Einfluss auf die Berichterstattung des ORF-Landesstudios im Sinne der regierenden ÖVP Niederösterreich: Das prüft gerade eine ORF-interne Kommission. Aber ist Niederösterreich heute ein Sonderfall von Landeshauptleute-TV, oder ist ausführliche wie wohlwollende Präsenz der jeweiligen Länderchefs ohnehin Standard in den neun Landesstudios und in Südtirol heute?

Der Frage gingen zehn Freiwillige aus der STANDARD-Redaktion auf den Grund: Sieben Ausgaben jeder Regionalsendung Tag für Tag bis einschließlich Donnerstagabend (12. Jänner 2023) wurden geschaut und analysiert – hinsichtlich Präsenz der Landespolitik und der Wirtschaft, Terminjournalismus und regionaler Folklore. Ergebnis: meist nicht so viel Politik in der Untersuchungswoche.

Die Regionalsendungen des ORF sind eine mediale Größe: Alle neun innerösterreichischen Bundesland heute-Sendungen zusammen zählen Tag für Tag zu den meistgesehenen Formaten im ORF, im Match mit der Zeit im Bild um 19.30 Uhr. 1,2 Millionen Menschen schauen Heute pro Tag. Marktanteil: 56 Prozent, also jeder und jede Zweite vor dem Bildschirm. Mehr als ein Drittel, 37 Prozent, der Menschen unter 50 und 34 Prozent der Menschen unter 30, die um die Zeit fernsehen, sind dabei. Vergangene Woche waren es um zehn STANDARD-Rezensentinnen mehr.

Klimakleberkampf: Eine Landeshauptfrau im Wahlkampffieber

"Hanni" in "Niederösterreich heute".
Foto: ORF Niederösterreich

Ein Thema zieht sich durch die Beobachtungswoche wie ein roter Faden: die Blockaden von Straßen durch Klimaaktivistinnen. Zwar fanden die gar nicht in Niederösterreich statt, das Landesstudio widmete sich dennoch an sechs der sieben Tage den Klebeaktionen in Wien – verknüpft mit der Forderung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nach härteren Strafen. "Hanni" wird sie in Niederösterreich noch genannt. Den Kosenamen können sich weder Kommentatoren noch der Mitbewerb verkneifen. "Der rote Hanni" schrieb die SPÖ auf ihre Plakate, gegen die "Ballkleid-Hanni" wetterte die FPÖ.

"Landesmama"

Dass die "Landesmama", ja, auch als solche wird sie in Niederösterreich heute im O-Ton bezeichnet, eine derart starke Präsenz in Nachrichten erhält, ist ausgeklügelte Strategie. Ihr Wahlkampfteam erkannte, dass die Klimaproteste in der ersten Woche nach den Weihnachtsferien in aller Munde sein würden. Die Forderung nach einer Gesetzesnovelle wurde termingerecht gesetzt und gipfelte in der Einberufung eines runden Tisches, zu dem auch Rettungsorganisationen eingeladen waren. Sie äußerten Sicherheitsbedenken, wenn Einsatzfahrzeuge durch Klebeaktionen behindert werden. Ein gefundenes Fressen für die Landeshauptfrau, die sich in ihrer Forderung bestärkt sah. "Überrascht" reagierte ihr Büro, dass sich einzelne Einsatzorganisationen von der Forderung nach härteren Strafen distanzieren wollten. Auch die Bundesregierung gab ihr einen Korb. Für Stimmenfang aber nebensächlich: Das Agenda-Setting war längst geschehen. Wahlkampf wie aus dem Lehrbuch. (Rosa Winkler-Hermaden)

Themendominanz: Wien sieht rot, nicht nur bei Klimaklebern

"Wien heute" klebt.
Foto: ORF Wien

Vielleicht sollten sich die Opposition und der pinke Teil der Wiener Stadtregierung einen Vormittag lang auf dem Rathausplatz anpicken oder ein zur Protestaktion erklärtes – und deshalb über die Mittagspause hinaus verlängertes – Sit-in im Rathauskeller veranstalten, um ein wenig Aufmerksamkeit zu generieren.

Aber so stellt man sich nach einer Woche Wien heute-Observation die Frage: Hallo, ist da überhaupt jemand? Bis auf einen auf wenige Minuten beschränkten Auftritt von Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) anlässlich der MA-35-Reform gab es mit Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (zweimal), Bildungsdirektor Heinrich Himmer (einmal) und Bürgermeister Michael Ludwig (einmal kurz im Bild) zumindest politisch betrachtet rote Dominanz.

