Will ich noch? Werde ich im Unternehmen noch gebraucht, wertgeschätzt?

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Na, wie lange hast du noch? Diese eigenartige, aber in der heimischen Arbeits- und Pensionsstruktur durchaus traditionelle Frage begleitet einen im Angestelltenleben ab so circa Mitte fünfzig plötzlich dauernd. Das dreiteilige Lebenskonzept von einer Ausbildung, einem Berufsleben und anschließend der Pension ist noch recht tief verankert im Verständnis von Lebenskonzepten.

Das nunmehr beschlossene Ende der geblockten Altersteilzeit in Österreich wird wohl nicht ruckartig zu mehr Erwerbsbeschäftigung ab Ende 50 führen, legt aber das Thema jetzt akut auf den Debattentisch. Man und frau stellt sich üblicherweise, wenn die Kinder draußen sind und gerade die Eltern mehr Care brauchen, darauf ein, sich langsam, aber konsequent wegzudrehen aus dem Arbeitsprozess.

Es ist heute anders – oder doch nicht

Daran hat auch die Tatsache, dass 60 das neue 50 ist, dass Ältere überwiegend deutlich fitter sind als noch vor einigen Jahrzehnten, wenig geändert. Gebetsmühlenartige Hinweise auf die Notwendigkeit von Altersdiversität in Unternehmen haben nicht zu echter Vielfalt in Sachen Alter geführt. Das hat viele Ursachen. Einerseits Stereotype in Bezug auf das Altern. Andererseits die relativ gute Pensionsregelung. Andererseits ist nun, unter den neuen Vorzeichen, aber vor allem auf die Unternehmenskulturen zu schauen: Warum sind so viele Menschen, auch jene, die keine schwere, verbrauchende körperliche Arbeit tun, froh, wenn es dann bald einmal zu Ende ist mit der Hackn? Welche Enttäuschungen haben sich da angesammelt? Welches schrittweise Verräumtwerden findet da statt? Welche Konzepte für ein lebensphasen-gerechtes Arbeiten fehlen?

Es mag dort und da gut funktionieren. Insgesamt klappt es aber offenbar nicht. Fromme Appelle werden nicht reichen, um dorthin zu kommen, dass einerseits die Systeme finanzierbar bleiben, andererseits Arbeits- und Fachkräftemangel nicht noch akuter werden und – wichtig – die Lebenszufriedenheit nicht mutwillig torpediert wird, indem eh klar ist: Ab Ende fünfzig wollen wir dich nicht. Dass das auch mit Gehaltskurven zu tun hat, gehört zum Thema. Es wird spannend. Schaffen wir Veränderung? (Karin Bauer, 13.1.2023)