Der Palast und die Königsfamilie schweigen zu den Vorwürfen Harrys.

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London – Nach einem tagelangen Feuerwerk der Vorwürfe Prinz Harrys (38) gegen die Royals in Interviews und in seiner Autobiografie hat es am Wochenende Anzeichen für eine mögliche künftige Annäherung gegeben. Harry wolle mit seinem Vater, König Charles III., und seinem Bruder, Prinz William (40), ein "vernünftiges" Gespräch führen, sagte er dem britischen "Telegraph" in einem Exklusivinterview.

Er forderte aber auch, dass diese "Verantwortung übernehmen" und sich bei seiner Frau Meghan (41) entschuldigten, die er als Opfer einer vom Palast und Familienmitgliedern mitgetragenen Medienkampagne sieht. Der Palast und die Königsfamilie hatten zu den Vorwürfen Harrys eisern geschwiegen. Doch dass es tatsächlich bald zu einer Aussprache kommen könnte, legte am Sonntag ein Bericht in der "Sunday Times" nahe. Demnach gibt es in royalen Kreisen die Auffassung, dass eine Aussöhnung "der einzige Weg nach vorne" für die Royals sein könne. Dafür müssten aber beide Seiten Fehler eingestehen und Harry "seine Waffen niederlegen", berichtete das Blatt unter Berufung auf eine ungenannte royale Quelle. Mit "Waffen" ist die als Bedrohung wahrgenommene Möglichkeit weiterer Veröffentlichungen gemeint.

Nicht alles öffentlich gemacht

Zu seinen kürzlich erschienenen Memoiren mit dem Titel "Spare" (zu Deutsch: "Reserve") hatte Harry dem "Telegraph" gesagt, er habe Stoff für zwei Bücher gehabt. Es gebe aber ein paar Sachen, die passiert seien, "besonders zwischen mir und meinem Bruder, und zu einem gewissen Maß zwischen mir und meinem Vater, von denen ich nicht will, dass die Welt sie weiß", so Harry weiter. Hintergrund sei, dass er nicht glaube, dass ihm die beiden vergeben könnten, wenn er auch das öffentlich machen würde. Das sei aber womöglich schon nach der jetzigen Veröffentlichung der Fall, gestand er ein. Doch er sei bereit, seinem Vater und seinem Bruder alles zu vergeben, sagte Harry.

In seiner Autobiografie schildert Harry sein Leben im Schatten seines älteren Bruders und wie er mit dem frühen Tod seiner Mutter, Prinzessin Diana, umging. Harry wirft seiner Familie auch vor, mit der Boulevardpresse, die er für den tödlichen Autounfall Dianas verantwortlich macht, gemeinsame Sache gemacht zu haben. Die schärfste Kritik bekommt sein Bruder William ab.

Mögliches Versöhnungstreffen steht bevor

Laut dem Bericht der "Sunday Times" könne es schon in den kommenden Wochen oder Monaten zu einem Versöhnungstreffen kommen, noch vor der geplanten Krönung am 6. Mai. "Es wird Flexibilität von allen Seiten erfordern, aber es ist möglich, es ist reparabel", zitierte das Blatt die Quelle, die dem König nahestehen, aber gleichzeitig auch Harry und Meghan gut kennen soll.

Zuerst müsse ein Treffen zwischen Harry, Prinz William und König Charles mitsamt neutralen Vermittlern stattfinden. Später sollten auch die Ehefrauen miteinbezogen werden. Die Royals müssten zu Harry sagen: "Wir können den Schmerz nachvollziehen, den du erfahren hast", so die Quelle laut "Sunday Times". Eine Aussöhnung müsse unbedingt vor der Krönung erreicht werden, damit der Tag nicht überschattet werde. William brenne zwar innerlich vor Wut über seinen Bruder, so der Bericht weiter, aber verstehe, "was zum Wohl des Landes getan werden müsse".

In dem "Sunday Times"-Bericht stecken jedoch auch mehrere Sticheleien gegen Harry. So heißt es unter anderem, Harry müsse "seinen Messias-Komplex" hinter sich lassen. (APA, 15.1.2023)