Spielt in "Corsage": Florian Teichtmeister.

Foto: Alamode Film

48 Stunden hat es gedauert, bis die Produzenten von Corsage sich am Sonntag zum Fall Teichmeister äußerten. In Marie Kreutzers Sisi-Film ist er in der Rolle des Kaiser Franz Joseph zu sehen, der Film ist für Österreich heuer im Rennen um den Auslands-Oscar.

Die Nachrichten vom Besitz kinderpornografischen Materials hätten sie "schockiert", heißt es in der Stellungnahme von Johanna Scherz und Alexander Glehr. Die Dreharbeiten seien Anfang Juli 2021 beendet gewesen, bis Ende November 2021 sei der Film geschnitten worden. Teichtmeister stehe "seit Ende der Dreharbeiten im Juli 2021 in keinem Dienstverhältnis" mehr zu Produzenten und Regisseurin. "Trotzdem hätten wir uns erwartet, dass er uns spätestens mit dem Beginn polizeilicher Ermittlungen über die Vorwürfe gegen ihn informiert."

Nachfrage

Es sei aber "das Gegenteil" der Fall gewesen. Nämlich hätte Teichtmeister "nach dem Auftauchen erster Gerüchte nach dem Ende der Dreharbeiten im Herbst 2021 auf dezidierte Nachfrage – nicht nur für uns glaubhaft – versichert, dass die Gerüchte um seine Person falsch seien". Von den "schwerwiegenden Handlungen", die Teichtmeister den Strafverfolgungsbehörden gestanden haben soll, hätte man erst am 13. Jänner aus den Medien erfahren.

Man habe inzwischen Produzenten, Verleiher und Finanziers international informiert, ebenso die Oscar-Academy. Doch: "Wir wünschen uns, dass die schweren Verfehlungen eines Darstellers nicht die unglaubliche Leistung des gesamten Casts und der wunderbaren Crew des Films zerstören."

Im Cineplexx-Programm gestrichen

Erst einmal dürfte sich also nicht viel ändern. In einer Aussendung ist keine Rede davon, dass der Film aus dem internationalen Verleihgeschäft oder von den Oscars zurückgezogen würde. Hier sind nun Verleiher und Kinos selbst am Zug: In den Spielplanübersichten der Cineplexx-Kinos scheint der Film schon jetzt nicht mehr auf, er wurde noch am Freitag aus dem Programm genommen.

Kreutzer, die auch das Drehbuch geschrieben hat, wird in dem Statement weiters zitiert: "Ich bin traurig und wütend, dass ein feministischer Film, an dem mehr als 300 Menschen aus ganz Europa jahrelang gearbeitet haben, durch die grauenvollen Handlungen einer Person so beschmutzt und beschädigt wird. Noch trauriger und wütender macht mich, in welchem Ausmaß Videos und Fotos von sexualisierter Gewalt gegen Kinder produziert, verbreitet und konsumiert werden."

"Corsage" bleibt Oscar-Kandidat

Eine Stellungnahme des Fachverbands Film- und Musikwirtschaft verkündete kurz darauf, Corsage bleibe der österreichische Kandidat für den Auslands-Oscar. Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des Fachverbands, verurteilt in der Aussendung "die pädokriminellen Handlungen des Schauspielers Florian Teichtmeister und prinzipiell jede Form von sexuellem Missbrauch sowie die Herstellung, die Verbreitung und den Konsum von Bildern sexuellen Missbrauchs auf das Schärfste. Umso wichtiger ist es, dass das Schweigen gebrochen wurde und Anklage erhoben wird."

Doch sei festzuhalten: "Teichtmeister ist nicht Corsage, und seine Person ist von der herausragenden künstlerischen Leistung der Regisseurin Marie Kreutzer und dem Film Corsage selbst klar zu trennen. In diesem Sinne hat der Fachverband in Absprache mit der Regisseurin und den Produzent:innen und nach Kontaktaufnahme mit der Academy of Motion Picture Arts and Sciences entschieden, dass Corsage als österreichischer Beitrag zum Oscar 2023 nominiert bleibt." (wurm, 15.1.2023)