Wer plant, ein Auto zu kaufen, wird sich wohl relativ früh im Entscheidungsprozess für oder gegen einen Mini entscheiden. Für viele kommt so etwas gar nicht infrage, und für andere ist es ein Traumauto. Minis sind doch etwas Eigenes, und auch wenn sich die Marke gern an andere Segmente herantastet, ist der Dreitürer immer noch der wahre Kern, die Essenz.

Mit nur 3,9 Meter Länge perfekt für den wohlhabenden Stadtbewohner.
Foto: Andreas Stockinger

Aber kaum jemand braucht einen Mini, nein, es ist eine Frage des Wollens, und das Marketing spiegelt diese Tatsache wider. Hier wird nicht mit langweiligen Parametern wie Effizienz oder Stauraumvolumen angegeben. Mini verkauft a) einen Lifestyle, einen Vibe, mit drolligen Eigenheiten und dem ikonischen Design und b) eine Menge Fahrspaß, mit einem 2,0-Liter-Turbobenziner in einem 1,3-Tonnen-Flitzer. Und während a) reine Geschmacksache ist, kann man das Amüsement, mit diesem Gokart durch die Gegend zu düsen, keinesfalls abstreiten.

Schamlos britisch

Was kann man zum Design sagen? Es ist ein Mini. Sie wissen vermutlich, wie die ausschauen. Erwähnenswert ist vielleicht der Trim. Oben abgebildet ist die Resolute Edition, die gibt es ausschließlich in diesem dunkelgrünen Lack, der wirklich ausgesprochen britisch wirkt, insofern eine Farbe britisch sein kann. Oberflächige Details sind bronzen und bilden einen hübschen Kontrast zum sogenannten Rebel Green. Wenn man sich schon einen Mini zulegt, wäre es fast schon schade, ihn in ein unauffälliges Grausilber zu kleiden. Der Union Jack in den Hecklichtern darf natürlich auch nicht fehlen, um wirklich zweifelsfrei die Herkunft zu bestätigen.

Diese Automarke stammt aus einem westeuropäischem Inselstaat, wissen Sie aus welchen?
Foto: Andreas Stockinger

Auch innen drin versucht der Fassbinder S, möglichst ungewöhnlich zu sein. Wo sich ein simpleres Auto mit normalen Druckknöpfen zufriedengegeben hätte, verbaut Mini kleine Kippschalter, ähnlich wie die in einem Cockpit. So kann man sich fühlen wie ein Pilot, der gerade den Startvorgang einleitet, besonders wenn daraufhin das Head-up-Display automatisch aus dem Armaturenbrett herausfährt. Verwendet hab ich es kaum, der normale Instrumentencluster liegt nur wenige Zentimeter darunter und schaut dann doch ein bisschen besser aus.

Die Mittelkonsole wird sehr prominent von einem riesigen Kreis dominiert, in dem leider ein ordinärer rechteckiger Bordcomputer sitzt. Runde Bildschirme sind teuer. Stattdessen ist der Rand des Kreises beleuchtet, der so, gemeinsam mit der Ambient-Beleuchtung, auch indirekt Information an den Fahrer übermitteln kann, ein Konzept, von dem der BMW-Konzern anscheinend sehr angetan ist. Wenn man die Lautstärke erhöht, füllt sich der Bogen graduell im Uhrzeigersinn auf und wenn man kurz davor ist, einen Parkschaden zu verursachen, leuchtet er grell rot, für die visuellen Lerntypen, die vom Piepsen noch nicht überzeugt wurden.

Der Blinkerhebel rastet nicht ein, der Rückwärtsgang ist links vorne und wird nur durch einen erhöhten Widerstand vor unabsichtlichem Einlegen bewahrt und die kabellose Ladestation fürs Handy ist unter der Armlehne.
Wen das alles nicht stört, wird sich in diesem Innenraum sicher wohlfühlen.
Foto: Andreas Stockinger

Die Software ist ebenso eigen wie der Rest des Fahrzeugs, was hier eher ein Nachteil ist. Schaltflächen sind teilweise winzig und werden aus Fahrerperspektive vom Rahmen verdeckt. Selbst wenn man sie trifft, weiß man nie genau, in welches Untermenü sie einen befördern.

Flinker Gentleman

Diese Ablenkungen sind allerdings bei schneller Fahrt schnell vergessen. In so einem kleinen Paket fühlen sich 180 PS und 130 km/h deutlich rasanter an, als man glauben würde. Der Schalthebel klickt hervorragend in die Gänge, und auch im Fünften oder Sechsten fehlt es nie an Drehmoment.

Hat man’s besonders eilig, wechselt man vom etwas unglücklich getauften Fahrmodus "Mid" zu "Sport" und bemerkt, dass der leider sehr merkbar ein gefälschtes Motorengeräusch produziert. Ist zwar ein bisschen peinlich, während man an der roten Ampel steht, aber zum Glück kann man sich ja relativ schnell aus dem Staub machen.

Ein Respektabler Kofferraum für ein Stadtgefährt.
Foto: Andreas Stockinger

Für Mini-Liebhaber stellt der Cooper S sicher eine ausgezeichnete Wahl dar, wer hingegen einfach nur ein kleines, flottes Stadtgefährt sucht, findet aber natürlich günstigere Angebote. Deutlich günstigere, hoffentlich. (Felix Pisecker, 11.2.2023)