Auf der Suche nach Einnahmequellen will Twitter nun auf eine eigene In-App-Währung setzen.

(Dieses Symbolbild wurde unter Zuhilfenahme der Bilder-KI Stable Diffusion erstellt.)

Foto: DER STANDARD/Pichler/Stable Diffusion

Nicht gerade wenig Geldmittel hat Elon Musk in seine Übernahme von Twitter gesteckt. Und damit hat er dem Social Network auch einen weiteren Schuldenrucksack umgehängt, der die laufenden Verbindlichkeiten ordentlich nach oben getrieben hat.

Das ist einer der Gründe, warum das Unternehmen unter seiner Führung nicht nur allerlei – teils umstrittene – Sparmaßnahmen wie Massenentlassungen setzt, sondern auch eifrig nach Einnahmequellen sucht. Eine davon, deren Anklang sich bisher aber in Grenzen halten soll, ist das "Twitter Blue"-Monatsabo. Laut Insidern wird allerdings darüber nachgedacht, künftig Usernamen zu versteigern. Und man will auch digitale "Coins" einführen, wie man sie von der Forenplattform Reddit kennt.

Monetarisierung von Karteileichen

Doch der Reihe nach. Am 9. Dezember kündigte Musk an, dass Twitter "bald damit beginnen wird, 1,5 Milliarden Nutzernamen frei zu machen". Kennungen von Konten, die schon länger nicht mehr aktiv genutzt werden, sollen also wieder verfügbar werden. Schon kurz nach seinem Amtsantritt im Oktober hatte Musk gemeint, dass er gegen Karteileichen vorgehen wolle.

Wie Insider der "New York Times" erklären, könnten die bald wieder verfügbaren Usernamen aber nicht samt und sonders einfach wieder für Anmeldungen zur Verfügung stehen. Zumindest ein Teil davon wird möglicherweise der Einnahmensteigerung zugeführt.

Entsprechende Diskussionen sollen intern schon mindestens seit Dezember laufen. Unter den Technikern sei dabei auch über die Implementierung eines Auktionsformats debattiert worden, bei dem wertvolle Usernamen an jene Bieterin oder jenen Bieter vermittelt werden, der den höchsten Geldbetrag dafür hinlegt.

Die Ankündigung der "Namensbefreiung" warf allerdings auch Fragen auf – etwa ob dies auch Konten von verstorbenen Personen betrifft und, wenn ja, wie mit deren Daten umgegangen wird. Twitter arbeitete nach eigenen Angaben an "Memorial Accounts", die bislang aber nicht eingeführt wurden. Derzeit können Angehörige von dahingeschiedenen Menschen oder von Personen, die etwa infolge eines Unfalls nicht mehr in der Lage sind, ihr Twitter-Konto zu nutzen, das Netzwerk kontaktieren und gegen Nachweis selbiges deaktivieren lassen.

Coins à la Reddit

Eine andere Monetarisierungsschiene verfolgt Twitter hingegen sehr konkret mit "Coins". Dabei handelt es sich um eine digitale Pseudowährung, bei der man sich offenbar von der Forenplattform Reddit inspirieren ließ. Und das nicht nur bei der Namensgebung.

Wie bei Reddit soll sich echtes Geld in besagte "Münzen" wechseln lassen. Mit diesen wiederum kann man Auszeichnungen bezahlen, die man den Tweets anderer Nutzer in Form von kleinen Symbolbildern verleihen kann. Laut einem Leak der Sicherheitsexpertin Jane Wong ist die Umsetzung auch schon recht weit fortgeschritten.

Ein von ihr veröffentlichter Screenshot zeigt etwa eine Liste von Awards, reichend von "Mind Blown" für einen Coin bis zu Bronze-, Silber- und Goldauszeichnungen für 2.000, 3.000 und 5.000 Coins. Zumindest einen Teil des Geld-Gegenwerts dieser Auszeichnungen werden sich die Empfänger demnach in Echtgeld auszahlen lassen können, wenn auch erst ab einem Gesamtguthaben von 50 US-Dollar. Als Zahlungsdienstleister für das Vorhaben scheint gemäß den Screenshots das Unternehmen Stripe an Bord zu sein.

Laut Nima Owji, der schon im Dezember aufdeckte, dass bei Twitter an den Coins gearbeitet wird, gibt es keine Hinweise darauf, dass es sich bei diesen um eine Kryptowährung handelt oder dass hier eine Blockchain im Spiel ist. Es handelt sich wahrscheinlich um eine "klassische" In-App-Währung. Denkbar ist aber, dass Twitter auch den Umtausch von Bitcoins und anderem Digitalgeld in Coins zulässt. (gpi, 12.1.2023)