Die Rod Laver Arena bietet 14.820 Tennisfans Platz. Sollte es in Melbourne regnen, hageln oder zu heiß sein, macht man in 25 Minuten den Deckel drauf und dreht das Licht an.

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Vieles dreht sich wieder um Novak Djokovic.

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Die Australian Open von 16. bis 29. Jänner bilden den Auftakt ins Grand-Slam-Jahr. Im Melbourne Park geht es für die Tennisprofis um ein Rekordpreisgeld von 48,99 Millionen Euro und die Chance auf einen Eintrag in die Geschichtsbücher der Sportart.

Frage: Was darf man sich von Dominic Thiem erwarten?

Antwort: Ein schnelles Aus ist zu befürchten. Voraussichtlich am Dienstag muss die Nummer 99 der Weltrangliste gegen die Nummer sechs, Andrej Rublew, antreten. Man muss kein Hellseher sein, um eine zache Partie zu erahnen. Im direkten Vergleich steht es 4:2 für den Russen. Thiems letzter Sieg gegen den 25-Jährigen liegt bereits fünf Jahre zurück. Dass Thiem das Finale im Melbourne Park gegen Novak Djokovic verlor, ist auch schon wieder drei Jahre her. Kinder, die Zeit rennt.

Frage: Wie stehen die Chancen der Vorarlbergerin Julia Grabher bei ihrer Grand-Slam-Premiere?

Antwort: Schlecht. Grabher trifft am Dienstag auf die als Nummer 16 gesetzte Estin Anett Kontaveit. Im bisher einzigen Duell ging die heute 26-Jährige beim Billie Jean King Cup 2020 mit 1:6, 2:6 unter. Und jetzt die gute Nachricht: Das Antreten in der ersten Runde von Melbourne ist mit 68.000 Euro dotiert. Damit lässt sich arbeiten, das Leben als Tennisprofi ist nicht billig. Der Sieger und die Siegerin der Australian Open werden jeweils 1,9 Millionen Euro einsackeln. Damit lässt sich trotz Inflation über den Winter kommen.

Frage: Wer tritt in Melbourne zur Titelverteidigung an?

Antwort: Ashleigh Barty, die Siegerin aus dem Vorjahr, hat schon im vergangenen Februar einen Matthias Mayer gemacht und ihre Karriere ohne Tamtam beendet. Im Sommer heiratete die Australierin, vor wenigen Tagen verkündete die 26-Jährige ihre Schwangerschaft über die sozialen Medien. Rafael Nadal ist zehn Jahre älter und noch immer nicht satt. Der Sieger von 2022 trifft in der ersten Runde auf den Briten Jack Draper. Der als Nummer eins gesetzte Spanier verlor zuletzt zwei Matches beim United Cup. Egal, der Routinier teilt sich die Kräfte ein, spitzt auf die großen Trophäen.

Frage: Wer hat die größten Chancen auf den Turniersieg?

Antwort: Bei den Männern ist Novak Djokovic haushoher Favorit. Der Serbe ist als neunfacher Champion Rekordsieger und bestätigte zuletzt mit dem Titelgewinn in Adelaide seine Form. Nun peilt der 35-Jährige seinen 22. Grand-Slam-Titel an. Er würde damit zu Major-Rekordsieger Nadal aufschließen. Bei den Frauen hat Iga Swiatek die vergangene Saison dominiert. Sie holte die Titel in Roland Garros und bei den US Open und führt die Weltrangliste mit enormem Vorsprung an. Zuletzt hatte die 21-jährige Polin Schulterprobleme und sagte deshalb ihren Start in Adelaide ab. Es wäre ihr erster Titel in Melbourne.

Frage: Hat Djokovic die Vorfälle aus dem Vorjahr verarbeitet?

Antwort: Er kiefelt noch etwas daran. "Ich sitze hier und habe nicht vergessen, was letztes Jahr passiert ist. Plötzlich war ich der Bösewicht der ganzen Welt", sagt Djokovic. Der ungeimpfte Topstar fand sich vergangenen Jänner inmitten eines juristischen Gezerres rund um sein Visum plötzlich in einer Unterkunft für Ausreisepflichtige wieder. Nach Tagen zwischen Hoffen und Bangen musste er schließlich das Land verlassen. Zwölf Monate später ist alles wieder gut. Der Ausnahmekönner ist zwar noch immer nicht geimpft, aber das juckt keinen mehr – auch nicht die Behörden in Down Under.

Frage: Wer sind die großen Abwesenden?

Antwort: Allen voran die Nummer eins der Weltrangliste, Carlos Alcaraz. Der Spanier musste seine Teilnahme verletzungsbedingt absagen, der Oberschenkel zwickt ihn. Ebenfalls nicht mit von der Partie: die frühere Weltranglistenerste Simona Halep. Die Rumänin ist nach einer positiven Dopingprobe im Oktober 2022 gesperrt. Erfreuliche Nachrichten gibt es hingegen von der Japanerin Naomi Osaka und der Deutschen Angelique Kerber, die Spielerinnen sind schwanger. Beide wollen nach der Babypause auf den Tennisplatz zurückkehren.

Frage: Wie gehen die Veranstalter mit Corona um?

Antwort: Corona? Was ist das? 2021 mussten die Profis sechs negative Covid-19-Tests vorweisen, bevor es ihnen erlaubt wurde zu spielen. 2022 mussten die Spieler und Spielerinnen vollständig gegen Covid-19 geimpft sein. 2023 darf man auch als Infizierter zu den Matches antreten. Wenn es in dem Rhythmus weitergeht, darf man 2024 nur noch positiv auf die Anlage.

Frage: Wo sind die Matches live zu sehen?

Antwort: Servus TV zeigt täglich ein Top-Match live, darunter alle Spiele von Dominic Thiem, beide Halbfinale der Männer, ein Frauen-Halbfinale sowie beide Einzel-Endspiele. Den Anfang macht am Montag um 10.15 Uhr die Erstrundenpartie zwischen dem russischen Mitfavoriten Daniil Medwedew und dem US-Amerikaner Marcos Giron. Auf Eurosportist das Turnier ebenfalls live zu sehen. Boris Becker feiert nach achtmonatiger Haft sein Comeback als TV-Experte: "Man erwartet Know-how von mir, hat der Becker noch Ahnung?" Nur Legenden sprechen von sich in der dritten Person. Australian Open statt schwedischer Gardinen. Es ist ein guter Start ins neue Jahr. (Philip Bauer, 15.1.2023)