Eine parlamentarische Sitzung in Kabul im Jahr 2019.

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Kabul – In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind eine ehemalige Parlamentsabgeordnete und ihr Leibwächter erschossen worden. Mursal Nabisada sei in der Nacht auf Sonntag "zusammen mit einem ihrer Leibwächter in ihrem Haus erschossen" worden, sagte ein Polizeisprecher. Bei dem Angriff wurde demnach auch ein Bruder der Ex-Abgeordneten verletzt.

Die 32-jährige Nabisada stammte aus der östlichen Provinz Nangarhar und war 2018 als Parlamentsabgeordnete aus Kabul gewählt worden. Die ehemalige Abgeordnete Mariam Solaimanchil bezeichnete sie auf Twitter als "furchtlose Vorkämpferin für Afghanistan" und als "wahre Pionierin (...), die für das eintrat, an das sie glaubte, selbst im Angesicht der Gefahr." Obwohl sie Afghanistan hätte verlassen können, habe sie sich entschieden zu bleiben und für ihr Volk zu kämpfen.

"Ich bin traurig und wütend und möchte, dass die Welt es erfährt", twitterte Hannah Neumann, Mitglied des Europäischen Parlaments. Nabisada sei im Dunkeln getötet worden, doch die Taliban "etablieren ihr System der Geschlechter-Apartheid im vollen Tageslicht".

Frauen aus dem öffentlichen Leben verdrängt

Während der zwei Jahrzehnte der von den USA angeführten Stabilisierungsmission in Afghanistan waren viele Frauen in dem Land wichtigen Positionen tätig, etwa als Richterinnen, Journalistinnen und Politikerinnen. Seit der Rückkehr an die Macht der Taliban im August 2021 wurden Frauen rasch aus fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens verdrängt.

Ihnen wurde der Zugang zu Bildung, zu Berufen im öffentlichen Sektor und sogar der Besuch öffentlicher Parks verboten. Außerdem müssen sich Frauen nach Anordnung der Taliban in der Öffentlichkeit bedecken, möglichst mit einem Ganzkörperschleier. (APA, 15.1.2023)