Eh cool – aber nicht so richtig: John Krasinski alias Jack Ryan.

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Als Tom Clancy 1984 die Romanfigur Jack Ryan schuf, ahnte er wohl selber noch nicht, dass er damit wohl den Prototyp aller All-American-Lieblingsschwiegersohn-Heroes erfunden hatte.

Seit Jagd auf Roter Oktober (1990 mit Alec Baldwin verfilmt) ist der akademisch vorbelastete CIA-Agent Markenzeichen eines Unterhaltungsimperiums geworden. Klar, dass es aus dem "Ryanverse" über kurz oder lang auch eine TV-Serie geben musste. Und deren dritte Staffel kann nach längerer, pandemiebedingter Wartezeit nun endlich gestreamt werden.

Völlig aus der Zeit gefallen

Endlich? Na ja ... Nachdem Jack in der ersten Staffel syrische Terroristen zur Strecke und in der zweiten venezolanische Halunken unschädlich machen musste, hat er es dieses Mal mit russischen Sowjet-Nostalgikern zu tun. Oje, echt jetzt? Im Jahr 2023?

Schon klar: Das Serienkonzept existierte schon lange vor dem russischen Überfall auf die Ukraine – das ändert aber nichts daran, dass der Plot völlig aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Gerade ein einziges Mal wird, wahrscheinlich in letzter Minute hastig ins Drehbuch geschrieben, auf die Ukraine Bezug genommen. Ansonsten wäre die dritte Staffel am besten in den 1990er-Jahren aufgehoben gewesen.

Wieder mal die Welt retten

Immerhin: Die Action-Inszenierung – unter anderem in Wien – lässt kaum Wünsche offen. Und auch wenn der Held ordentliche Blessuren davonträgt: Er darf wieder einmal die Welt retten. Selbst wenn er vom Jäger zum Gejagten wird. Und das alles natürlich mit reichlich US-Pathos garniert.

Und John Krasinski alias Jack Ryan? Eh cool – aber nicht so richtig. Wer Krasinski als Jim Halpert in der Longrunner-Serie The Office gesehen hat, tut sich für alle Ewigkeit schwer, im Sonnyboy einen Action-Man zu sehen. Trotz aller brav antrainierten Muckis. (Gianluca Wallisch, 16.1.2023)