarf und die persönliche Chronobiologie – im Zusammenhang mit Essen beeinflusst diese, ob man etwa morgens ein Frühstück braucht oder erst etwas später hungrig ist – unterscheiden sich zum Teil massiv. Knop betont: "Jeder Mensch ist und isst anders." Was das beste Essen für einen selbst ist, kann ein externer Experte oder eine Beraterin nur bedingt klären, viel wichtiger ist, auf den eigenen Körper und seine Bedürfnisse zu hören.

Tipps zur gesunden Ernährung sind deshalb immer nur Tipps, keine wissenschaftlich überprüften Regeln, weiß Knop. Denn: "Die Ernährungswissenschaft oder Ökotrophologie konnte bisher keine Kausalevidenz und damit echte Beweise liefern, was gesunde Ernährung sein soll. Und die wird es auch nie geben." Die Fachrichtung stützt sich primär auf Korrelationen und Beobachtungen, aus denen mal wohl gewisse Hinweise ableiten kann, die aber gleichzeitig keine allgemeingültigen Aussagen zulassen.

Die Einteilung in "gesunde" und "ungesunde" Lebensmittel ist also schlichtweg falsch, da ist sich auch der Großteil der Expertinnen und Experten einig. Ein Freibrief, einfach alles wahllos nach Lust und Laune einzuwerfen, ist das natürlich nicht. Denn die Dosis ist das ausschlaggebende Kriterium. Ab und zu Schweinsbraten oder Fertigpizza ist kein Problem. Greift man täglich dazu, wird es wohl bald zu viel werden – was einem der eigene Körper auch sehr rasch aufzeigt.

Zeit zum richtigen Zeitpunkt

Wie gelingt es nun, angesichts dieser schwammigen Voraussetzungen, im Job gesund zu essen? "Versuchen Sie dann zu essen, wenn Sie wirklich Hunger haben", rät Knop, "nicht dann, wenn gerade Zeit dafür ist." Klar, das lässt sich nicht immer so konkret umsetzen, aber sind die Arbeitszeiten halbwegs flexibel, kann man die Mittagspause entsprechend einplanen.

Ein weiterer Tipp des Experten, der auf intuitive Ernährung schwört: "Bestellen Sie in der Kantine oder beim Businesslunch nur Mahlzeiten, die Ihnen wirklich gut schmecken und die Sie gut vertragen." Dann kann man das Mahl genießen und verfällt danach nicht in das sogenannte Suppenkoma, also die innere Schwere nach einer Mahlzeit. Das Gleiche gilt übrigens auch für mitgebrachte Mahlzeiten. Isst man nur die Reste vom Vorabend nur aus dem Grund auf, damit sie weg sind, ist das wenig befriedigend.

Die dritte – und wohl auch wichtigste – Regel ist: Nehmen sie sich Zeit zum Essen. Machen Sie bewusst Pause, idealerweise weg vom Schreibtisch, und genießen Sie Ihre Mahlzeit. Wird das Essen nebenbei verzehrt, womöglich parallel noch Mails beantwortet oder anderes abgearbeitet, entsteht kein bewusstes Sättigungsgefühl und dem Körper wird Stress signalisiert, statt dieses abzubauen, wie es bei einer bewussten Mahlzeit passiert. Es ist auch ein Irrglaube, dass man keine Zeit habe, sich Zeit zum Essen zu nehmen. Oft reichen ohnehin schon 15 Minuten, und man ist im Anschluss daran wieder deutlich konzentrierter. (kru, 12.1.2023)