Es ist kein Wunder, dass eine Begegnung mit ihnen so selten ist: Der Riesenkalmar (Architeuthis dux) und sein naher Verwandter, der Kolosskalmar (Mesonychoteuthis hamiltoni), verbringen die meiste Zeit ihres Lebens fernab der Küsten in den lichtlosen Regionen hunderte Meter unter dem Meeresspiegel. Wie groß diese Tiere werden können, ist immer noch Gegenstand von Diskussionen – was bisher nachgewiesen werden konnte, ist beeindruckend genug.

Einige Exemplare von Architeuthis dux waren mindestens zwölf Meter lang und über hundert Kilogramm schwer. Doch für eine gesicherte Aussage über die Größenverhältnisse ist die Stichprobe deutlich zu klein: Weniger als 1.000 Exemplare konnten bisher nachgewiesen werden, die überwiegende Mehrzahl davon wurde tot und in einem sehr schlechten Zustand angespült.

Video: Der Riesenkalmar wirkt auf den Bildern geschwächt.
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Neueste Beobachtung

Die meisten der vereinzelten Lebendsichtungen und noch selteneren Fotos und Videoaufnahmen schwimmender Riesenkalmare gelangen bisher vor den Küsten Japans. Von dort stammen auch die neuesten Beobachtungen, über die japanische Medien, darunter der Sender NHK, aktuell berichtet haben. Demnach fand die Begegnung zwischen Mensch und Riesenkalmar vor der Nekozaki-Halbinsel in der Präfektur Hyogo im Westen Japans statt.

Eine Taucherin und ein Taucher entdeckten den an der Wasseroberfläche schwimmenden Körper am Freitag vor einer Woche nahe der Stadt Stadt Toyooka. Das Paar beobachtete den Tintenfisch mit einer Mantellänge von rund 2,5 Metern über eine längere Zeit hinweg, dabei entstanden auch einige Filmaufnahmen. Auf den Bildern wirkt der Kalmar etwas ramponiert und insgesamt geschwächt. Wie die beiden Tauchlehrer berichteten, habe sich der Kalmar nach etwa 30 Minuten von der Küste entfernt und sei in tieferes Gewässer abgetaucht.

Wahrscheinlich ein Jungtier

Kubodera Tsunemi, Riesenkalmar-Experte vom National Museum of Nature and Science, bestätigt, dass es sich bei dem auf dem Video festgehaltenen Tier um einen Architeuthis dux handeln dürfte. Aufgrund seiner vergleichsweise geringen Größe sei das wahrscheinlich ein Jungtier, so der Zoologe. Nach dem, was auf dem Video zu erkennen ist, könnte das Exemplar etwa ein oder zwei Jahre alt sein, meinte Tsunemi. Riesenkalmare würden zwar an der japanischen Küste mehrmals im Jahr gesichtet, Fotos und Filmaufnahmen von einem schwimmenden Kalmar seien dagegen äußerst selten.

Video: Im April letzten Jahres wurde an der Küste der japanischen Präfektur Fukui ein sterbender Architeuthis angetrieben.
Nippon TV News 24 Japan

Zuletzt gelangen im April 2022 Videoaufnahmen von einem Riesenkalmar in Küstennähe. Die damaligen Videos zeigten ebenfalls ein geschwächtes Tier, das kurz nach seiner Entdeckung verendet sein soll. Im August des Vorjahrs wurden Videoaufnahmen von 2021 veröffentlicht, die Architeuthis dux erstmals bei der Jagd in seinem natürlichen Lebensraum zeigen sollen. (tberg, 16.1.2023)