Dort, wo es technisch mit Ampelregelungen umgesetzt werden kann, soll Straßenbahnen eine grüne Welle ermöglicht werden, fordern die Wiener Grünen.

Foto: Wiener Linien / Zinner

Wien – Die städtischen Wiener Verkehrsbetriebe haben derzeit mit einem großen Personalengpass zu kämpfen, der durch saisonbedingte Krankenstände wegen diverser Infektionskrankheiten noch zusätzlich verschärft wird. Die Auswirkungen werden immer spürbarer: Fahrgäste, die auch einmal eine halbe Stunde auf eine Bim warten müssen. Damit einhergehend überfüllte Öffis zu Stoßzeiten. Und verärgerte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wiener Linien, die gegen regelmäßige Unterbrecherdienste und stundenlange unbezahlte Pausen aufbegehren. Schon jetzt fehlen den Wiener Linien jeweils 100 Straßenbahnfahrerinnen sowie Buslenker. Die Verkehrsbetriebe reagierten Anfang des Jahres mit einer neuerlichen Verlängerung von Intervallen bei Bim- und Buslinien und schränkten ihr Angebot weiter ein.

Zum bereits dritten Mal seit Ende 2020 würden die Wiener Linien eine Intervallverlängerung in Teilbereichen umsetzen, sagte Peter Kraus, der Parteichef der Wiener Grünen, am Donnerstag. Die Wiener Linien seien dabei, "ihren ausgezeichneten Ruf zu verspielen". Daran ist laut Kraus aber nicht das Unternehmen schuld, sondern die Wiener Stadtregierung.

Zuletzt wurde von den Wiener Linien ein Programm präsentiert, das den akuten Personalmangel lindern soll: Neben einer Ausbildungsoffensive und Anreizen für Anwerbungen wurden auch die Gehälter und Zulagen für aktives Personal erhöht. Dienstzeiten sollen mit weniger Unterbrecherdiensten attraktiviert werden, langfristig ist eine 35-Stunden-Woche bei gleicher Bezahlung das Ziel. Die Wiener Linien gehen allerdings erst bis zum Herbst 2023 von einer Verbesserung der Personalsituation aus – inklusive der Rücknahme der ausgedehnten Intervalle.

Grüne Welle bei Ampeln für Bim und Bus

Den oppositionellen Grünen geht das nicht schnell genug: Mit Mobilitätssprecherin Heidi Sequenz sowie Mobilitätssprecher Kilian Stark präsentierte Kraus ein Bündel an Sofortmaßnahmen, die die rot-pinke Stadtregierung umsetzen soll. Ganz oben steht eine Bevorzugung der Öffis bei Ampeln. Dort, wo es technisch mit Ampelregelungen machbar ist, soll Straßenbahnen eine grüne Welle ermöglicht werden. Laut Stark könne dann das gleiche Personal öfter Touren fahren, weil es schneller vorangeht. Zu oft würden derzeit Straßenbahnen durch zu lange Rotphasen bei Ampeln blockiert.

Im Jahr 2021 behinderten 1.808 Falschparker Straßenbahnen

Auch schlecht abgestellte Fahrzeuge seien ein Problem. So reichen Autos, die nur wenige Zentimeter auf den Gleiskörper hineinreichen, bereits aus, um Straßenbahnlinien temporär auszubremsen. Mit großen SUVs würde sich das noch verschärfen, führte Sequenz aus. 2021 gab es 1.808 Falschparker, die Straßenbahnen blockierten. Rechnerisch war das also rund fünfmal pro Tag der Fall. Die Grünen fordern höhere Strafen und das Streichen von Parkplätzen an neuralgischen Punkten.

Jahreskarte für drei Monate kostenlos

Um leidgeprüfte Öffi-Fahrgäste bei der Stange zu halten, soll die Jahreskarte für die Wiener Linien drei Monate kostenlos werden, sagte Kraus. Das sei auch eine Möglichkeit, sich bei den Fahrgästen zu "entschuldigen" – und gleichzeitig eine Antiteuerungsmaßnahme. Dafür müsse die Stadtregierung rund 100 Millionen Euro in die Hand nehmen. Konkret sollen Neukunden drei Monate kostenlos fahren, für Besitzerinnen und Besitzer eine Jahreskarte soll die Gültigkeit auf 15 Monate verlängert werden.

Mobilitätssprecher Stark begrüßte, dass die Wiener Linien die Attraktivität der Arbeitsplätze steigern wollen. Die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich bleibe aufrecht. Für die Umsetzung der Maßnahmen müssten die Herausforderungen der Wiener Linien aber "zur Chefsache erklärt werden", wie es Kraus formulierte – und nahm damit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in die Pflicht.

Wiener Linien verweisen auf zahlreiche "optimierte" Ampeln

Die Wiener Linien verweisen in einer Stellungnahme zum STANDARD darauf, dass bereits "ein Großteil der Ampeln in Wien" so geschaltet wird, "dass die Öffis flotter unterwegs sein können". Konkret wurden im Vorjahr Ampeln auf den Strecken der Linien 52, 60, 9, 42, D, 30, 31, O und 44 "optimiert". Adaptiert wurden Ampelschaltungen auch bei zahlreichen Buslinien, darunter 5B, 11A, 13A, 14A, 26A, 35A, 61A, 61B, 62A, 64A, 65A und 66A.

Wichtig seien aber auch eigene Spuren für Straßenbahnen und Busse, damit es erst gar nicht zu Behinderungen durch Falschparker kommen könne. "Mehr als die Hälfte der Straßenbahnen fahren bereits auf eigenem Gleiskörper." (David Krutzler, 12.1.2023)