Dabei hätte es etwa für die Grünen durchaus Möglichkeiten für Präsenz gegeben. Bestimmt wurde die Wien heute-Berichterstattung nämlich von einem Thema, das man gemeinhin als ihres verorten würde: der Klimakrise, die für Bauern und Vögel zum Problem wird – vor allem aber von den Blockadeaktionen der Klimaaktivisten und -aktivistinnen. Satte 33 Minuten Sendezeit wurden über die Woche darauf verwendet; den mit 7:34 Minuten längsten Beitrag staubte Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) ab. "Eine angeklebte Hand kann man nicht ausstrecken", mahnte er im Gespräch mit ORF-Wien-Chefredakteur Oliver Ortner, selbst wenn sich die Ziele der Klimakleber mit seinen deckten. Mehr Grünraum, Mobilitäts- und Energiewende – Wien, so Czernohorszkys mäßig überraschender Befund, hüpfe dem allzu säumigen Bund einiges vor. Warum man in dieser Musterstadt dann trotzdem keine autofreie Innenstadt umsetzen kann, diese Frage blieb leider ungestellt. (Nana Siebert)

Das neue Alpbach: Das Burgenland will für Aufsehen sorgen

Darabos im Burgenland.
Foto: ORF Burgenland

Burgenland heute baut Brücken vom Vatikan bis nach Oggau. Der örtliche Pfarrer erinnert an den verstorbenen Papst emeritus Benedikt XVI., mit dem er während seines Theologiestudiums in Rom einmal ein Glas Rotwein trank. "Ich habe ihn als äußerst ausgesprochen vornehmen, einfachen Menschen kennengelernt", sagt Johannes Salzl. Benedikt habe ihn zu größeren Leistungen angespornt und motiviert.

Norbert Darabos’ Weg führte nicht nach Rom, aber immerhin nach Stadtschlaining. Dort ist der SPÖ-Verteidigungsminister a. D. Burgkoordinator. Darabos plant mit dem ansässigen Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung ein Forum, quasi ein burgenländisches Alpbach: "Ein Format, das international für Aufsehen sorgen wird", verspricht er.

Burgenlands Glück

Der turnusmäßige Vorsitz in der Landeshauptleutekonferenz rückt Hans Peter Doskozil am Mittwoch 80 Sekunden ins Bild. Günter Kovacs kam in seiner Rolle als neuer Präsident des Bundesrats zum gut geführten Interview, er forderte eine Mitgliederbefragung zur aktuellen Führungsdebatte in der SPÖ.

Vier Tage in Folge war der Todesfall eines Wachsoldaten in der Kaserne Wr. Neustadt Einstiegsthema. Der Unteroffizier, der die tödlichen Schüsse abgegeben hatte, ist Burgenländer. Ein Beitrag erklärte, warum es bewaffnete Wachsoldaten braucht. Um die Kaserne zu schützen, sagte der burgenländische Militärkommandant.

Zum Jahreswechsel führte das Landesstudio eine Straßenumfrage durch. Was bedeutet Glück für Sie? Ein Mann aus St. Margarethen sagte: "Glück ist, wenn es nicht schlechter wird als im Vorjahr." (Lukas Zahrer)

Steirisches Allerlei: Die Politik spielt eine untergeordnete Rolle

Goldberger in "Steiermark heute".
Foto: ORF Steiermark

Landeshauptmann-TV und Politpräsenz bis zum Abwinken? Mitnichten. Zumindest nicht in dieser Beobachtungswoche. Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) taucht erst in der siebenten Sendung erstmals auf, um mit Innenminister und Parteikollegen Gerhard Karner das "Sicherheitspaket" für die Steiermark zu präsentieren. Das Ergebnis: Die Steiermark erhält mehr Polizisten und Radargeräte. Ein dankbares Thema, um sich medial zu inszenieren. Aber auch ein Thema, das in eine Sendung wie Steiermark heute gehört.

Ansonsten spielten Politikerinnen und Parteien keine allzugroße Rolle. Vertreterinnen der ÖVP, SPÖ und der Grünen kommen in den sieben Sendungen jeweils einmal zu Wort, von den Blauen fehlt jede Spur. Was dominiert, ist Lokaljournalismus chronikaler und kultureller Natur. Etwa wenn der "Goldi" der Nation, Andreas Goldberger, Kinder ans Skispringen heranführt, "damit sie nicht auf die Pappn fliegen", oder wenn ein Alpakahof und eine Kunstschmiede vorgestellt werden. Und im Fitnesscenter wird geradelt, was die Physis hergibt, dass die "Vanillekipferln wieder runtergehen". Armin Assinger kocht für das SOS-Kinderdorf, und Hannes Kartnig wird ORF-Dancing Star. Ob das die Steirerin und der Steirer goutieren, lässt die Redaktion per Straßenumfrage ermitteln. Der Tenor? Soll er doch, es geht schließlich ums Geld.

