Die 16 und 17 Jahre alten Jugendlichen, die in Tirol in einer Einrichtung untergebracht waren, wurden zu ihren Müttern nach Moskau geflogen.

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Eine Familienzusammenführung der anderen Art ist einem Tiroler Landesbediensteten zum Verhängnis geworden: Der Mann soll Anfang Jänner zwei ukrainische Jugendliche im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Moskau geschickt haben – ohne das mit den zuständigen ukrainischen Behörden abzustimmen. Der Mann wurde nun suspendiert, wie die Tiroler Landespressestelle am Samstag mitteilte. Die 16 und 17 Jahre alten Jugendlichen waren in einer Kinder- und Jugendeinrichtung in Tirol untergebracht und wurden zu ihren Müttern nach Moskau geflogen.

Am Samstag machte darauf auch der Tiroler Grünen-Abgeordnete Gebi Mair auf Twitter aufmerksam. Ihm zufolge soll die Staatsanwaltschaft wegen Kindesentführung und Überlieferung an eine fremde Macht ermitteln. Auf STANDARD-Nachfrage konnte das die die Staatsanwaltschaft Innsbruck nicht bestätigen. "Es wird derzeit der Anfangsverdacht geprüft", hieß es.

Von ukrainischer Botschaft informiert

Das Land Tirol sei am Donnerstag vom ukrainischen Konsulat und der ukrainischen Botschaft über die Vorgänge informiert worden, hieß es in der Aussendung. Die Jugendlichen seien ursprünglich im Zuge der Ukrainehilfe nach Tirol gelangt und in einer Kinder- und Jugendeinrichtung untergebracht gewesen, teilte Landesamtsdirektor Herbert Forster mit.

"Nach den uns derzeit vorliegenden Informationen war ein Mitarbeiter des Europäischen Ombudsmann-Instituts, der zudem auch in der Tiroler Landesvolksanwaltschaft beschäftigt ist, in die Vorgänge involviert", erklärte Forster weiter. Der Mann sei offenbar auf Ersuchen seiner russischen Ombudsmann-Kollegin – welche offenbar von der russischen Staatsduma ernannt wird – tätig geworden. Seinen Angaben zufolge habe er über die russische Botschaft Informationen erhalten, wonach sich die Mütter der Jugendlichen bereits in Russland befänden und eine Familienzusammenführung wünschten. Ob sich die Elternteile freiwillig in Russland aufhalten, soll noch nicht feststehen, erfuhr Der STANDARD.

Schritte nicht abgestimmt

"Die gesetzten Schritte des betreffenden Mitarbeiters waren nach derzeitigem Kenntnisstand ein Alleingang und mit dem Land Tirol weder abgestimmt, noch war das Land Tirol in die Verbringung involviert. Wir distanzieren uns von diesen mit den zuständigen ukrainischen Behörden nicht abgestimmten Handlungen. Der betreffende Mitarbeiter wurde vom Land Tirol vorübergehend suspendiert", so Forster weiter.

Das Land Tirol stehe mit den offiziellen Stellen des Außenministeriums, der ukrainischen Botschaft und der Staatsanwaltschaft in engem Austausch und sagte vollste Unterstützung für die Aufklärung zu. Eine interne Untersuchung der Vorgänge sei bereits beauftragt. Da die Einrichtung des Landesvolksanwaltes ein Organ des Landtages ist, wurden am Samstag zudem die Klubobleute der Landtagsparteien über den aktuellen Kenntnisstand informiert. (red, etom, APA, 14.1.2022)