Danilo Rueda, Kolumbiens Hochkommissar für Frieden, Pablo Beltran, Chef der Guerillagruppe Nationale Befreiungsarmee (ELN), und Otty Patiño, Leiter des Verhandlungsteams der kolumbianischen Regierung, bei einer Pressekonferenz im Dezember 2022.

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Bogota – Die Regierung Kolumbiens und die Guerilla-Gruppe ELN treffen sich nach beiderseitigen Verstimmungen in der kommenden Woche erneut zu Friedensgesprächen. Kolumbiens Regierungsdelegation begrüße die "Gastfreundschaft Venezuelas", das am Mittwoch ein "außerordentliches Treffen mit der ELN-Delegation ausrichten werde", erklärte der offizielle Verhandlungsführer Otty Patiño am Samstag (Ortszeit) vor Journalisten. Die ELN bestätigte das Treffen im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Zum Jahreswechsel hatte die kolumbianische Regierung um Präsident Gustavo Petro zunächst eine Waffenruhe mit der ELN bekanntgegeben – welche die Rebellengruppe allerdings kurz darauf dementierte. Im Mittelpunkt der nun anberaumten Gespräche in der venezolanischen Hauptstadt werde unter anderem eine Einstellung der Feindseligkeiten stehen, erklärte Verhandlungsführer Patiño. "Mitte Februar" solle zudem ein weiteres Treffen stattfinden, diesmal in Mexiko.

ELN bestätigt Wiederaufnahme der Verhandlungen

Auf Twitter bestätigte die ELN das Datum des Treffens und die Wiederaufnahme der Verhandlungen. Ziel des Dialogs werde sein, einen Ausweg aus der "Krise" zu finden, die durch Petros einseitige Erklärung einer Waffenruhe entstanden sei. Zudem werde es um die "harmonische Fortsetzung der zweiten Runde" der Friedensgespräche gehen.

Präsident Gustavo Petro – selbst ein früherer Guerillero – hatte am Silvestertag verkündet, mit den fünf größten bewaffneten Gruppen des Landes einen sechsmonatigen Waffenstillstand vereinbart zu haben. Neben der ELN nannte er als Beteiligte unter anderem Dissidenten der aufgelösten linksgerichteten Rebellenorganisation Farc und den bewaffneten Arm einer Drogenbande.

Bestrittener und ausgesetzter Waffenstillstand

Die ELN bestritt jedoch am 3. Jänner die Existenz des Waffenstillstands – woraufhin die kolumbianische Regierung ihn mit Blick auf die Gruppe aussetzte. 2016 hatte die größte kolumbianische Guerillaorganisation Farc ein Friedensabkommen mit der Regierung unterzeichnet. Seither ist die Gruppe Ejército de Liberación Nacional (Nationale Befreiungsarmee, ELN), die 1964 von Anhängern des argentinisch-kubanischen Revolutionärs Ernesto "Che" Guevara gegründet worden war, die stärkste verbliebene Rebellenorganisation in Kolumbien.

Petro war im vergangenen Jahr zum ersten linksgerichteten Staatschef des Landes gewählt worden. Seine Regierung hat sich einen "totalen Frieden" im Land zum Ziel gesetzt. Im November nahm sie daher die von Petros Vorgänger Iván Duque ausgesetzten Friedensverhandlungen wieder auf. (APA, 15.1.2023)