Sonstige Höhepunkte? Der Bauernbund lädt zum Ball in Graz. Eingeladen seien alle Berufsgruppen außer die "Berufsjammerer", sagte Bauernbund-Obmann Hans Seitinger, ohne Namen zu nennen. Es brauche endlich Zuversicht im Land. Das Ballmotto soll dazu beitragen. Es lautet: "Bock auf Schaf anbraten." Na ja. (Oliver Mark)

Politebbe in Kärnten Vom Schneemachen und Autoflüstern

"Kärnten heute" im Golf.
Foto: ORF Kärnten

Wintersport ist das häufigste Thema in den beobachteten sieben Sendungen von Kärnten heute. Töchter und Söhne des Bundeslandes, die bei Wettbewerben antreten, werden in Meldungsblöcken abgehandelt. Der Königsdisziplin, dem Wintertourismus, sind längere Beiträge gewidmet. Sie spiegeln die aktuellen Herausforderungen.

"I kumm jetzt grad frisch von der Kassa", freut sich am Dreikönigstag eine Skiliftbetreiberin aus dem schneebedeckten Nassfeld. Vier Tage später geht es ums Kunstschneemachen: Ein Gastronom lobt sein Wetterglück. Er habe "beschnieben", als es im November kalt genug war. Ein anderer beklagt sich vor aperer Landschaft: Bei ihm war es zu kurz frostig.

Lei lustig?

Ist die Startveranstaltung zum Villacher Fasching lustiger? Kärntner Prominenz stößt an, während die Faschingsgilde probt. Mühsame Witze. "Kann man mit einem Glatzkopf eine Glückssträhne haben?", fragt eine der Lei-Lei-Stars. Inspirierender war tags zuvor die Story von Bernhard Schatz, Wildhüter und Revierjäger. Ihm gehört der "Methusalem aus dem Lanvanttal": ein 22-jähriger Golf. "I red mit dem Auto, i bedank mi beim Auto", sagt er.

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) drängt sich in diesen sieben Tagen nicht vor. Genau einmal werden er und Landesrat Martin Gruber (ÖVP) in Kärnten heute interviewt: am Abend des 10. Jänner, an dem die Landesregierung zum ersten Mal im neuen Jahr tagt. Berichtet wird auch vom Wahlkampfstart der Neos, von einem Streit im BZÖ und Ermittlungen gegen das Team Kärnten in Klagenfurt. Am 5. März finden in Kärnten Landtagswahlen statt. Das wirft erste Schatten voraus. (Irene Brickner)

Pflicht und Kür Oberösterreich hat mehr als Goldhauben

Politik in "Oberösterreich heute".
Foto: ORF Oberösterreich

Irgendwann, vor langer Zeit, war man einmal privat mit jemandem aus dem Land ob der Enns verbandelt. In Erinnerung bleibt, von diversen Besuchen: Landeshauptmann-TV statt Oberösterreich heute. Die Vorgänger des jetzigen, Thomas Stelzer, konnten noch in üppigen, ausführlichen Beiträgen von sich selbst schwelgen, verziert mit reichlich Goldhaubentradition.

Stelzer (ÖVP), in aufrechter Koalition mit der FPÖ, ist weitaus bescheidener. Erst am dritten Tag der aktuellen Bundesland heute-Observationswoche kommt er ins Bild und sagt 25 Sekunden lang aufmunternde Dinge zum Thema "neue TU für Linz". Kann sein, dass diese Zurückgelehntheit auch damit zu tun hat, dass er "seine" Wahl bereits 2021 geschlagen hat.

Stattdessen dominieren chronikale Themen – nach dem Amoklauf in Linz mit drei Schwerverletzten ist das nicht verwunderlich. Immerhin darf Koalitionspartner und Vize-Landeshauptmann Manfred Hainbuchner in dem Zusammenhang anbringen, dass die schreckliche Tat natürlich "Teil des Asylproblems" sei. Überhaupt kann sich die FPÖ in Sachen ORF-Präsenz nicht beschweren: Ob Bauvorhaben des Landes, ob wirtschaftlicher Ausblick oder Klimastrategie – der blaue Koalitionspartner ist fast immer dabei. Dass Stelzer gut 40 Sekunden lang erklärt, warum Oberösterreich bei der Klimawende eher gemütlich unterwegs ist, wird nicht extra hinterfragt. Kritik kommt ohnehin kurz von den Grünen und der SPÖ.

