Nur eines von drei Autos wurde im vergangenen Jahr privat zugelassen (Symbolbild).

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Wien – Die Zahl der Auto-Neuzulassungen ist im Vorjahr um 10,3 Prozent auf 215.050 zurückgegangen. Damit war die Zahl so niedrig wie zuletzt vor 43 Jahren. Verglichen mit dem Vorkrisenjahr 2019 gingen die Neuwagenzulassungen um mehr als ein Drittel zurück. "Die Pkw-Branche ist nicht gesundet", hieß es dazu von der Statistik Austria. Die CO2-Emissionen der neuen Pkws lagen im Durchschnitt bei 134 g/km. Insgesamt wurden im Vorjahr 305.332 Kfz neu zugelassen, um 17,8 Prozent weniger als 2021 und um 30 Prozent weniger als 2019.

Plus bei Elektroautos

Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 gab es bei Diesel ein Minus von 61,9 Prozent, bei Benzinern von 55,5 Prozent. Bei den reinen Elektroautos gab es hingegen ein Plus von 269,7 Prozent. 2022 wurden lediglich 34.165 E-Autos neu zugelassen.

Von allen Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2022 entfielen 66 Prozent auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften und 34 Prozent auf private Halter. VW blieb mit einem Anteil von 14,9 Prozent an den Auto-Neuwagen Marktführer vor Konzerntochter Skoda (8,7 Prozent) und BMW (7,6 Prozent).

Auf dem Nutzfahrzeugmarkt wurden 2022 mehr Sattelzugfahrzeuge (3.232 Stück, plus 10,5 Prozent) neu zugelassen. Rückgänge gab es bei den Traktorzulassungen (minus 14,4 Prozent) und bei Zweirädern (minus 2,4 Prozent).

Stadtgeländewagen weiter beliebt

Bei den Neu-Autos hat sich der Trend zu PS-starken Untersätzen fortgesetzt. In der Pkw-Klasse bis 54 PS gab es im Jahresvergleich ein Minus von 55 Prozent, bei den Modellen bis 82 PS waren es 28,9 und bis 105 PS 11,8 Prozent. Ein Plus von einem Prozent gab es hingegen bei den Pkw mit über 171 PS.

Der Boom bei den Stadtgeländewagen hielt auch 2022 an. Während der Gesamtmarkt um 10,3 Prozent nachgab, betrug das Minus bei den SUV nur 0,8 Prozent. Mit minus 1,6 Prozent fiel auch der Rückgang in der oberen Mittelklasse sehr moderat aus. Minivans hingegen büßten 24,7 Prozent ein.

Opel mit starkem Minus

Nach Pkw-Marken betrachtet fällt bei den Großen das starke Minus von Opel (37,2 Prozent) auf. Ein deutliches Plus fuhr die Renault-Marke Dacia ein (15,4 Prozent), wobei der Diskont-Anbieter den E-Auto-Pionier Tesla mit plus 15,1 Prozent hinter sich ließ. Das beliebteste Auto war der Škoda Oktavia, obwohl er kräftig Federn lassen musste. Auf Platz zwei landete der Toyota Yaris, und den dritten Platz belegte das Tesla Model Y. Der Dauerbrenner VW Golf landete auf Platz vier vor dem günstigsten Auto am Markt, dem Dacia Sandero.

Detail am Rande: Mit Jahresende 2022 gab es in Österreich 5,15 Millionen Autos, knapp 500.000 Kleintransporter und nahezu gleich viele Traktoren. Die Zahl der Motorräder lag mit 593.000 etwas höher. Und vom Neusiedler- bis zum Bodensee sind 36.000 Wohnmobile angemeldet.

Was noch in der Jahresstatistik 2022 auffällt: Die Zahl der Kurzzulassungen ging drastisch zurück. Bei den Ein-Tages-Zulassungen betrug das Minus 31 Prozent. Bei den Gebrauchtautos gab es im Jahresvergleich zu 2021 ein Minus von 13,8 Prozent.

2023 wird nur mit einem bescheidenen Plus gerechnet

"Die Pkw-Branche ist nicht gesundet", erklärte am Donnerstag Peter Laimer, Kfz-Experte der Statistik Austria, bei der Präsentation der Kfz-Jahreszulassungen. Die Negativentwicklung habe sich fortgesetzt, die einzige "Kraftstoffart", die zugelegt habe, sei der E-Antrieb. Wobei das Minus bei den Gesamt-Pkw-Zulassungen in Österreich unter dem EU-Durchschnitt liege, die Zahl der E-Auto-Zulassungen in etwa im Mittelfeld.

Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, eröffnete sein Pressestatement damit, dass das Jahr 2022 "ganz anders gekommen ist, als wir uns das vorgestellt haben" – im negativen Sinn. Als Gründe für das schwache Autojahr nannte er die fehlenden Halbleiter, die Probleme in den Lieferketten, die Teuerungen bei Strom und Treibstoffen und die hohen Steuern, verschärft durch die CO2-Abgabe.

Sein Ausblick für heuer: Bei den Lieferengpässen wird es eine spürbare Entspannung geben, und es gebe gute Vorzeichen, dass die "Talsohle 2022 durchschritten wurde". Aber wegen der hohen Inflation rechnet Kerle nur mit einem bescheidenen Plus bei den Zulassungszahlen.

Mehr Motorradführerscheine als vor Corona

Dennoch wurden 2022 in Österreich ähnlich wie in den vergangenen fünf Jahren mehr als 90.000 Autoführerscheine erworben, berichtete die Wirtschaftskammer (WKO) am Donnerstag. Motorradführerscheine waren weiter deutlich mehr gefragt als vor Corona-Zeiten. "Das Interesse an einem Motorroller beziehungsweise Motorradschein liegt mit 17.000 Bike-Scheinen der Klasse A noch immer 15 Prozent über Vorkrisenniveau", erklärte Joachim Steininger, Obmann des Fachverbands der Fahrschulen.

Der Zuspruch zu Zweirädern sei nach wie vor höher, habe sich jedoch zuletzt abgeflacht. "Während Corona war die Nachfrage durch Biker zwischenzeitlich sprunghaft angestiegen", teilte Steininger mit. Beim Autoführerschein der Klasse B gab es "lediglich aufgrund der Corona-Schließungen 2020 und 2021 Schwankungen, doch diese sind nun ausgeglichen", berichtete der Fachverbandsobmann.

Lücke bei Lkw- und Busfahrern

Bei den Berufslenkern von Lkws und Bussen wurde mit 3.300 neuen Lkw-Lenkern und 1.000 neuen Buslenkern im Jahr 2022 wieder das Niveau von 2019 erreicht. Die Corona-bedingten Ausfälle konnten aber nicht aufgeholt werden, womit rückwirkend betrachtet jeweils 500 Lenker bei der Güterbeförderung und den Busunternehmen dauerhaft fehlen würden. "Die Lücke bei den Fachkräften im beruflichen Bereich bleibt somit aufrecht", sagte Steininger.

Die WKO fordert eine Reform für mehr E-Autos und Automatikfahrzeuge bei der Führerscheinausbildung. Zusätzlich will die Fahrschulbranche den Fachkräftemangel beim Ausbildungspersonal entschärfen. Der Zugang zum Beruf des Fahrlehrers, der die Fahrstunden im Fahrzeug gibt, sowie zum Beruf des Fahrschullehrers, der im Unterrichtssaal die Theorieschulungen durchführt, solle verbessert werden, etwa durch attraktivere Verdienstmöglichkeiten und einen höheren Praxisanteil bei der Ausbildung. (APA, red, 12.1.2023)