Wer das STANDARD-Interview mit dem Aktivisten von der Gruppe namens Letzte Generation gelesen hat, erlebt einen jungen Mann, der bereit ist, für ein Überlebensziel etwas zu tun. Ob das Festkleben auf der Straße und die Behinderung des Verkehrs wirklich etwas zum breiten Bewusstseinswandel in Sachen Erderhitzung beiträgt, ist eine breit zu debattierende Frage.

Die Selbstgerechtigkeit der Klimaaktivisten relativiert sich, wenn man die Lügen von Exxon betrachtet.
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Die Selbstgerechtigkeit, die nicht bei diesem, aber bei etlichen Aktivisten (vor allem den Gemäldeanschüttern in den Museen) durchklingt, ist manchmal beunruhigend, weil nahe am Fanatismus – aber das relativiert sich, wenn man die jüngste Meldung aus den USA betrachtet: Der Ölgigant Exxon war schon vor Jahrzehnten durch seine wissenschaftlichen Berater über die zu erwartenden Folgen der fossilen Verbrennung für das Klima informiert, wie das hochangesehene Wissenschaftsjournal Science jetzt berichtet. Und nicht nur das: Der Konzern verbreitete bewusst und massiv grundsätzliche Zweifel am Klimawandel, versuchte Wissenschafter zu diskreditieren und finanzierte riesige Werbekampagnen und dubiose Institute, um die Wahrheit zu verschleiern.

In Österreich wollen Teile der Politik mit Haftstrafen gegen die Straßenblockierer vorgehen. Im Grunde ist das nur billiges Politgetöse, die Gesellschaft muss eine zivilisierte Form des Umgangs mit diesem Protest finden. Die Straßenblockaden wiegen weniger schwer als die Wahrheitsblockade von Exxon. (Hans Rauscher, 13.1.2023)