Stattdessen wagt man einen sehr weiten Blick über die Grenzen dieser Welt hinaus – nicht von ungefähr auf den Mars: Die dort jüngst entdeckten Krater heißen nämlich Steyr und Enns. (Petra Stuiber)

Tourismusfestspiele Zwei dominierende Themen in Salzburg

Sponsorkochen in "Salzburg heute".
Foto: ORF Salzburg

Von Politikerfestspielen kann bei Salzburg heute keine Rede sein. Die Politik spielt in der Nachrichtensendung, wenn überhaupt, nur eine Nebenrolle. Zehn Politiker sind in sieben Sendungen zu Wort gekommen. Sie sprachen alle zusammen insgesamt lediglich fünf Minuten und 40 Sekunden. Drei von ihnen nicht in ihrer Funktion als Gemeinderäte oder Landtagsabgeordnete, sondern in ihren Zivilberufen. Der Landeshauptmann war nur in einem 13 Sekunden langen Statement zu sehen. Und das, obwohl auch Salzburg im April wählt. Der Wahlkampf ist im Landesstudio also noch nicht eingezogen.

"Heiß auf Urlaub"

Viel mehr Platz bekommen Tourismus und Wintersport. In den sieben rund 20 Minuten langen Sendungen besetzte 20 Minuten und 17 Sekunden Sendezeit der Tourismus und 26 Minuten und 50 Sekunden der Wintersport. "Die Gäste sind heiß auf Urlaub", sagt da ein Touristiker. Das Landesstudio auch. Abseits davon ist Salzburg heute eine sehr ausgewogene Nachrichtensendung, die die Topthemen des Bundeslandes abbildet. Folklore und Brauchtum spielen keine große Rolle. Lediglich ein Beitrag befasste sich mit den Perchten, die traditionell am 6. Jänner den Winter im Land vertreiben sollen.

Eine Salzburger Eigenheit sind die letzten eineinhalb Minuten der Sendung, die je nach Wochentag Gesundheitstipps, Gartentipps oder ein kurzes Kochrezept bieten. Lebensnahe Themen vom Fußbad über das Kekstiramisu bis zum Garten im Glas. Gesponsert wurden diese Beiträge von der Apothekerkammer, Salzburg Milch und das Wetter von den Bergbahnen Zauchensee. (Stefanie Ruep)

Kirche, Wetter, Unfälle: Wenig Landespolitik, viel Soziales in Tirol

"Tirol heute" mit Georg Willi.
Foto: ORF Tirol

Kein einziges Mal rückt die Redaktion von Tirol heute Tirols Landeshauptmann Anton Mattle ins Bild, sein Vor gänger Günther Platter ist einmal — im Rahmen eines kritischen Berichts über den männerlastigen Neujahrsempfang der Industriellenvereinigung – zu sehen. Generell kommt die Landespolitik im Beobachtungszeitraum eher nur am Rande vor. Regionale Themen dominieren die Berichterstattung. Und das durchaus kritisch, gut ausgewählt, sympathisch.

Politisch wird es bei der Rolle von Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi und seiner schwierigen Situation im Gemeinderat, Thema sind auch ausführlich die Verzögerung und die politischen Querelen rund um den geplanten und immer wieder verschobenen Bau der MCI-Hochschule.

Bürgermeister und Bürgermeisterinnen kommen dort zu Wort, wo es auch Sinn macht: etwa wenn es um Begegnungszonen in ihren Orten geht, es wie in Wald einen Konflikt mit dem indischen Pfarrer gibt oder ein denkmalgeschützter Bauernhof dem Wunsch nach Gewerbeansiedlungen im Wege steht. Besonders liebevoll gestaltet war der Nachruf auf Radiomoderator Ernst Grissemann, er war von 1990 bis 1994 Landes intendant des ORF in Tirol und gebürtiger Imster. Viel Raum nehmen lebensnahe und soziale Themen, Arbeitsmarkt und Gesundheit ein. Auch über den Mangel an Schnee wird berichtet ("dafür sind die Hallen bäder voll"). Skiunfälle und die Buchungslage in Tourismusbetrieben wurden mehrfach erwähnt. Peinlich folkloristische Elemente fanden sich in der Observationszeit keine, das Interview mit dem Innsbrucker Bischof Hermann Glettler fiel allzu brav aus. (Astrid Ebenführer)

