Im Gastblog ordnet Bernhard Jenny die abgeschlossene Sanierung des Parlaments auf der symbolischen Ebene ein.

Was im Falle eines Eigenheims wohl sehr dramatisch wäre, ist im Falle eines der demokratiepolitisch wichtigsten Gebäude des Landes nicht weniger fatal: Da wurde das Parlament nun über viele Jahre mit hohem Aufwand saniert und technisch auf den aktuellen Stand gebracht, alles blitzt und funkelt in edlem und augenscheinlich tatsächlich feinstem Look.

Doch der Einzug der Parlamentarierinnen und Parlamentarier in dieses Gebäude bringt es mit sich: Der Wasserschaden, den Bundespräsident Alexander van der Bellen als schwerwiegend und als nicht hinnehmbar beschrieben hat, dieser Wasserschaden wird vom ersten Tag an in dieses neu sanierte Haus mit übersiedelt.

Die Sanierung ist gelungen, doch wie steht es um die politische Kultur?
Foto: APA/EVA MANHART

Da kann das goldene Klavier noch so dekadent glänzen, es kann nicht darüber hinweg täuschen, dass es im neuen Parlament ganz wie im bisherigen Ausweichquartier nicht nur feuchtelt und schimmelt. Stellenweise triefen die Schmutzwasserströme von ganz oben herab auf die da unten. Es modert und fault.

Wird der Ring zum Sumpf?

Bis dato ist niemand angetreten, um den Wasserschaden zu beheben. Im Gegenteil. Wahlen stehen an, da ist manchen der Schmutz im Wasser ganz recht, mit dem schon so manche Stimmen gewonnen wurden. Dreck hin oder her. Entweder Van der Bellen zieht sich den Overall an und veranlasst selbst die Reparatur, oder der Ring wird zum Sumpf erklärt werden müssen. Darin ginge aber mehr unter, als eine einzige Partei.

Es ist unvertretbar, dass der Wasserschaden sich durchsetzt und Normalzustand bleibt. Fünf Jahre Sanierung sind durch einen Wasserschaden zerstört. (Bernhard Jenny, 14.1.2023)

Weitere Beiträge im Blog