Schnee und Blackout Im Ernstfall immer Vorarlberg zuerst

Blackout in "Vorarlberg heute".
Foto: ORF Vorarlberg

Schnee ist ein Thema in Vorarlberg heute, genauer: kein Schnee. Weiße Bänder im Gebirge, so weit das Auge reicht, das beschäftigt. Minus im Tourismus steht ob des warmen Winters im Raum, teure Liftkarten bleiben indes unhinterfragt. Weitgehend ohne störende Zwischenfragen ein Interview mit dem Vorarlberger und Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Menschen auf der Straße empfehlen der Regierung weniger Streit, mehr für Familien, Umweltschutz und Biolandwirtschaft tun, Rentner entlasten. Brunner dankt: "Genau das machen wir."

Regionalökonomisch, lokalpatriotisch, sozial engagiert, sportlich aktiv – so präsentiert sich Vorarlberg heute, stets mit obligatorischem "Grüß Gott!" eines Vorarlbergers, einer Vorarlbergerin. Verdienstvolle Persönlichkeiten des Landes sind fixer Bestandteil, so etwa die erfolgreiche Hotelmanagerin, der talentierte Jazzmusiker, der Tschaggunser Tischler, der Schwarzacher Start-up-Unternehmer. Dazu Themen nah am Menschen – Personalmangel in der Pflege, Digitalisierung an Schulen, Kirchenaustritte, eine neu eröffnete Geburtenstation.

Blackout

Ein einziges Mal rückt Landeshauptmann Markus Wallner mit einer Broschüre zum Thema Blackout ins Bild. Das Gute daran: Das Ländle müsse sich nicht fürchten, sei es doch mit E-Kraftwerken gut versorgt, und obendrein gelte: "Die Vorarlberger Haushalte, die eigene Bevölkerung, die eigene Wirtschaft geht im Ernstfall vor." Die Bedeutung des ORF streicht Landesdirektor Markus Klement hervor.

Immerhin: Diversität gibt es auch – in einem Beitrag über Blackfacing bei den Sternsingern. (Doris Priesching)

Wohlfühlreigen: Viel Kitsch und wenig Politik in Südtirol

Freitag, der 13., in "Südtirol heute".
Foto: ORF Südtirol

Und nun zum Liebesg’schichten und Heiratssachen unter den Bundesland heute-Sendungen. Der Ausgabe aus Österreichs zehntem Bundesland: Südtirol. Anstatt politischer Festspiele werden dem Publikum dort jede Menge Wohlfühlgeschichten kredenzt. Und obwohl 2023 auch in Südtirol gewählt wird, ist Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) in der Woche von Montag, dem 9., bis Donnerstag, dem 12. Jänner, – am Wochenende gibt es keine Sendung – kein einziges Mal zu sehen.

Zu Wort kommen in rund 80 Minuten Berichterstattung einige Landesrätinnen und -räte. Sie werben an Randplätzen in aller Kürze etwa für eine neue Förderung für Photovoltaik und schnellere Genehmigungsverfahren. Ein Beitrag über die Sitzungswoche im Südtiroler Landtag schafft es lediglich in den dienstäglichen Kurzmeldungsblock. In drei nüchternen Minuten werden diverse Anträge der Oppositionsparteien Freiheitliche, Süd-Tiroler Freiheit und Grüne erklärt.

Dann endlich! In der Nachrichtenübersicht am Montag: ein Edelweiß auf schwarzem Untergrund, das Logo der SVP. Die Partei habe den Fahrplan für das Landtagswahljahr festgelegt, heißt es da. Die kritische Stimme im Off verweist auf interne Streitigkeiten und "heikle Themen". SVP-Obmann Philipp Achammer will in seinem O-Ton "Allgemeinwohl für alle".

Davon abgesehen geleitet Südtirol heute seine Zuschauerinnen und Zuschauer mit viel Seichtem in die Primetime: Da wird ein denkmalgeschütztes Haus saniert, eine 120 Jahre alte Zeder gefällt, da wird gesungen und geflötet. Das unangefochtene Highlight der Woche: ein Betrag zu Freitag, dem 13. Der Protagonist: ein Rauchfangkehrer. (Maria Retter, 15.1.2023)